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Massemonster Sagittarius A* Magnetfeld um das schwarze Loch in Milchstraße erstmals fotografiert

Im Zentrum unserer Heimatgalaxie verschlingt ein schwarzes Loch massenweise Materie. Nun hat ein Fachteam das dortige Magnetfeld untersucht. Es sorgt womöglich dafür, dass Gas dem Sog teilweise entkommt.
Schwarzes Loch in der Milchstraße: Das erste Foto veröffentlichten EHT-Forschende bereits im Jahr 2022

Schwarzes Loch in der Milchstraße: Das erste Foto veröffentlichten EHT-Forschende bereits im Jahr 2022

Foto: European Southern Observatory / REUTERS

Von dem großen schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße geht ein starkes, geordnetes Magnetfeld aus. Das zeigen Beobachtungen mit dem »Event Horizon Telescope« (EHT), einem Netz von acht über die ganze Welt verteilten Radioteleskopanlagen. Die Struktur dieses Magnetfelds sei jenem des supermassereichen schwarzen Lochs in der Galaxie M87  überraschend ähnlich, berichten Wissenschaftler des EHT-Teams in zwei Artikeln  im Fachblatt »Astrophysical Journal Letters« .

»Indem wir polarisierte Strahlung von dem heißen, glühenden Gas in der Umgebung schwarzer Löcher beobachten, können wir die Struktur und die Stärke eines dort vorhandenen Magnetfelds bestimmen«, sagt Angelo Ricarte vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics in den USA. Er ist einer der leitenden Wissenschaftler der EHT-Kollaboration. Licht und Radiostrahlung sind Schwingungen elektrischer und magnetischer Felder. Bei polarisierter Strahlung schwingen diese Felder nicht beliebig, sondern in einer festen Richtung.

Ähnlichkeiten mit dem schwarzen Loch in M87

Die von den Astronomen gemessene Radiostrahlung entsteht durch die Bewegung elektrisch geladener Teilchen. Magnetfelder beeinflussen diese Bewegung – und ein geordnetes Magnetfeld führt deshalb zu polarisierter Strahlung. »So erkennen wir an der Strahlung, dass es ein starkes Magnetfeld nahe dem schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße gibt«, sagt Sara Issaoun vom EHT-Team, ebenfalls vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics. »Und wir sehen auch, dass dieses Magnetfeld jenem bei dem viel größeren schwarzen Loch in M87 ähnelt.« Aus seinen Daten hat das Team ein Bild des Magnetfelds erstellt.

Das von den Astronomen Sagittarius A* genannte schwarze Loch im Herzen der Milchstraße ist 27.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und enthält etwa das Viermillionenfache der Sonnenmasse. Im Gegensatz dazu enthält das schwarze Loch im Zentrum der 55 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie M87 6,6 Milliarden Sonnenmassen. »Starke, geordnete Magnetfelder scheinen also – unabhängig von der Masse – charakteristisch für schwarze Löcher zu sein«, folgert Mariafelicia De Laurentis von der Universität Neapel in Italien.

Vermutlich regulieren die Magnetfelder den Zustrom von Gas aus der Umgebung auf das schwarze Loch. Mehr noch: Nicht das gesamte auf das schwarze Loch zuströmende Gas fällt auch tatsächlich hinein. Ein Teil des Gases wird durch das Magnetfeld abgelenkt und schießt – zu einem engen Materiestrahl gebündelt – Tausende von Lichtjahren weit ins All hinaus. Solche »Jets« sehen Astronomen bei vielen supermassereichen schwarzen Löchern in fernen Galaxien, so auch bei M87.

Sagittarius A* erneut unter Beobachtung

Bei dem zentralen schwarzen Loch in unserer Milchstraße konnten die Forscher bislang allerdings keine Materiestrahlen aufspüren. Doch die Ähnlichkeit der Magnetfelder bei M87 und Sagittarius A* lasse vermuten, dass es solche Jets auch hier gebe, so De Laurentis: »Wir müssen sie nur finden.« Das könnte schon bald geschehen, denn bereits im April soll das EHT Sagittarius A* erneut beobachten.

Und die Beobachtungen mit dem weltweiten Teleskopverbund werden immer besser: Neue Teleskope kommen hinzu, eine Verbesserung der Technik erlaubt es, einen größeren Bereich an Frequenzen abzudecken und steigert die Empfindlichkeit der Empfänger. »Mit der Beobachtung der polarisierten Strahlung«, so Ricarte, »können wir enorm viel über die Physik schwarzer Löcher lernen, über die Eigenschaften des Gases in der Umgebung und über die Art und Weise, wie es in das schwarze Loch hineinströmt.«

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels stand in einer Bildunterschrift ETH statt EHT. Wir haben den Fehler korrigiert.

alw/dpa