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Skandalinstitut in Thüringen »Effenberg-Bank« ist vorerst gerettet

Rund 250 Millionen Euro Verlust drohen der kleinen Thüringer Volksbank Schmalkalden, doch Genossen wollten die Sanierung platzen lassen. Nun hat die Generalversammlung anders entschieden.
Filiale der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden in Erfurt

Filiale der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden in Erfurt

Foto: ari / IMAGO

Die angeschlagene Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden erhält Unterstützung aus dem Sicherungsfonds der deutschen Genossenschaftsbanken. Die Einlagen ihrer Kunden sowie Genossenschaftsanteile seien damit sicher, sagte der von der Finanzaufsicht Bafin eingesetzte Verwalter Christian Gervais auf einer außerordentlichen Generalversammlung am Dienstag in Erfurt, wie die Bank mitteilte. Die von den Mitgliedern der Genossenschaftsbank initiierte Versammlung war nicht öffentlich. Fast 2300 Mitglieder seien anwesend oder durch Vollmacht repräsentiert gewesen.

Nach SPIEGEL-Informationen drohen der kleinen Bank Verluste von 250 Millionen Euro, weit mehr als sie Eigenkapital hat. Die Schieflage hatte auch außerhalb Thüringens für Interesse gesorgt, weil sie im Volksmund als »Effenberg-Bank« bezeichnet wird. Der ehemalige Profifußballer Stefan Effenberg soll für sie zeitweise beratend tätig gewesen sein, wenn es um Kredite an Fußballvereine ging.

Die Schieflage der Bank sei durch einen massiven Bedarf an Wertberichtigungen auf Kredite, Immobilien und Beteiligungen entstanden, habe Gervais laut Mitteilung erklärt. Er war Ende 2023 von der Bafin als Sonderbeauftragter mit Geschäftsleitungsfunktion zu der VR-Bank in Südthüringen entsandt worden.

Die Generalversammlung war mit Spannung erwartet worden, weil sich Genossen der Bank auf einer Vorbereitungssitzung dafür ausgesprochen hatten, bei Immobiliengeschäften ab einer Höhe von zehn Millionen Euro die Generalversammlung zustimmen lassen zu müssen. Das hätte die Sanierung der Bank durch die Sicherungseinrichtung des Volksbankenverbands BVR erheblich erschwert.

Ruinöser Expansionskurs

Laut der Volksbank gab es bei der Generalversammlung aber keine Zustimmung zu einer entsprechenden Satzungsänderung. Verwalter Gervais wertete das Treffen als »Schritt hin zur Normalisierung und Zukunftssicherung der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden«. Gewählt wurde ein neuer Aufsichtsrat, der den im Dezember zurückgetretenen ersetzt.

Unter ihrem früheren Chef Stefan Siebert hatte die Bank einen hochriskanten, ruinösen Expansionskurs gefahren, darunter Kredite an dubiose Geschäftspartner, verdächtig überteuerte Immobiliengeschäfte, Investments in heiliges Wasser, Landmaschinen, Ruhrgebietspuffs, eine Expresswäscherei. Siebert selbst lässt dazu über einen Anwalt ausrichten, dass alle »geschäftlichen Entscheidungen anhand zulässiger strategischer und wirtschaftlicher Erwägungen sowie unter Einbeziehungen externer Berater getroffen« und »Gremienvorbehalte beachtet« worden seien. Die Volksbank mit Hauptsitz in Bad Salzungen hatte bis zum Bekanntwerden der Probleme nach eigenen Angaben knapp 51.000 Kunden bei einer Bilanzsumme von rund 1,5 Milliarden Euro.

Die Sicherungsfonds der Banken in Deutschland dienen dazu, dass Geldhäuser in finanziellen Schwierigkeiten Hilfe bekommen, um eine Insolvenz abzuwenden. In jedem Mitgliedstaat der Europäischen Union wird durch nationale Einlagensicherungssysteme garantiert, dass je Bank bis zu 100.000 Euro pro Kunde gesichert sind. Über diesen gesetzlichen Schutz hinaus sichern hierzulande fast alle Geldhäuser Spargelder zusätzlich ab.

fdi/dpa

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