Schwierige Rahmenbedingungen, rapide gestiegene Lebensmittel- und Treibstoffpreise sowie die
anhaltende Corona-Pandemie und damit verbundene regionale Lockdowns belasteten im vergangenen
Geschäftsjahr die wirtschaftliche Entwicklung und verlangsamten das Wirtschaftswachstum. Dennoch
legte Liebherr beim Umsatz gegenüber dem Vorjahr deutlich zu. So hat die Firmengruppe in zehn ihrer 13
Produktsegmente teils deutliche Umsatzsteigerungen erzielt. Sie übertraf damit ihren bisherigen
Umsatzrekord aus dem Jahr 2021 um 950 Mio. EUR.
Der Umsatz in den sieben
Produktsegmenten Erdbewegungsmaschinen, Materialumschlagmaschinen, Spezialtiefbaumaschinen,
Mobil- und Raupenkrane, Turmdrehkrane, Betontechnik und Mining betrug insgesamt 8.561 Mio. EUR und
lag damit 6,9 % über dem Vorjahresniveau. In den sechs Produktsegmenten Maritime Krane, Aerospace
und Verkehrstechnik, Verzahntechnik und Automationssysteme, Kühl- und Gefriergeräte, Komponenten
und Hotels erzielte Liebherr einen Gesamtumsatz von 4.028 Mio. EUR, was einem Zuwachs von 11 %
gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Innerhalb der Europäischen Union, der für die Firmengruppe
traditionell stärksten Absatzregion, konnte der Umsatz leicht gesteigert werden. Die Wachstumsraten in
den EU-Märkten schwankten, wobei sich insbesondere in den Niederlanden und Italien das Geschäft
positiv entwickelt hat. In Nordamerika sowie in Mittel- und Südamerika entwickelte sich Liebherr äußerst
positiv, wobei starke Wachstumsimpulse aus den USA und Kanada sowie erneut aus Brasilien kamen. Ein
erfreuliches Plus verzeichnete die Firmengruppe auch in Afrika sowie im Nahen und Mittleren Osten.
Leicht über dem Niveau des Vorjahres lag der Umsatz in Asien und Ozeanien.
Die Firmengruppe
Liebherr erzielte 2022 ein Jahresergebnis von 2 Mio. EUR. Betriebs- und Finanzergebnis haben im
Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen. Erneut gewachsen ist im Geschäftsjahr 2022 die
Mitarbeiterzahl. Zum Jahresende beschäftigte die Firmengruppe Liebherr weltweit insgesamt 51.321
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 1.710 mehr als im Vorjahr.
Traditionell hohe Investitionen in
Forschung und Entwicklung
Als Technologieunternehmen verfolgt die Firmengruppe das Ziel,
den technologischen Fortschritt in den für Liebherr relevanten Branchen maßgeblich mitzugestalten. Im
vergangenen Jahr investierte die Firmengruppe deshalb 588 Mio. EUR in Forschung und Entwicklung. Ein
Großteil davon floss in die Entwicklung neuer Produkte. Zahlreiche Kooperationen mit Universitäten,
Hochschulen und Forschungsinstituten wurden initiiert oder fortgesetzt.
Ein Schwerpunkt der
Forschungsprojekte bei Liebherr sind weiterhin alternative Antriebe. Im Rahmen ihres technologieoffenen
Ansatzes, der unterschiedlichste Einsatzgebiete und Produktanforderungen von Kunden weltweit
berücksichtigt, arbeitet die Firmengruppe unter anderem am verstärkten Einsatz von hydrierten
Pflanzenölen (HVO). Der aus erneuerbaren Energiequellen gewonnene Kraftstoff kann in einem Großteil
der Liebherr-Baumaschinen, Krane und Miningmaschinen unmittelbar zum Einsatz kommen und so auch
die CO2-Emissionen von Bestandsflotten deutlich reduzieren. Eine absolute Neuheit ist der R 9XX H2: Der
mit dem Bauma-Innovationspreis für Klimaschutz ausgezeichnete Raupenbagger wird mit dem
Wasserstoff-Verbrennungsmotor H966 von Liebherr betrieben und stößt im Baustellenbetrieb fast kein
CO2 aus. Liebherr setzte außerdem seine Forschung auf dem Gebiet der Brennstoffzellensysteme für die
Luftfahrtindustrie fort. Das erste dieser Systeme konnte in 2022 erfolgreich in Betrieb genommen werden.
Auf dem Gebiet der elektrischen Antriebe zählt Liebherr seit dem abgelaufenen Geschäftsjahr
sechs neue Modelle zu seiner Unplugged-Reihe, die aus batteriebetriebenen, lokal emissionsfreien
Raupenkranen sowie Ramm- und Bohrgeräten bis 400 Tonnen besteht. Darüber hinaus ist der neue
Kompaktkran LTC 1050-3.1 E zusätzlich zum konventionellen Antrieb mit einem Elektromotor ausgestattet.
Eine weitere Neuentwicklung von Liebherr ist das mobile Energiespeichersystem Liduro Power Port (LPO)
zur Stromversorgung hybrider oder vollelektrischer Baumaschinen und Anlagen auf Baustellen.
Zu den Entwicklungsschwerpunkten der Firmengruppe zählt auch die Digitalisierung. Die neue LICCON3-
Kransteuerung in den Modellen LTM 1110-5.2 und LTM 1100-5.3 legte den Grundstein für eine neue,
digitalisierte Generation von Mobilkranen. Weiterentwickelt wurde unter anderem LiTool, ein Auslegungs-
und Simulationsprogramm für erhöhte Qualität von Verzahnwerkzeugen. Im Bereich der Komponenten
setzte Liebherr verschiedene Kamera-Monitor-Systeme und Rundumsichtlösungen um. Um in der
Betontechnik Daten zur Prozessoptimierung sammeln und aufbereiten zu können, startete im Berichtsjahr
die Entwicklung einer Software für Steuerungstechnik. Zudem wurden in mehreren Produktsegmenten die
bestehenden Technologien zur Fernsteuerung, Automatisierung und Vernetzung optimiert. Gearbeitet
wurde zum Beispiel am Teleoperations-System Liebherr-Remote-Control (LiReCon). Mit ihm lassen sich
sowohl Krane als auch Erdbewegungsmaschinen wie Bagger, Radlader und Planierraupen sicher und
komfortabel aus der Ferne steuern. Liebherr hat im vergangenen Jahr auch im Bereich Assistenzsysteme
weiterentwickelt. Hervorzuheben ist etwa die Erweiterung der Assistenzsysteme für Mining-Trucks um die
Trolley Guidance- und Crusher Guidance-Systeme, welche die Bedieneffizienz und die Betriebssicherheit
erhöhen.
Investitionen in Produktion, Vertrieb und Service
Investitionen in Höhe
von 863 Mio. EUR flossen in die Produktionsstätten und das weltweite Vertriebs- und Servicenetz. Die
Investitionen erhöhten sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 121 Mio. EUR. Dem stehen
Abschreibungen in Höhe von 528 Mio. EUR gegenüber. So baute die Firmengruppe ihre Vertriebs- und
Serviceaktivitäten auf dem französischen Markt aus und erweiterte die Liebherr Distribution et Services
France SAS um eine neue Zweigstelle, die sich in Taverny bei Paris befindet. Im Segment Aerospace und
Verkehrstechnik eröffnete Liebherr eine Reparaturwerkstatt in Singapur und beantragte eine Erweiterung
des Standortes in Campsas bei Toulouse (Frankreich), um dort die Herstellung von Wärmetauschern
auszuweiten. Um die Aufarbeitung von gebrauchten Bauteilen weiter auszubauen und somit einen
wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten, begann Liebherr am Standort Jakarta (Indonesien)
mit dem Bau eines neuen Remanufacturing-Workshops. In Österreich setzte Liebherr am Standort Telfs
den Bau eines neuen Logistikzentrums fort. Dort wird zukünftig der größte Teil des Produktionsmaterials
gelagert. In Oberopfingen (Deutschland) wurden die Baumaßnahmen für ein neues Hydraulikzylinder-
Werk initiiert und im Segment der Turmdrehkrane plant Liebherr am Fertigungsstandort Pune (Indien) eine
Erweiterung der bestehenden Fabrikhalle. Mit der Eröffnung der neuen Reparaturniederlassung in
Ehingen-Berg (Deutschland) ging Liebherr den ersten Schritt einer großflächigen Werkserweiterung am
Standort Ehingen, die höhere Produktionskapazitäten und eine Optimierung der Serviceangebote
ermöglicht. Bis 2024 sollen alle Projektmaßnahmen an der Reparaturniederlassung in Ehingen-Berg
abgeschlossen sein. Des Weiteren investierte die Firmengruppe im Berichtsjahr intensiv in
emissionssenkende und energiesparende Maßnahmen an verschiedenen Standorten, wie beispielsweise
Photovoltaikanlagen, LEDs als Lichtquellen sowie die weitere emissionsarme Gestaltung des
Werksverkehrs durch elektrische Antriebe und die Verwendung von HVO.
Ausblick auf
2023
Die Firmengruppe Liebherr ist mit einer positiven Auftragslage in das Jahr 2023
gestartet. Hinsichtlich des Krieges in der Ukraine besteht allerdings weiterhin große Unsicherheit, ob und
inwiefern ein graduelles Nachlassen eintritt, die Sanktionen in Kraft bleiben und eine Gasmangellage,
welche Rationierungen zur Folge hätte, vermieden werden kann. Gleichzeitig bestehen noch immer
gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten bezüglich der Dauer und Verteilung des erwarteten Rückgangs der
Wirtschaftsaktivität in Europa, der Dauer der breiten Preissteigerungen bei vielen Gütern und
Dienstleistungen und der Knappheit bestimmter Rohstoffe und Arbeitskräfte. Gleiches gilt für Engpässe in
unterschiedlichen Lieferketten. Ebenfalls unklar ist, wie sich fiskal- und geldpolitische Maßnahmen auf die
Firmengruppe Liebherr auswirken. Gesamtwirtschaftlich kann jedoch die geringere Inflation Unsicherheiten
reduzieren und so die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen der Firmengruppe erhöhen. Nach
den erfolgreichen vergangenen Geschäftsjahren rechnet Liebherr auch für das Jahr 2023 mit einem
weiteren Umsatzwachstum.
Am Montag, den 3. April 2023, veröffentlicht die Firmengruppe
Liebherr ihren aktuellen Geschäftsbericht. Dieser enthält neben detaillierten Zahlen einen Magazinteil, der
auf das vergangene Geschäftsjahr zurückblickt. In einem Interview ziehen Dr. h.c. Dipl.-Kfm. Isolde
Liebherr, Dr. h.c. Dipl.-Ing. (ETH) Willi Liebherr, Jan Liebherr und Patricia Rüf ihr Fazit für 2022.
Pressekontakt:
Philipp Hirth
Head of Public Relations
Liebherr-International AG
Bulle / Schweiz
Telefon: +49 7351 / 41 - 4445
E-Mail: philipp.hirth@liebherr.com