Die drei mit Diesel betriebenen Limmatboote «Felix», «Regula» und «Turicum» haben ihr
Rentenalter erreicht. Immerhin haben sie dreissig Jahre auf dem Buckel und unzählige Fahrgäste
befördert. Bei ihrer 55-minütigen Rundfahrt zwischen Landesmuseum und Zürichhorn passieren die
flachen, mit einem Glasdach versehenen Boote sieben Brücken und bieten den Fahrgästen aus dem
In- und Ausland einen ungewohnten Blick auf die Wahrzeichen der Altstadt beidseits der Limmat. Sie
gehören im Sommer fast schon selbst zum Stadtbild von Zürich.
Zeitgleich zum Auftakt der
Sommersaison am 2. April werden sie durch drei neu gebaute, vollständig elektrisch betriebene
Boote ersetzt. Am 31. März 2023 wurden die drei Neulinge an einem Event auf der Werft in Zürich-
Wollishofen feierlich mit Champagner auf die Ihre neuen Namen getauft. Die Wahl der Namen ist aus
einem Wettbewerb unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft
hervorgegangen.
Zeitgemässer Komfort für Passagiere und Personal
Das
Glasdach ist auch bei den eLimmatbooten geblieben. Sobald man die paar Treppenstufen in den
Bauch des Schiffes hinuntersteigt, zeigen sich die Unterschiede zu den Vorgängern. Die
augenfälligste Veränderung ist die Anordnung der Sitze in Längs- statt in Querrichtung. Die u-förmige
Sitzbank bietet jetzt 60 statt 51 Fahrgästen Platz. Trotz begrenzten Dimensionen konnte ein
separater Bereich für den Schiffführer und den Kassier geschaffen werden.
Eine der
wichtigsten Neuerungen ist die Klimatisierung mittels einer reversiblen Wärmepumpe, die die Schiffe
kühlen und beheizen kann, was im Prinzip auch einen Betrieb im Winter ermöglichen würde. Des
Weiteren kommen im vorderen Bereich des Fahrgastraums auf beiden Seiten speziell
gekennzeichnete Sitze mit Haltegriffen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität hinzu. Eine
absenkbare Hebebühne ermöglicht den Zugang auch für Rollstuhlfahrer, die gegenwärtig erst an der
Station Landesmuseum über eine provisorisch eingerichtete Rampe ein- und aussteigen können.
Design und künstlerische Ausstattung mit Zürichbezug
Zwei Zürcher Künstler
schaffen einen starken Bezug der Limmatboote zu Zürich. Ihr schnittiges, fast schon spielzeugartig
anmutendes Aussehen verdanken die Boote dem auf Schiffe spezialisierten Designer Adrian Meier
und machen sie damit auch visuell zu einem Unikat. Für die Gestaltung des Innenraums hat die
Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft die aufstrebende Künstlerin Ona Sadkowsky gewinnen können.
Ihre comicartigen, knalligen Figuren zieren den Streifen Schiffswand unter der Fensterfront, die sie
eigens für die eLimmatboote kreiert hat.
Die alten Limmatboote: Den Ansprüchen und
Auflagen nicht mehr gewachsen
1992 und 1993 gebaut, erfüllen die alten Limmatboote
heute nicht mehr alle seither neu hinzugekommenen gesetzlichen Auflagen. Auch Ersatzteile für
Reparaturen sind nur noch mühsam zu beschaffen. Ausserdem wirkt sich der nur ungenügend vom
Fahrgastraum abgetrennte Steuerbereich störend auf die Konzentration des Bootsführers aus: Die
Flussrundfahrt ist aufgrund der Strömung, den schnell aufeinanderfolgenden Brückendurchfahrten
und auch des zunehmenden Verkehrsaufkommens im Seebecken technisch anspruchsvoll. Lange
Hitzeperioden und Rekordtemperaturen heizen die nicht klimatisierten Schiffe dermassen auf, dass
sie für Personal und Passagiere nicht mehr zumutbar sind und Fahrten mehrmals pro Saison
tagelang eingestellt werden müssen. «Felix», «Regula» und «Turicum» haben das Ende ihres
Lebensalters erreicht. Für die Zukunft der Limmatschifffahrt hat die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft
verschiedene Möglichkeiten gegeneinander abgewogen.
Ein Schritt in Richtung
Klimaneutralität
Für ZSG-Direktor Roman Knecht und das Geschäftsleitungsmitglied und
Leiter Technik Oliver Dali sowie Chefkapitän Pascal Wieders war bald klar, dass ein mit Diesel
betriebenes Schiff – sei es durch die umfassende Sanierung der alten Boote oder einen Neubau – in
verschiedener Hinsicht nicht rentiert. Deshalb hat man sich für den Umstieg auf einen vollelektrischen
Antrieb entschieden und den Auftrag ausgeschrieben. Das knapp sieben Millionen teure Projekt
wurde in Stralsund (D) vom deutschen Unternehmen Osteestaal und ihrer Tochterfirma Ampereship,
die eine über zehnjährige Erfahrung im Bau von elektrisch- oder solarbetriebenen Schiffen vorweisen
kann, umgesetzt. Für eine Fahrt mitten durch die Zürcher Innenstadt eignet sich diese Antriebsform
besonders gut: die neuen Boote stossen keine stinkenden Abgase aus, sind klimaneutral und nahezu
lautlos unterwegs. Rund 100 Tonnen CO2 können jährlich durch den Akkubetrieb eingespart werden.
Die fast fünf Tonnen schweren Batterien sollen selbst bei einer ausserordentlich starken
Strömung genügend Strom für eine Tagesschicht zur Verfügung haben. Geladen werden die Akkus
dann nachts auf der Werft in Zürich-Wollishofen mit Ökostrom der Elektrizitätswerke der Stadt Zürich
(EWZ).
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