Wohin geht es mir der digitalen Transformation? Wo stehen wir heute? Was sind verbreitete
Fehlvorstellungen, was digitale Transformation können muss? Diesen und weiteren Fragen ging Prof.
Dr. Bastian Widenmayer in seinem Keynote «Digitale Transformation – Quo vadis?» auf den Grund.
Sein Keynote bildete den thematischen Auftakt zum Abend. «Die digitale Transformation ist ein
bereits seit einigen Jahren dauernder Prozess. Anstatt digitale Transformation managen und
simplifizieren zu wollen, sollten wir vielmehr lernen, deren Komplexität auszuhalten und
Digitalisierung – beispielsweise im eigenen Unternehmen – zu reflektieren und sich die Frage zu
stellen, ob das, was man macht, auch tatsächlich das Richtige ist», führt Widenmayer aus. Prof. Dr.
Stefan Grösser, Leiter Wirtschaftsingenieurwesen an der Berner Fachhochschule, ergänzt:
«Instrumente, Methoden und Prozesse, welche die Digitalisierung ermöglichen, sind unabdingbar,
jedoch nicht der alleinige Schlüssel zum Erfolg. Viel wichtiger ist es, Personen auszubilden, die diese
richtig anwenden können und als Treiber des Wandels ihr Wissen in den Unternehmen wirksam
werden lassen.» Wirtschaftsingenieur*innen brächten genau diese Kompetenzen mit, um
fachübergreifend technische und wirtschaftliche Aspekte in Unternehmensabläufen,
Geschäftsmodellen und Lieferketten analysieren, interpretieren und optimieren zu können.
Vom datenbasierten Persona-Tool bis zum On-Demand Urban Air Mobility Netzwerk
Der WI-Award zeichnete dieses Jahr die besten Arbeiten in den Kategorien Bachelor und
Weiterbildungsmaster (MAS) aus. «Wir sind stolz, mit unserem schweizweiten Netzwerk aus
Partnerschulen unseren Beitrag zur Sichtbarkeit des Berufsbildes beitragen zu können. Die
eingereichten Arbeiten zeugen von der Vielfalt der Anwendungs- und Tätigkeitsgebiete: Von der
Produktion bis hin zum Marketing können Wirtschaftsingenieur*innen mit ihrer Arbeit eine
Schlüsselposition belegen», so Daniel Büchel, stellvertretender Präsident der Vereinigung
Wirtschaftsingenieure Schweiz. Die in den Diplomarbeiten bearbeiteten Fragestellungen zeigen auf,
wie breit, interdisziplinär und relevant die Arbeit von Wirtschaftsingenieur*innen für die Bewältigung
der aktuellen Herausforderungen in der Wirtschaft und Gesellschaft ist: Die nominierten
Abschlussarbeiten behandeln Themen von der Erstellung von Personas für Unternehmen anhand
von Daten aus Google Analytics bis hin zur Bearbeitung von strategischen und operativen Aspekten
für die Einführung eines städtischen «on-demand» Luftmobilität-Netzes in der Region Zürich. Die Jury
beurteilte die eingereichten Arbeiten nach Kriterien zur Wirtschaftlichkeit, Aufarbeitung des Themas,
zur Nachhaltigkeit und zum realen Praxisbezug bzw. zur Umsetzbarkeit. Überzeugen konnten
schliesslich die Bachelor-Arbeit «Datengestützte Prozess- und Kostenoptimierung für
Kommissionierung und Versand» von Alexander Zingrich (Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW)
sowie die Master-Arbeit «Development of an on-demand Urban Air Mobility network in the greater
Zurich Area» («Entwicklung eines bedarfsgesteuerten urbanen Luftmobilitätsnetzes im Grossraum
Zürich») von Fabiano Ulmke (Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW). Den
Publikumspreis für die beste Präsentation holte Sandro Gafner (BFH) für seine Bachelor-Arbeit
«Google Analytics as Basis for Creation of Personas».
Google Analytics als Basis für die
Erstellung von Personas
In seiner Bachelor-Arbeit untersucht Sandro Gafner (BFH), wie
Personas auf Basis von Google-Analytics-Daten erstellt werden können und wie die gefundene
Lösung in die Powdience-App integriert werden kann. Powdience ist ein Start-up und bietet ein Tool
an, mit dem Personas (fiktive Personen, die ein Kundensegment eines Unternehmens
repräsentieren) auf der Grundlage von realen Daten erstellt und validiert werden können. Der Einsatz
von Personas hilft Unternehmen, ihre Kunden anhand bestimmter Merkmale wie beispielsweise Alter,
Wohnort, Bildungshintergrund, soziales Umfeld und Interessen besser zu verstehen und Produkte
und Marketingstrategien besser auf das entsprechende Kundensegment abzustimmen.
Datengestützte Prozess- und Kostenoptimierung für Kommissionierung und Versand
In seiner Bachelor-Arbeit geht Alexander Zingrich (FHNW) der Frage nach, ob die Frachtkosten
eines mittelständischen Reifenhändlers optimiert werden können, da diese Kosten im eigenen ERP
nicht erfasst wurden und eine eigene Analyse somit nicht möglich war. Der Reifenhändler für
Autogaragen, Landwirtschaftsbetriebe, Mechaniker und Privatpersonen wählte den Spediteur für
seine Fracht situativ mit Heuristiken aus. Mit Methoden aus der Data Science wurden die Daten des
Spediteurs mathematisch analysiert und mit eigener Python-Software um Koordinaten, Informationen
und Kalkulationen ergänzt. Es wurden Fahrstrecken mit einer eigens gewichteten Karte verifiziert und
versucht, die Preisbildung des Spediteurs mit einer multiplen Regression abzubilden. Der bestehende
analoge, papierbasierte Kommissionierungs- und Versandprozess wurde im Zuge der Arbeit
analysiert und modelliert. Zingrich entwickelte drei Reifegrade für die Prozessoptimierung inklusive
einer eigenen OCR-Software, die die Post-Versandpreise von der Monatsabrechnung vollautomatisch
auslesen und speichern kann, um Anomalien bei den Preisen erkennen zu können.
Development of an on-demand Urban Air Mobility network in the greater Zurich Area
Die Idee zur Master-Arbeit von Fabiano Ulmke (ZHAW) stammt von Aurora Swiss Aerospace,
Luzern. Das Unternehmen befasst sich mit Ingenieurtätigkeiten im Bereich Urban Air Mobility. Die
Arbeit setzte sich mit strategischen und operativen Aspekten auseinander, die für die
Implementierung eines On-Demand Urban Air Mobility-Netzwerks mit eVTOL-Drohnen in der Region
Zürich erforderlich sind. Insbesondere durch eine Analyse von wirtschaftlichen, demografischen und
Mobilitätsdaten wurden potenziell attraktive Standorte für das Angebot eines Air-Taxis identifiziert. Für
jeden Standort wurden die erwartete Passagiernachfrage und die dazugehörigen Flugrouten definiert,
die es ermöglichen, jeden Punkt im Netzwerk zu erreichen. Schliesslich wurde ein
Netzwerksteuerungsalgorithmus entwickelt, der die Drohnen im System verwaltet und optimiert,
Passagieren eine Drohne je nach Verfügbarkeit zuweist und andere Drohnen je nach erwarteter
Nachfrage umleitet.
Nach dem Rotationsprinzip wird der WI-Award 2024 an einer anderen
Hochschule aus dem Netzwerk der Partnerschulen gastieren.
Partnerschulen: Berner
Fachhochschule, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Ostschweizer Fachhochschule OST,
Hochschule Luzern HSLU, Fernfachhochschule Schweiz FFHS und Zürcher Hochschule für
angewandte Wissenschaften ZHAW.
Was macht ein*e Wirtschaftsingenieur*in?
Ein*e Wirtschaftsingenieur*in entwirft Produkte, digitalisiert Lieferketten, optimiert Logistikabläufe
und Produktionsanlagen – Wirtschaftsingenieur*innen beschäftigen sich mit technischen und
wirtschaftlichen Fragen der digitalen Welt und bilden das Bindeglied zwischen Wirtschaft, Informatik
und Technik. In einer digitalen Welt, aus der Nachhaltigkeit nicht mehr wegzudenken ist, bringen sie
die besten Voraussetzungen mit, um eine Schlüsselposition in einem vernetzten, zukunfts- und
wettbewerbsfähigen Unternehmen einzunehmen. Die Berner Fachhochschule Technik und Informatik
bietet den Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen mit Möglichkeit auf ein anschliessendes Master-
Studium an. Lehre wie Forschung zeichnen sich an der Berner Fachhochschule durch eine
ausgeprägte Praxisnähe aus.
Ausführliche Informationen zum Bachelor-Studium, den
Zulassungsbedingungen und den Berufsperspektiven bietet die Webseite der BFH unter bfh.ch/wirtschaftsingenieurwesen oder der
Besuch einer Infoveranstaltung: bfh.ch/wirtschaftsingenieurwesen-info.
Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Grösser | Fachbereichsleiter
Wirtschaftsingenieurwesen | Berner Fachhochschule
stefan.groesser@bfh.ch |+41 32 321 62 75
Daniel Büchel | stv. Präsident
Vereinigung Wirtschaftsingenieure VWI Schweiz
daniel.buechel@vwischweiz.ch | +41 71 844 80 50
Dr. Reto Knaack | Studiengangleitung
Master of Science ZHAW in Engineering
ZHAW School of Engineering
reto.knaack@zhaw.ch | +41 58 934 74 69
Prof. Jörg Lagemann | Studiengangleiter
Wirtschaftsingenieurwesen | Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW
Hochschule für Technik
joerg.lagemann@fhnw.ch | +41 56 202 72 19
Bettina Huber | Leiterin Kommunikation Lehre
Berner Fachhochschule | Technik und Informatik
bettina.huber@bfh.ch | +41 32 321 63 79