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Swissaid beleuchtet Handel mit afrikanischem Gold aus industriellen Minen
Publikationsdatum:     30.03.2023
Druckdatum:     20.04.2024
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Swissaid beleuchtet Handel mit afrikanischem Gold aus industriellen Minen

Eine bisher unveröffentlichte Studie von SWISSAID deckt über 140 Geschäftsbeziehungen zwischen afrikanischen industriellen Goldminen und Raffinerien auf. 2020 wurden über diese Handelsbeziehungen 450 Tonnen Gold im Wert von über 23 Milliarden Schweizer Franken gehandelt. Die Recherche zeigt, dass eher Menschenrechts- und Umweltprobleme der Grund für die Intransparenz der meisten Raffinerien in Bezug auf ihre Bezugsquellen in den Minen sind und nicht die Geschäftsgeheimnisse.

Für die neue SWISSAID-Studie «Out of the shadows. Business relationships between industrial gold mines in Africa and refineries.» haben die Autoren zahlreiche Daten ausgewertet und sich mit den Akteuren des Sektors ausgetauscht. Die Studie enthüllt fast alle Geschäftsbeziehungen, die zwischen 116 industriellen Goldminen in Afrika und 16 Raffinerien weltweit bestehen oder bestanden haben, und zwar im Zeitraum von 2015 bis 2023. 79 Prozent dieser Geschäftsbeziehungen betreffen Raffinerien in der Schweiz, in Südafrika und in geringerem Masse in Indien. Dies lässt darauf schliessen, dass das afrikanische Gold aus industriellen Minen hauptsächlich in diesen drei Ländern raffiniert wird. Im Einzelnen betreffen 96 der 142 aufgelisteten Beziehungen die südafrikanische Rand Refinery, die schweizerische Metalor und die beiden Raffinerien der MKS PAMP Group mit Sitz in der Schweiz und in Indien.

In der Vergangenheit hatten sich die Raffinerien unter dem Deckmantel des Geschäftsgeheimnisses stets geweigert, die Identität ihrer Lieferanten offenzulegen. Erst als SWISSAID diese Informationen aus anderen Quellen erhielt und die Raffinerien damit konfrontierte, gaben einige von ihnen ihr Schweigen auf. Die Mehrheit der Raffinerien war jedoch nicht bereit, transparent zu sein. Sechs bestätigten die Namen der afrikanischen Industrieminen, von denen sie ihre Rohstoffe beziehen oder während des Berichtszeitraums bezogen haben. Zehn weigerten sich, dies zu tun und stützten sich auf Argumente wie Vertraulichkeit oder Wettbewerb. Eine Intransparenz, die nachdenklich stimmt, wenn man bedenkt, dass diese Informationen von den meisten Partnerminengesellschaften offengelegt werden oder bereits öffentlich zugänglich sind. «Diese Studie beleuchtet zwar die unterschiedlichen Praktiken der Raffinerien bezüglich Transparenz, beweist aber vor allem, dass die von einigen Raffinerien gepflegte Geheimhaltungskultur nicht gerechtfertigt ist», fasst Yvan Schulz, Projektleiter für Rohstoffe bei SWISSAID und Mitautor der Studie, zusammen.

Gravierende Probleme

Ohne Transparenz ist es jedoch unmöglich, die Situation der Minenarbeiterinnen und -arbeiter sowie der lokalen Bevölkerung, die in der Nähe der Minen lebt, zu verbessern. Dabei sind die Herausforderungen kolossal: Im Rahmen der Recherche hat SWISSAID in den meisten der 125 aufgelisteten Industrieminen schwerwiegende Probleme festgestellt. Diese Fälle wurden in Berichten von Organisationen der Zivilgesellschaft, internationalen Organisationen, journalistischen Untersuchungen und wissenschaftlichen Studien identifiziert und zeugen von Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörungen, Enteignungen, Schäden an der Gesundheit, Gewalt und Korruption. Zudem profitiert die lokale Bevölkerung kaum von den Einnahmen, die durch ihre Bodenschätze erzielt werden.

Empfehlungen für den Sektor

SWISSAID hat eine Liste mit Empfehlungen an verschiedene Akteure zusammengestellt: Unter anderem fordert sie, dass die Raffinerien durch nationale Gesetze und Industriestandards dazu verpflichtet werden, die Namen aller Minen, von denen sie Rohstoffe beziehen, offenzulegen. Eine Empfehlung richtet sich an die Schweizer Behörden und betrifft das Edelmetallkontrollgesetz, das dieses Jahr im Parlament diskutiert werden soll. «Dieses Gesetz sollte an den OECD-Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten angepasst werden», fordert Marc Ummel, Leiter des Dossiers Rohstoffe bei SWISSAID und Mitautor der Studie. Dies bedeute, dass die in der Schweiz vertretenen Raffinerien einer obligatorischen Sorgfaltspflicht in Bezug auf die Einhaltung der Menschenrechte und des Umweltschutzes unterliegen müssten: «Es soll nicht mehr möglich sein, ungestraft schmutziges Gold in die Schweiz zu importieren.»

Kontakt:
Marc Ummel | Verantwortlicher Dossier Rohstoffe SWISSAID
Mitautor der Studie
Tel: +41 (0)79 694 49 21 | m.ummel@swissaid.ch

Yvan Schulz | Projektleiter Dossier Rohstoffe SWISSAID
Mitautor der Studie
Tel: +41 (0)76 391 38 36 | y.schulz@swissaid.ch

Thaïs In der Smitten
SWISSAID - Medien und Kampagnen
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