Acht Jahre Krieg und jahrzehntelange Konflikte haben im Jemen ein tödliches Erbe an
Explosivwaffen hinterlassen. Während die Zahl der Kinder, die bewaffneter Gewalt zum Opfer fielen,
seit 2018 zurückgegangen ist, wurden immer mehr Mädchen und Jungen durch Sprengkörper getötet
oder verletzt. Die Zahl stieg von 68 im Jahr 2018 auf 199 im Jahr 2022. Damit löste im vergangenen
Jahr alle zwei Tage ein Kind versehentlich eine Mine oder einen Blindgänger aus. Fast die Hälfte aller
Vorfälle, an denen Kinder beteiligt waren, endeten der Studie zufolge tödlich.
„Unser Bericht
zeigt die verheerenden Auswirkungen dieses Krieges auf Kinder; sie sind die am meisten gefährdete
Bevölkerungsgruppe im Jemen“, betont Ashfaq Ahmad, stellvertretender Länderdirektor von Save the
Children im Jemen. „Alle Konfliktparteien müssen dem Schutz der Kinder Vorrang einräumen. Wir
dürfen nicht länger tatenlos zusehen, wie ihr Leben durch diese grauenvollen Waffen zerstört
wird.“
Während des sechsmonatigen Waffenstillstandes im vergangenen Jahr stieg die
Gefahr dem Bericht zufolge sogar noch an, weil Familien in Gebiete zurückkehrten, in denen zuvor
gekämpft wurde. Oft treten Kinder beim Spielen, Viehhüten, Holzsammeln oder Wasserholen auf
Minen, weil sie nicht wissen, worum es sich handelt. Seit Beginn des Konflikts vor acht Jahren
wurden insgesamt mehr als 11'000 Kinder im Jemen getötet oder verstümmelt.
„Die
Verwendung von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten setzt Kinder enormen Gefahren aus – auch
Jahre nach deren Einsatz“, sagt Lea Meyer, Advocacy Managerin bei Save the Children Deutschland.
„Die Kinder im Jemen sind bereits durch Hunger und Krankheiten gefährdet. Zusätzlich müssen sie
jeden Moment damit rechnen, in eine tödliche Falle zu treten. Landminen sollten überhaupt nicht zum
Einsatz kommen, vorhandene Minen müssen geräumt und die Menschen über die Gefahren
aufgeklärt werden. Es ist wichtig, dass das humanitäre Völkerrecht eingehalten wird, der Zugang für
Hilfe gewährleistet ist und dass die Verantwortlichen für Verbrechen an Kindern zur Rechenschaft
gezogen werden.”
Die zehnjährige Maha* aus Taizz im Südwesten des Landes trat auf eine
Mine, als sie mit ihrer Schwester Holz sammelte. Obwohl Maha sofort ins Spital gebracht wurde,
verlor sie ihr linkes Auge und die rechte Hand. Ihre 16-jährige Schwester Maya* erlitt schwere
Verletzungen an beiden Beinen. Durch Save the Children erhielten beide psychosoziale
Unterstützung. „Wenn ich den Krieg malen sollte, würde ich Menschen an Krücken und mit
amputierten Händen und Beinen und mit verletzten Augen zeichnen“, sagt Maha.
Da das
Gesundheitssystem kurz vor dem Zusammenbruch steht und es im Jemen kaum Reha-Fachkräfte
gibt, haben verletzte Kinder keinen Zugang zu langfristiger Versorgung. Viele können nicht in die
Schule zurückkehren oder ihren Alltag bewältigen. Zu den körperlichen Verletzungen kommt die
psychische Belastung: Die Kinder leiden an Schlafstörungen und Angstzuständen.
Save the
Children fordert die internationalen Geber auf, den humanitären Reaktionsplan der Vereinten
Nationen, den „Yemen Humanitarian Response Plan“, über 4,3 Milliarden US-Dollar vollständig zu
finanzieren und Mittel für die psychosoziale Unterstützung von Kindern bereitzustellen.
Kontakt:
Melina Stavrinos
Communication Manager
+41 44 267 74 68
melina.stavrinos@savethechildren.ch