Der Comparis-Konsumentenpreisindex in Zusammenarbeit mit der KOF
Konjunkturforschungsstelle der ETH misst die gefühlte Inflation der Konsumentinnen und
Konsumenten. Dazu wird ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig konsumierten Gütern
wie zum Beispiel Lebensmitteln, Medikamenten oder Kleidung betrachtet. Die Teuerungsrate wird um
Mieten und andere dauerhafte Güter bereinigt.
Laut dem Comparis-Konsumentenpreisindex
sind im Februar 2023 die Preise für Alltagsgüter in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahresmonat um
3,9 Prozent gestiegen. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) stieg nur um 3,4 Prozent.
Auch im Vergleich zum Vormonat eine deutlich höhere Inflation
Gegenüber
Januar 2023 sind die Preise im Schweizer Comparis-Warenkorb gestiegen, nämlich um 1,3 Prozent
(LIK: plus 0,7 Prozent). Im Monat zuvor waren die Kosten für Alltagsgüter um 0,6 Prozent gestiegen
(LIK: plus 0,6 Prozent).
«Die Teuerung legt 2023 wieder deutlich an Tempo zu», erklärt
Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn. «Wegen gestiegener Preise für importierte Waren, anhaltend
hoher Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, gestörter Lieferketten in der Produktion, hoher
Energiepreise sowie grosser Unsicherheiten in den Märkten wird das Preisniveau auch mittelfristig
hoch bleiben und nur wenig zurückgehen, falls überhaupt», so Kuhn weiter.
Schweiz
nach wie vor eine Teuerungsinsel
Der Blick über die Landesgrenze hinaus zeigt: Im
Vergleich zum Vorjahresmonat war die Teuerung in der Schweiz tiefer als in der Eurozone. Gemäss
Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, sind die Preise in diesem Zeitraum in den
Euroländern um 8,5 Prozent gestiegen (gesamte EU: plus 10,0 Prozent). Im Februar lag die
Inflationsrate bei 0,8 Prozent (gesamte EU: 0,2 Prozent).
Für das gesamte Jahr wird mit einer
Inflation von rund 6,1 Prozent im Euroraum und 7 Prozent in der EU gerechnet. In der Schweiz geht
das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) von einer Teuerung in der Höhe von 2,2 Prozent für das
laufende Jahr aus.
Ferien kosten deutlich mehr
Deutlich teurer wurden
Ferien. So sind die Kosten für den Luftverkehr im Februar im Vergleich zum Januar um 28,8 Prozent
gestiegen. Im Vorjahresmonatsvergleich sogar um 45,8 Prozent. In der Parahotellerie betrug die
Inflation 20,5 Prozent und seit Februar 2022 6,2 Prozent. Pauschalreisen verteuerten sich in der
Zwölfmonats-Betrachtung um 16,1 Prozent und die Hotellerie legte um 6,1 Prozent zu. «Der
Kostentrend bei der Reisetätigkeit, die saisonal stark schwankt, zeigt eindeutig nach oben und sorgt
zusammen mit den hohen Energiepreisen für diesen Preisschub», sagt Kuhn.
Stärkster
Preisanstieg gegenüber Vorjahresmonat
Neben jenen des Luftverkehrs sind auch die
Strompreise gestiegen, nämlich um 25,5 Prozent. Das ist Rang 2 in der Teuerungshitparade. Der
Preisanstieg für Energie zum Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme) war mit 24,5 Prozent
der drittstärkste. Dahinter folgt die Produktgruppe Margarine, Speisefette und -öle mit plus 17,4
Prozent.
«Der hohe Anstieg der Strompreise gegenüber dem Vorjahresmonat wird uns das
ganze Jahr belasten, da die Preise immer auf Jahresanfang festgelegt und erfahrungsgemäss auch
während des Jahres nicht geändert werden», so Kuhn.
Stärkste Preisanstiege seit 20
Jahren
Am stärksten hat sich in den vergangenen 20 Jahren Energie zum Heizen (Gas,
Heizöl, Brennholz und Fernwärme) verteuert. Der Preis ist seit Februar 2003 durchschnittlich um
188,9 Prozent gestiegen.
Auf Rang 2 und 3 der Langzeit-Teuerungs-Top-5 liegen Zigaretten
sowie Zeitungen und Zeitschriften mit plus 83,8 Prozent bzw. plus 68,2 Prozent.
Auch andere
Tabakwaren (plus 65,1 Prozent) und Finanzielle Dienstleistungen (plus 55,7 Prozent) wurden deutlich
teurer für Konsumentinnen und Konsumenten.
Höchste Teuerung bei kinderlosen Paaren
ab 65 Jahren
Die höchste Teuerung erlebten in den letzten 12 Monaten Paare ab 65
Jahren ohne Kinder. Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Auch im Februar wurde für sie das Leben verglichen mit dem Vormonat noch einmal teurer,
um 1,1 Prozent.
Rein rechnerisch spüren nach Haushaltstyp Einpersonenhaushalte unter 65
Jahren prozentual am wenigsten. Mit einem Indexstand von 106,4 hat die gefühlte Teuerung bei
ihnen in den letzten 12 Monaten 3,6 Prozent betragen.
Stärkste Inflation bei den höchst
Verdienenden
Betrachtet man das Einkommen, hat sich das Leben im Vergleich zum
Vorjahr für die höchste Einkommensklasse am stärksten verteuert. Der Konsumentenpreisindex ist
für diese Klasse um 4,1 Prozent gestiegen. Im Februar lag die Teuerung bei plus 1,5 Prozent.
Am schwächsten von der Teuerung betroffen war die mittlere bis hohe Einkommensklasse. Im
Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für sie um 3,7 Prozent gestiegen. Im vergangenen Monat
wurde der Konsum für die mittlere bis hohe Einkommensklasse um 1,2 Prozent teurer.
Tiefste Teuerung in der italienischen Schweiz
Unterteilt nach Sprachregionen ergibt
sich folgendes Bild: Die deutsche und die rätoromanische Schweiz sowie die französische Schweiz
verzeichneten mit plus 3,9 Prozent die höchste Teuerung im Vergleich zum Vorjahr. Im Februar stieg
das Preisniveau um 1,3 Prozent.
Die vergleichsweise tiefste Teuerung gegenüber dem
Vorjahr hatte die italienische Schweiz mit plus 3,6 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat wurde dort
das Leben im Februar um 1,0 Prozent teurer.
Stärkste Preisrückgänge gegenüber
Vormonat
Im Februar sind einige Produkte günstiger geworden. So bezahlten
Konsumierende etwa für Sonstige Druckprodukte 4,2 Prozent weniger als noch im Januar. Weiter
sanken die Preise für Natürliche Mineralwasser (minus 2,3 Prozent) sowie Toilettenartikel (minus 1,5
Prozent).
Comparis-Konsumentenpreisindex
Der Landesindex der
Konsumentenpreise (LIK) misst Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von
rund 1'050 Waren und Dienstleistungen. Eine anhaltende Abnahme des Geldwertes bzw. eine
Erhöhung des durchschnittlichen Preisniveaus bezeichnet dabei die Inflation. Der LIK umfasst 12
Hauptkategorien, darunter auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten. Grosse
Ausgabenposten, wie etwa die Prämien für die Sozialversicherungen oder die direkten Steuern, sind
demgegenüber nicht erfasst. Der LIK widerspiegelt somit nicht die tatsächlich gefühlte Teuerung der
Konsumentinnen und Konsumenten.
Derr Comparis-Konsumentenpreisindex in
Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH bildet die gefühlte Inflation ab,
indem er die LIK-Daten um Mieten und dauerhafte Güter wie Personenwagen und Möbel bereinigt.
Zudem werden explizit einzelne Haushaltsgruppen, Einkommensklassen und Sprachregionen
berücksichtigt.
Die Datengrundlage für den Comparis-Konsumentenpreisindex besteht aus
dem Landesindex der Konsumentenpreise ( LIK) sowie der Haushaltsbudgeterhebung (HABE). Die Gewichtungen
für die neuen Preisindizes werden aus der HABE konstruiert. Danach werden
verkettete Laspeyres-Indizes mit den Preisreihen des LIK
berechnet. Die Indexbasis ist Dezember 2017 (entspricht 100 Prozent).
Kontakt:
Michael Kuhn
Consumer-Finance-Experte
Telefon: 044 360 53 91
E-Mail: media@comparis.ch