Der Schweizer Tierschutz STS hat im Jahr 2022 neun Pferdesportveranstaltungen besucht. Beurteilt
wurde, ob die Veranstaltungen pferdegerecht durchgeführt werden. Erfreulicherweise hat sich die
Situation in den Bereichen Dressur, Springen und Fahren verbessert. Beim Polo fordert der STS eine
rasche Überarbeitung des Ausrüstungsreglements.
Ein sorgsamer Umgang mit den Pferden und das Einschreiten bei Vergehen sind im
Wettkampfsport die unabdingbare Voraussetzung, damit ein Anlass als pferdefreundlich bewertet
werden kann. Dies gilt für alle Disziplinen, unabhängig davon, ob sie den Reglementen des
Schweizerischen Verbandes für Pferdesport (SVPS), dem Schweizer Pferderennsport-Verband
(SPV), der FEI (Internationale Reiterliche Vereinigung) oder einem anderen Verband unterstehen.
Besucht wurden 2022 diese Pferdesportturniere: Ein Dressurturnier in Bremgarten AG, die
Schweizermeisterschaft Fahren in Bern (beide in Verantwortung des SVPS), das Nachwuchs-
Springturnier «Zürich Youth Masters» in Dielsdorf ZH (in Verantwortung der FEI), die
Schweizermeisterschaft Fünfkampf in Bern (in Verantwortung der Pentathlon Suisse), ein Poloturnier
in Wichtrach BE (in Verantwortung der Swiss Polo Association), zwei Freizeitturniere in der
Verantwortung des Schweizer Freizeitreiterverbands («Tag des Pferdes in Plaffeien ZH und
Holzrücketurnier in Oberstammheim ZH) sowie zwei Renntage in Aarau und Frauenfeld (in der
Verantwortung des SPV). SVPS Bei den SVPS-Disziplinen stellt der
Schweizer Tierschutz STS im Bericht «Pferdesportturniere 2022» diverse Verbesserungen fest. So
wurden beim Fahren Massnahmen zugunsten des Tierwohls eingeleitet: Das Reglement wurde in
Bezug auf die Ausrüstung aus Tierschutzsicht wesentlich optimiert und auf dem Wettkampfgelände
wurden die Durchfahrtstore in den Hindernissen stark verbreitert. Dies garantiert bessere und
pferdeschonendere Durchfahrten. Im Weiteren wurden fallende Bälle platziert, damit rücksichtslose
Fahrerinnen und Fahrer vorsichtiger sind, um keine Strafpunkte zu erhalten. Dies kommt auch den
Pferden zugute. FEI Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass an Turnieren
unter der Verantwortung der FEI (Internationale Reiterliche Vereinigung) Reiterinnen und Reiter mit
Schlaufzügel reiten dürfen, die bei nicht sachgemässer Anwendung den Kopf des Pferdes unnatürlich
zur Brust fixieren. Dass diese missbräuchlich angewendet werden und der SVPS diese zu Recht für
Turniere unter seiner Verantwortlichkeit untersagt, zeigen die vom STS gemachten Bilder am «Zürich
Youth Masters». Dabei wurde auch die Anwendung der in der Schweiz verbotenen Rollkur
festgestellt, ohne dass dagegen eingeschritten wurde. Unverständlich ist für den STS, warum
Schlaufzügel an internationalen Anlässen in der Schweiz akzeptiert werden. Der SVPS sollte sich bei
der FEI dafür einsetzen, dass hierzulande die Schweizer Reglemente gelten. Polo
Der vom Schweizer Tierschutz STS dokumentierte Umgang mit den Pferden an den
besuchten Poloturnieren ist grob. Das derzeitige Ausrüstungsreglement ist inakzeptabel. Hilfszügel
wie Schlaufzügel und festes Martingal werden kombiniert mit scharfen Gebissen. Die Krafteinwirkung
auf das sehr schmerzempfindliche Pferdemaul ist damit extrem. Die Kombination solcher Ausrüstung
ist in anderen Disziplinen nicht erlaubt. Der STS fordert eine umgehende Überarbeitung des
Ausrüstungsreglement. Immerhin kündigte der Verband an, Dopingkontrollen und eine
Grundausbildungspflicht in diesem Jahr ins Auge zu fassen – dies auch aufgrund der Kritik im
Turnierbericht 2021. Trabrennen Das Zäumen von Trabern ist im Schweizer
Rennsport nach wie vor ein grosses Problem. Der STS beobachtete mehrere Traber, die durch die
Ausrüstung offensichtlich litten. Das derzeit im Reglement festgelegte Mass für den Overcheck
(Stirnlinie gleich lang wie bei Halsoberlinie) ist tierquälerisch und besteht weiterhin, obwohl der
Verband vor knapp einem Jahr Verbesserungen versprach. Over- und Seitencheck sollen verhindern,
dass Pferde angaloppieren, was bei diesem Tempo schnell passieren kann. Renntrab entspricht nicht
der Natur des Pferdes. Der STS vertritt die Meinung, dass Over- und Seitenchecks sowie
Kopfstangen vollständig verboten werden sollen, ebenso der Peitschengebrauch bei Pferderennen.
Kontakt:
Sandra Schaefler, dipl. Zoologin
Schweizer Tierschutz STS
Fachstelle Heimtiere und Pferde
sandra.schaefler@tierschutz.com
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Über Schweizer Tierschutz STS:
1861 wurde der nationale Schweizer Tierschutz-Dachverband unter dem Namen «Schweizerischer Centralverein zum Schutz der Thiere» gegründet. 1980 wurde dieser veraltete Name in Schweizer Tierschutz STS geändert.
Heute umfasst der STS 71 Schweizer Tierschutzorganisationen und den Tierschutzverein Liechtenstein. Sein oberstes Organ ist die Delegiertenversammlung seiner Sektionen. Geleitet wird er von einem 13-köpfigen Zentralvorstand, der in neun Ressorts aufgeteilt ist: Fachbereich, Finanzen, Rechtsdienste, Politik, Kommunikation, Sektionen, Personal, International und Jugend.
Der STS ist national in allen Bereichen des Tierschutzes auf der fachlichen, politischen und gesetzgeberischen Ebene tätig. Die Sektionen des STS stellen mit ihren Tierheimen, Tierpflege- und Auffangstationen die Tierschutzbasisarbeit in allen Kantonen der Schweiz sicher.
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