Nicht nur weltweit, sondern auch in der Schweiz steigt die soziale Ungleichheit. Befeuert wird sie
durch massive Vermögenszuwächse bei den Reichsten, stagnierende Löhne und derzeit vor allem
durch die Teuerung. Es trifft besonders die Ärmsten und die untere Mittelschicht. Eine effektive
Familienpolitik könnte dazu beitragen, mittelfristig die Ungleichheit von unten zu bekämpfen. Der
Armutsforscher Oliver Hümbelin hat zusammen mit Caritas ein Armutsmonitoring entwickelt, das in
verschiedenen Kantonen bereits eingeführt ist oder getestet wird. Am Forum der Caritas Schweiz in
Bern stellte er seine Überlegungen dazu vor. Weitere Beiträge befassten sich mit der Ungleichheit
von Mann und Frau und mit der Ausgrenzung Armutsbetroffener in Institutionen.
"Der
Green Deal muss auch ein Social Deal sein"
Auf strukturelle Ungleichheiten und neue
bedrohliche Diskriminierungen gingen Angela Müller, Sarah Schilliger und Carlo Knöpfel ein. "Der
Green Deal muss auch ein Social Deal sein", so Knöpfel, Dozent und Experte für Armutsbekämpfung
an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Der Sozialwissenschaftler beleuchtete die Wirkungen der
Klimakrise auf die verschiedenen sozialen Schichten in der Schweiz. Menschen und Haushalte mit
tieferen Einkommen verursachen deutlich weniger CO2-Emissionen als besser gestellte, sind aber im
Bereich der Arbeit, des Konsums, der Mobilität sowie der Gesundheit ungleich stärker von der
Klimaerwärmung betroffen als Menschen und Haushalte mit mittleren und höheren Einkommen.
Klimapolitik und Sozialpolitik müssen darum Hand in Hand gehen, wenn eine Prekarisierung der
Verliererinnen und Verlierer der Klimaerwärmung vermieden werden soll.
Diskriminierungspotenzial durch Algorithmen
Mit dem Einsatz von Algorithmen in
Behörden und Unternehmen setzte sich Angela Müller von AlgorithmWatch Schweiz auseinander.
Müller ortet ein grosses und kaum diskutiertes Diskriminierungspotenzial beim Einsatz automatischer
Entscheidungssysteme durch die Polizei, aber auch in der Behördentätigkeit von Sozialdiensten.
Zentral ist für sie ein öffentliches Register über den Einsatz solcher Systeme. Sonst bestehe die
Gefahr, dass bereits benachteiligte Personen oder Gruppen durch maschinelle, scheinbar neutrale
Entscheidverfahren unter Pauschalverdacht gestellt werden.
Die Soziologin Sarah Schilliger
präsentierte mit der City Card einen Lösungsansatz gegen die strukturelle Ausgrenzung von
Personen mit prekärem Aufenthaltsstatus. Städte und Gemeinde können hier vorangehen und
Angebote zur Armutsbekämpfung mit sozialer Teilhabe für alle kombinieren. So werden konkrete
Probleme auf städtischem Gebiet angegangen, die durch die Verknüpfung von Sozial- und
Migrationsrecht auf nationaler Ebene ausgelöst worden sind.
Caritas-Präsidentin Monika
Maire-Hefti und Caritas-Direktor Peter Lack wiesen auf Lösungen hin, wie Armut und Ungleichheit in
der Schweiz kurz- und mittelfristig bekämpft werden können.
Pressekontakt:
Livia Leykauf | Abteilung Kommunikation
Tel. 041 419 22 37
E-Mail lleykauf@caritas.ch