Der Comparis-Konsumentenpreisindex in Zusammenarbeit mit der KOF
Konjunkturforschungsstelle der ETH misst die gefühlte Inflation der Konsumentinnen und
Konsumenten. Dazu wird ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig konsumierten Gütern
wie zum Beispiel Lebensmitteln, Medikamenten oder Kleidung betrachtet. Die Teuerungsrate wird um
inflationsdämpfende Faktoren wie Mieten oder andere dauerhafte Güter bereinigt.
Laut dem
Comparis-Konsumentenpreisindex sind im Dezember 2022 die Preise für Alltagsgüter in der Schweiz
im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,9 Prozent gestiegen. Der Landesindex der
Konsumentenpreise (LIK) stieg um 2,8 Prozent.
Gegenüber November 2022 sind die Preise
im Schweizer Comparis-Warenkorb gesunken, nämlich um 0,1 Prozent (LIK: minus 0,2 Prozent). Im
Monat zuvor waren die Kosten für Alltagsgüter um 0,2 Prozent gesunken (LIK: keine Veränderung).
Hohe Jahresteuerung
Die durchschnittliche Jahresteuerung 2022 des
Comparis-Konsumentenpreisindex lag bei 3,5 Prozent (2021: 0,6 Prozent). Die durchschnittliche
Jahresteuerung 2022 des LIK betrug demgegenüber nur 2,8 Prozent (im Vorjahr: 0,6 Prozent). Das
Jahresmittel berechnet sich als Durchschnittswert der zwölf Monatsindizes des Kalenderjahres.
Die Differenz zwischen dem Comparis-Konsumentenpreisindex und dem LIK war in der ersten
Hälfte des Jahres besonders gross, danach glichen sich die beiden Indizes wieder etwas an. «Nach
einem starken Preisanstieg für Alltagsgüter wie zum Beispiel Treibstoff und Heizenergie stiegen in
den letzten Monaten 2022 auch langfristige Güter wie das Wohnen an», erklärt Comparis-
Finanzexperte Michael Kuhn. Die von Comparis ermittelte höhere durchschnittliche Jahresteuerung
bildet aber das tatsächliche Erleben der Konsumentinnen und Konsumenten beim täglichen Einkauf
besser ab.
Teuerung wohl auch 2023 auf hohem Niveau
Der Blick über die
Landesgrenze hinaus zeigt: Im Vergleich zum Vorjahresmonat war die Teuerung in der Schweiz tiefer
als in der Eurozone. Gemäss Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, sind die
Preise in diesem Zeitraum in den Euroländern um 9,7 Prozent gestiegen (gesamte EU: plus 11,1
Prozent). Im Dezember im Vergleich zum November lag die Inflationsrate bei minus 0,3 Prozent
(gesamte EU: 0,1 Prozent).
Für 2023 wird mit einer Inflation von rund 6,1 Prozent im
Euroraum und 7 Prozent in der EU gerechnet. In der Schweiz geht das Staatssekretariat für
Wirtschaft (Seco) von einer Teuerung in der Höhe von 2,2 Prozent für das laufende Jahr aus. «Im
langjährigen Vergleich wird die Inflation in der Schweiz damit hoch bleiben, aber deutlich tiefer sein
als in den meisten Ländern Europas», so Kuhn.
Mobilität wurde in den letzten 20
Jahren deutlich teurer
Augenfällig ist die Entwicklung des Mobilitätssektors. Hier sticht
der Luftverkehr besonders hervor. Die Nachfrage sowie teurer Treibstoff haben die Preise um 33,8
Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ansteigen lassen. Im Langzeitvergleich liegen die aktuellen
Ticketpreise rund 2,7 Prozent über dem Wert vor 20 Jahren.
Seit Ende 2002 haben im
Mobilitätssektor die Treibstoffpreise mit durchschnittlich 48,4 Prozent am stärksten zugelegt.
Gegenüber dem Vorjahresmonat waren es im Dezember 5 Prozent. Ebenfalls deutlich teurer wurden
im durchschnittlichen Langzeitvergleich die Wartung und Reparatur von privaten Verkehrsmitteln mit
33,8 Prozent, der öffentliche Verkehr mit 27,1 Prozent, sonstige Dienstleistungen für den
Individualverkehr mit 19,8 Prozent und die Taxipreise mit 19,4 Prozent.
«Im Langzeitvergleich
stiegen die Preise aller Kategorien der Mobilität deutlich stärker als die durchschnittliche Teuerung.
Einzige Ausnahme ist der Luftverkehr. Die Ticketpreise legten aufgrund der Corona-Einschränkungen
im Langzeitvergleich nur minimal zu. Das wird sich dieses Jahr jedoch ändern, da hohe
Kerosinpreise, Lieferengpässe von Flugzeugen und eine deutlich erhöhte Reiselust die Ticketpreise
in die Höhe treiben werden», so der Comparis-Experte.
Stärkster Preisanstieg
gegenüber Vormonat
Im vergangenen Monat haben sich verschiedene Produkte
verteuert. Am stärksten sind die Preise für Parahotellerie gestiegen, um 19,9 Prozent (November:
minus 3,4 Prozent). Dies hauptsächlich aus saisonalen Gründen.
Auch der Zucker (plus 6,0
Prozent) machte den zu erwartenden Vorweihnachts-Preissprung. Und der hatte es in sich. Der
Zuckerpreis lag damit 7,1 Prozent über dem Vorjahrespreis. Ebenfalls wurde im Dezember Butter
noch einmal teurer (plus 3,3 Prozent). Die Butter verteuerte sich im Vergleich zum Vorjahr um satte
9,5 Prozent.
Stärkster Preisanstieg gegenüber Vorquartal
Im Vergleich zum
vorigen Quartal sind die Preise für Bekleidungszubehör am stärksten gestiegen, um 7,3 Prozent.
Ebenfalls teurer wurden im 4. Quartal 2022 Kinderbekleidung (plus 5,7 Prozent) und Herrenschuhe
(plus 5,7 Prozent).
Weiter sind die Preise für Damenbekleidung um 5,6 Prozent und für
sonstige Druckprodukte um 5,2 Prozent gestiegen. «Zwar ist es üblich, dass diese Preise im vierten
Quartal zulegen, doch Ende 2022 lagen sie allesamt im Durchschnitt höher als im Vorjahr – eine
Ausnahme bildet die Kinderbekleidung», sagt Kuhn.
Hohe Energiepreise halten an
Im 4. Quartal 2022 ist im Vergleich mit dem Vorjahresquartal besonders die Energie zum
Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme) teurer geworden. Die Preise stiegen um 53,5
Prozent an. «Daran wird sich kurzfristig kaum etwas ändern. Während die Heizölpreise sich auf
einem höheren Niveau einpendeln dürften, bleiben die Kosten für Gas vorerst volatil. Mit massiven
Preisrückgängen ist bei der Heizernergie vorerst nicht zu rechnen», so Kuhn.
Auch für den
Luftverkehr mussten die Konsumierenden 24,8 Prozent mehr bezahlen als noch vor 12 Monaten.
Treibstoff wurde um 15,1 Prozent teurer. Höher liegen die Preise zudem für Pauschalreisen und
Butter. Sie sind um 11,2 Prozent bzw. 9,7 Prozent gestiegen.
Stärkste Preisrückgänge
gegenüber Vormonat
Im Dezember sind einige Produkte günstiger geworden. So
bezahlten Konsumierende etwa für Treibstoff 6,9 Prozent weniger als noch im November. Auch
Kaffee (Detailhandel) wurde günstiger, nämlich um 4,8 Prozent.
Weiter sanken die Preise für
Schaumwein (Detailhandel) (minus 3,7 Prozent), Frucht- und Gemüsesäfte (minus 3,1 Prozent) sowie
Speichermedien und Inhalte (minus 3,0 Prozent).
Stärkste Preisrückgänge gegenüber
Vorjahresmonat
Vor 12 Monaten bezahlten Konsumierende für sonstige Dienstleistungen
für Individualverkehr mehr als im Dezember 2022. Gemäss der Comparis-Analyse sind die Preise im
Vorjahresvergleich um 5,9 Prozent gesunken. Am zweitstärksten vergünstigten sich die Preise von
Speichermedien und Inhalten, sie lagen 3,7 Prozent tiefer als noch im Dezember 2021.
Weiter gesunken sind die Preise auch für Telekommunikation (minus 3,7 Prozent), andere
Gesundheitsleistungen (minus 3,6 Prozent) sowie Dienstleistungen für Versorgung und Unterhalt der
Wohnung (minus 2,9 Prozent).
Höchste Teuerung bei kinderlosen Paaren ab 65
Jahren
Die höchste Teuerung erlebten in den letzten 12 Monaten Paare ab 65 Jahren
ohne Kinder. Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Allerdings wurde für sie das Leben im Dezember – verglichen mit dem Vormonat – günstiger, mit
einem Minus von 0,3 Prozent.
Nach Haushaltstyp betrachtet spüren Einelternhaushalte
prozentual am wenigsten. Mit einem Indexstand von 104,2 hat die gefühlte Teuerung bei ihnen in den
letzten 12 Monaten 2,6 Prozent betragen. «Während Paare ohne Kinder in der Regel mehr Geld zur
Verfügung haben, um in grösseren Wohnungen zu leben und zu reisen, fehlt Alleinerziehenden
dieses Geld oft. Sie spüren die Teuerung rechnerisch weniger, da sie sich viele vom Preisanstieg
betroffenen Güter und Dienstleistungen ohnehin nicht oder nur in geringeren Mengen leisten
können», so Kuhn.
Stärkste Inflation bei den Gutverdienenden
Betrachtet
man das Einkommen, hat sich das Leben im vergangenen Jahr für die höchste Einkommensklasse
am stärksten verteuert. Der Konsumentenpreisindex ist für diese Klasse um 3,0 Prozent gestiegen.
Im Dezember stagnierte die Teuerung.
Am schwächsten von der Teuerung betroffen war die
mittlere bis hohe Einkommensklasse. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für sie um 2,8 Prozent
gestiegen. Im vergangenen Monat wurde der Konsum für die mittlere bis hohe Einkommensklasse
um 0,1 Prozent günstiger.
Teuerung in der italienischen Schweiz bleibt am höchsten
Unterteilt nach Sprachregionen ergibt sich folgendes Bild: Die deutsche und die
rätoromanische sowie die französische Schweiz verzeichneten mit je einem Plus von 2,9 Prozent die
höchste Teuerung im Vorjahresmonatsvergleich. Im Dezember sank das Preisniveau um 0,1 Prozent.
Die vergleichsweise tiefste Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat hatte die italienische
Schweiz mit plus 2,8 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat wurde das Leben im Dezember um 0,1
Prozent günstiger. Dennoch bleibt die Inflation in der italienischen Schweiz mit 104,97 Index-Punkten
höher als in der deutschen und der französischen Schweiz.
*Comparis-
Konsumentenpreisindex
Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst
Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von rund 1'050 Waren und
Dienstleistungen. Eine anhaltende Abnahme des Geldwertes bzw. eine Erhöhung des
durchschnittlichen Preisniveaus bezeichnet dabei die Inflation. Der LIK umfasst 12 Hauptkategorien,
darunter auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten. Grosse Ausgabenposten, wie etwa die
Prämien für die Sozialversicherungen oder die direkten Steuern, sind demgegenüber nicht erfasst.
Der LIK widerspiegelt somit nicht die tatsächlich gefühlte Teuerung der Konsumentinnen und
Konsumenten.
Der Comparis-Konsumentenpreisindex in Zusammenarbeit mit der KOF
Konjunkturforschungsstelle der ETH bildet die gefühlte Inflation ab, indem er die LIK-Daten um
Mieten und dauerhafte Güter wie Personenwagen und Möbel bereinigt. Zudem werden explizit
einzelne Haushaltsgruppen, Einkommensklassen und Sprachregionen berücksichtigt.
Die
Datengrundlage für den Comparis-Konsumentenpreisindex besteht aus dem Landesindex der
Konsumentenpreise ( LIK) sowie der Haushaltsbudgeterhebung (HABE). Die Gewichtungen
für die neuen Preisindizes werden aus der HABE konstruiert. Danach werden
verkettete Laspeyres-Indizes mit den Preisreihen des LIK
berechnet. Die Indexbasis ist Dezember 2017 (entspricht 100 Prozent).
Weitere Informationen:
Michael Kuhn | Consumer-Finance-Experte
Telefon: 044 360 53 91
E-Mail: media@comparis.ch