Die zu Beginn des Jahres 2020 aufgetretene Coronapandemie veränderte auf einen Schlag die
Lebensgewohnheiten der gesamten Bevölkerung. Wie schlägt sich die lange dauernde Pandemie im
Suchtverhalten der Menschen nieder? Eine repräsentative Umfrage von DemoSCOPE im Auftrag von
Angestellte Schweiz bringt Klarheit.
Klare Auswirkungen der Pandemie
In der Beratung der Mitglieder spürt Angestellte Schweiz die Auswirkungen der Coronapandemie auf
die Suchtproblematik. Die DemoSCOPE-Umfrage bestätigt diesen Trend. Auch die Befragten
nehmen die Auswirkungen am Arbeitsplatz und im Privatleben wahr. So sind fast vier Fünftel (79%)
der Meinung, dass dies generell zu einer verstärkten Nutzung von sozialen Medien und/oder des
Internets mit Suchtpotenzial führt.
Fast drei Viertel (72%) sind der Meinung, dass die
Gesellschaft aufgrund der Pandemie unter Druck steht. Klare Mehrheiten stimmen auch eher oder
voll und ganz den Aussagen zu, dass neue Risikogruppen entstanden sind (67%), dass die
Suchtproblematik in der Gesellschaft dadurch verschärft wird (60%) und dass generell ein erhöhter
Konsum von Alkohol, Drogen oder Medikamenten zu verzeichnen ist (59%).
Die eigene
Situation wird deutlich positiver eingeschätzt als die allgemeine
Interessant ist, dass die
Befragten die allgemeine Situation recht deutlich anders einschätzen als ihre persönliche. Ein
problematischeres Suchtverhalten aufgrund von Corona stellt man eher bei den anderen als bei sich
selbst fest. Für gut zwei Drittel der Zielpersonen hat die Coronavirus-Pandemie keine negativen
Auswirkungen auf ihren persönlichen (68%) oder beruflichen (69%, nur Erwerbstätige) Alltag. So sind
drei Viertel der Befragten der Ansicht, dass die Bewältigung der Folgen und Massnahmen im
Zusammenhang mit COVID-19 ihr Privatleben (76%) oder ihr Berufsleben (76% der Berufstätigen)
nicht mehr oder weniger belastet als zuvor.
Mehr Internet und Alkohol zuhause
Ein grosser Prozentsatz der Befragten stellt seit Beginn der Coronavirus-Pandemie im privaten
Umfeld einen erhöhten Konsum in diversen Bereichen fest. Dies betrifft vor allem das Online-
Shopping (39% eher zugenommen, 20% klar zugenommen), das Smartphone (43%/12%), die
sozialen Medien (39%/11%) und das Gaming (24%/7%). Bei den Substanzen hat der Konsum von
Alkohol am deutlichsten zugenommen (20%/4%). Nur wenige Befragte sind jeweils der Meinung,
dass der Konsum in diesen Bereichen (eher) abgenommen hat.
Die anderen abgefragten
Themen und Bereiche (Medikamente/Tabletten, Pornografie, Tabak/E-Zigaretten, Internet-
Gewinnspiele oder illegale Drogen) werden nach Einschätzung der Befragten im Durchschnitt nicht
stark verändert konsumiert.
Mehr Internet, Alkohol und Qualmen am Arbeitsplatz
Im Arbeitsumfeld ist es ebenfalls der Konsum von Internetinhalten, der deutlich zugenommen
hat: Smartphone (33% eher zugenommen, 9% klar zugenommen), Online-Shopping (26%/9%),
Soziale Medien (31%/7%), Gaming (12%, 3%). Eine nahezu gleiche Zunahme wie beim Gaming ist
beim Alkohol festzustellen: 12%/2%. Ähnlich sieht es beim Tabak mit 11% respektive 3% aus.
Auch hier sind wenige Befragte der Meinung, dass der Konsum in diesen Bereichen
abgenommen hat.
Über heikle Themen wird nicht geredet
Jeweils rund die
Hälfte der Auskunftspersonen machte keine Angaben zu einer möglichen Veränderung des Konsums
illegaler Drogen oder von Pornografie im Arbeitsumfeld. Offensichtlich sind diese Themen im
Arbeitsumfeld und selbst für eine anonyme Umfrage zu heikel - die Menschen trauen sich nicht,
Auskunft zu geben oder können es nicht.
Suchtprävention: Viele finden sie wichtig,
wenige setzen sie um
Knapp 70% der Befragten halten die Suchtprävention am
Arbeitsplatz für wichtig bis sehr wichtig. Nur 25% erachten sie als unwichtig.
Obwohl die
meisten eine Suchtprävention als wichtig erachten, melden nur 22% der befragten Erwerbstätigen,
dass ihr Arbeitgeber eine solche umsetzt. "Das ist ein erschreckend niedriger Wert! Bei der
Suchtprävention am Arbeitsplatz sind die Arbeitgeber klar gefordert", sagt Alexander Bélaz. "Die
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Suchtproblematik werden in vielen Unternehmen
verstärkt zu Tage treten."
Wenn die Arbeitgeber Suchtprävention betreiben, dann machen
sie es gut. Eine deutliche Mehrheit von 86% findet die Massnahmen eher oder absolut ausreichend.
Repräsentative Umfrage
Die von DemoSCOPE im Auftrag der Angestellten
Schweiz durchgeführte Studie fand vom 12. bis 19. Dezember 2022 statt. Es wurde eine Stichprobe
von 1047 Personen innerhalb der Grundgesamtheit der sprachassimilierten, internetnutzenden
Wohnbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz im Alter von 15 bis 74 Jahren
befragt. Mit vorgegebenen Quoten entlang der Dimensionen Sprachregion, Geschlecht und Alter
sowie einer moderaten Gewichtung entlang aktueller Bevölkerungsdaten des Bundesamts für
Statistik BFS ist die Stichprobe repräsentativ für die Grundgesamtheit.
Hier finden Sie die detaillierten Resultate der
Umfrage.
Die Arbeitnehmenden-Organisation Angestellte Schweiz vertritt die Interessen
der Arbeitnehmenden in der Politik und in den Unternehmen. Sie ist seit über 100 Jahren die Stimme
der Angestellten aus dem Mittelstand.
Der Verband setzt sich für gute Arbeitsbedingungen,
faire Löhne und sichere Arbeitsplätze ein - beweglich, verlässlich, hilfreich. Er arbeitet
sozialpartnerschaftlich, konstruktiv und zuverlässig zum Wohl von Gesellschaft und Wirtschaft.
Seinen Mitgliedern bietet er ein umfassendes, auf persönliche Bedürfnisse angepasstes Angebot
an: Sie profitieren von Weiterbildungen, Beratungen, Dienstleistungen und Informationen - für das
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