Die starken Prämienerhöhungen bei der Grundversicherung auf
2023 von durchschnittlich 6,6 Prozent haben die wechselfaulen Schweizerinnen und Schweizer
aufgerüttelt. Jahrelang hatte sich der Anteil der Krankenkassenwechslerinnen und -wechsler im
einstelligen Prozentbereich bewegt. Heuer hat sich rund jede vierte erwachsene Person
(Vertrauensintervall 25 bis 28 Prozent) für einen Anbieterwechsel bei der Grundversicherung
entschieden. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch.
Junge, Männer und Romands am wechselfreudigsten
Am wechselfreudigsten
sind die unter 36-Jährigen mit einem Anteil Wechselwilliger von 41 Prozent. Ebenfalls haben
signifikant mehr Männer als Frauen die Kasse gewechselt (32 Prozent gegenüber 21 Prozent).
Nach Regionen betrachtet, haben auf 2023 Romands anteilig deutlich häufiger die
Grundversicherung gewechselt (31 Prozent) als Personen in der Deutschschweiz (25 Prozent). Im
Tessin wechselten 18 Prozent die Kasse.
«Je stärker die Prämien steigen, desto mehr
Versicherte wechseln die Krankenkasse. Dass laut unserer repräsentativen Umfrage über ein Viertel
der erwachsenen Versicherten im nächsten Jahr bei einer anderen Kasse ist, überrascht mich. Meine
Prognose nach Bekanntgabe der Prämien 2022 durch Bundesrat Berset lag bei gut 13 Prozent. Die
Inflation hat wohl den Spardruck zusätzlich erhöht», erklärt Comparis-Krankenkassenexperte Felix
Schneuwly.
Prämienanstieg als wichtigstes Argument für Wechsel
Mit
grossem Abstand der wichtigste Grund für einen Krankenkassenwechsel war der starke
Prämienanstieg. 61 Prozent der Wechselwilligen bewerteten ihn als wichtig bis sehr wichtig. 47
Prozent unter den Wechselwilligen bekannten sich als notorische Wechselnde. Für 44 Prozent der
Wechselnden war der schlechte Service bei der alten Kasse ein zentraler Motivator für einen
Wechsel. Gewechselt wurde hauptsächlich die Kasse. 69 Prozent der Wechselkundschaft haben ihre
Franchise beim neuen Anbieter beibehalten. 62 Prozent haben das Modell beim Wechsel nicht
verändert.
«Dass fast die Hälfte der Wechsler mit der Servicequalität der alten Kasse nicht
zufrieden ist, zeigt, dass tiefere Prämien als die Konkurrenz allein nicht reichen, um wettbewerbsfähig
zu bleiben. Der hohe Anteil an Versicherten, die nur die Kasse, nicht aber die Franchise und das
alternative Versicherungsmodell wechseln, zeigt, dass viele bei ihrer alten Kasse nicht mehr sparen
konnten», so Schneuwly. Die Argumente machten zudem klar, dass Wahlfreiheit für die Versicherten
wichtig sei. «Nur wenn es mehr als eine Kasse gibt, haben Unzufriedene die Möglichkeit, auf einen
anderen Anbieter auszuweichen», so Schneuwly.
Anteilig grösste Wechsel von Assura
und Atupri zur KPT
Von den 3’156 in allen Regionen der Schweiz befragten Personen
haben 843 die Grundversicherung auf 2023 gewechselt. Hierbei fand anteilig der bedeutendste
Wechsel von Assura und Atupri zur KPT statt. Ebenfalls einen signifikanten Wechsel gab es unter den
Krankenkassenwechselnden von Visana zu Helsana. Unter allen Kassen zeichnet sich die KPT als
grösste Gewinnerin punkto Kundenzuwachs ab.
«Neben der KPT, die nach eigenen
Angaben 2023 um die 40 Prozent mehr Kunden haben wird, haben vor allem kleine Versicherer mit
moderaten Prämienerhöhungen viele Neukunden bekommen. Das ist eine Überraschung. Denn in
den vergangenen Jahren haben die grossen Kassen Kundinnen und Kunden gewonnen und die
kleinen haben welche verloren. Weil jeder Versicherer für die Neukundinnen und -kunden Reserven
aufbauen muss, birgt ein massiver Kundenzuwachs das Risiko einer ungenügenden Solvenzquote im
nächsten Jahr. Wenn ein Versicherer in einigen Kantonen günstigere Prämien anbietet als die
Konkurrenz und deshalb stark wachsen könnte, hat das BAG zwei Optionen. Es genehmigt die
Prämien nicht oder es genehmigt sie und muss dann vielleicht im nächsten Jahr eine unterjährige
Prämienerhöhung verfügen. Nach einer unterjährigen Prämienerhöhung sind die meisten Neukunden
gleich wieder weg», sagt der Comparis-Experte.
Methodik
Die
repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von
comparis.ch im Dezember 2022 unter 3’156 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.
Davon haben 843 angegeben, die Grundversicherung auf 2023 hin zu wechseln.
Weitere Informationen:
Felix Schneuwly | Krankenkassen-Experte | Telefon: 079 600
19 12 | E-Mail: media@comparis.ch | comparis.ch