In den vergangenen zwei Jahren schlugen viele Schweizer Städte und Gemeinden Alarm, die
während der Lockdowns eine deutliche Zunahme des Litterings beobachtet haben. Die IGSU-
Umfrage zeigt nun, dass sich die Situation nun wieder deutlich entspannt hat und sich der Trend hin
zu einer Verbesserung der Littering-Situation fortsetzt. Indem sich die Lage der Schweiz normalisiert
hat, ist der öffentliche Raum wieder weniger unter Druck, weiss IGSU-Geschäftsleiterin Nora Steimer.
«Zudem haben die Städte und Gemeinden mit verschiedenen Massnahmen auf das vermehrte
Littering reagiert und auch die Medien haben das Problem aufgenommen und damit zur
Sensibilisierung beigetragen.
Bevölkerung nimmt Verbesserung wahrNur 7.6 Prozent der Befragten sind der Meinung,
dass am Ort der Befragung «eher viel» oder «viel» gelittert wird. Vor einem Jahr lag der Wert noch
bei 8.6 Prozent. 79.9 Prozent finden hingegen, dass vor Ort «eher wenig» bis «wenig» Littering liegt;
2021 waren noch 79.3 Prozent dieser Meinung.
Auch auf die gesamte Schweiz gesehen, hat
sich die Situation verbessert: Während 2015 noch 25 Prozent der Befragten der Meinung waren,
dass in der Schweiz «eher viel» oder «viel» gelittert wird, waren es 2022 noch 19 Prozent. Dass sich
die Situation verbessert hat, zeigt sich auch daran, dass sich dieses Jahr nur noch 28 Prozent der
Befragten «eher stark» oder «stark» an Littering stören. Vor sieben Jahren waren es noch 75
Prozent, 2021 waren es knapp 50 Prozent.
Fokus auf andere Sorgenkinder
Gemäss Dr. Ralph Hansmann, Dozent für Nachhaltigkeitswissenschaften an der ETH Zürich und
wissenschaftlicher Leiter der IGSU-Umfrage, können mehrere Gründe dazu geführt haben, dass sich
die Bevölkerung deutlich weniger an Littering stört: Einerseits unterstreiche das die Verbesserung der
Situation in den vergangenen Jahren. Zudem seien auch die neuen Brennpunkte, die während der
Lockdowns entstanden seien, grösstenteils wieder verschwunden, was die Bevölkerung zusätzlich
beruhige. «Andererseits wird die Littering-Problematik im Vergleich mit Themen wie Corona, Krieg,
Energiekrise oder Inflation möglicherweise auch als weniger prekär empfunden», vermutet Ralph
Hansmann. Hinzu komme, dass die Bevölkerung erkannt habe, dass Kantone, Städte, Gemeinden
und die IGSU mit vielen Massnahmen gegen Littering vorgehen. Das stimme ebenfalls positiv.
Mit neuen Massnahmen zum Erfolg
Tatsächlich haben viele Städte und
Gemeinden ihre Massnahmen gegen Littering in den letzten Jahren weiter ausgebaut. Die Stadt
Aarau organisiert beispielsweise Sensibilisierungs-Events gegen Littering, bringt das Thema an die
Schulen und hat eine Mehrwegbecherpflicht an städtischen Anlässen eingeführt. Das habe dazu
beigetragen, dass sich die Littering-Situation nach der Pandemie deutlich verbessert habe, findet
Regina Wenk, Leiterin Werkhof Stadt Aarau. In Zürich zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Stadt hat vor
kurzem festgehalten, dass die Littering-Menge in den letzten Jahren stabil geblieben und sogar eine
leichte Abnahme zu verzeichnen sei. Trotzdem lanciert Zürich laufend neue Massnahmen gegen
Littering: «Einen positiven Effekt auf eine Reduktion von Littering versprechen wir uns von der neu
lancierten Anti-Littering-Kampagne», so Niels Michel, Spezialist Dialog und Präsenz bei der
Stadtreinigung von ERZ Entsorgung + Recycling Zürich. Die Kampagne umfasse verschiedene
Massnahmenpakete wie das Stellen von gut sichtbaren Abfallbehältern in ausreichender Anzahl, das
Fördern von Mehrweggeschirr, zielgruppenspezifische Kommunikation und die Förderung von
Raumpatenschaften.
Mehrweggeschirr und Sensibilisierung
Auf
Mehrweggeschirr setzt auch die Stadt Bern: Bei Veranstaltungen gilt eine Mehrweggeschirrpflicht und
für den Kaffee unterwegs spannt die Stadt mit dem Mehrwegbechersystem kooky zusammen. Zudem
arbeitet die Stadt Hand in Hand mit dem Verein BERNcity, der das Littering mit einer
Sauberkeitscharta unter Kontrolle halten will: Mit einem Beitritt zur Sauberkeitscharta verpflichten sich
Unternehmen, weniger Abfall in Umlauf zu bringen und die Abfalltrennung zu fördern. Besonders
wichtig sei in Bezug auf Littering aber vor allem Information und Sensibilisierung, ist sich Patric
Schädeli, Abteilungsleiter Betrieb+Unterhalt der Stadt Bern sicher.
Ausbau der
Abfallinfrastruktur
Die Stadt Lugano setzt hingegen vorwiegend auf den Ausbau seiner
Abfallinfrastruktur: «Wir haben dieses Jahr die Zahl der Recyclingstationen im öffentlichen Raum
erhöht, insbesondere an den am stärksten frequentierten Orten, wie dem Seeufer, den öffentlichen
Plätzen und Veranstaltungsbereichen», erklärt Markus Brönnimann von der Abteilung Urbane Räume
in Lugano. «Das hat mittlerweile zumindest optisch für einen Rückgang des Litterings geführt.»
Auch die Stadt Neuchâtel hat ihre Infrastruktur ausgebaut: Sie setzt auf Grossraumcontainer in
der Nähe von Parks und Aschenbecher an den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel. «Es
wurden bereits sehr gute Ergebnisse erzielt, doch wir dürfen in unseren Bemühungen nicht
nachlassen», findet Laurent Verguet, Leiter der Strassenverwaltung in Neuchâtel.
Mehr
Engagement aus der Bevölkerung
Dass grosse Teile der Bevölkerung für die Littering-
Problematik sensibilisiert sind und selbst aktiv zu einer sauberen Umwelt beitragen möchten, zeigt
sich auch bei Massnahmen der IGSU. So verzeichnet die IGSU immer mehr Raumpatenschafts-
Projekte, die von Städten, Gemeinden und Schulen durchgeführt werden. Auf www.raumpatenschaft.ch sind mittlerweile über 50
Projekte mit 600 Raumpatinnen und Raumpaten eingetragen. Und auch der nationale IGSU Clean-
Up-Day konnte dieses Jahr so viele Menschen mobilisieren wie noch nie: Rund 55'000 Helferinnen
und Helfer haben sich an rund 750 Aufräum-Aktionen beteiligt – das sind 100 Aktionen mehr als im
Vorjahr. «Solche Zahlen machen deutlich, dass die vielen Massnahmen gegen Littering Wirkung
zeigen», freut sich Nora Steimer. «Die IGSU wird auch in Zukunft alles daransetzen, die Bevölkerung
weiter zu sensibilisieren und so dem Littering entgegenzuwirken.»
Zitate
Regina Wenk, Leiterin Werkhof, Stadt Aarau
«Sensibilisierungs-Events gegen
Littering finden in Aarau in bestimmten Zeitperioden statt und wirken sich aktiv auf das Verhalten der
Bevölkerung aus. Die Einführung der Mehrwegbecherpflicht und das grundsätzliche Verhalten der
Bevölkerung haben die Littering-Situation nach der Pandemie deutlich verbessert. Das nachhaltigere
Konsumverhalten wirkt sich positiv auf den Aussenraum aus. Die städtischen Anlässe mit
Mehrweggeschirr haben zusätzlich andere Veranstalter dazu motiviert, coole Anlässe mit weniger
Abfällen durchzuführen. Auch sind wir an Schulen aktiv und vermitteln den Kindern, wie mit Abfällen
umgegangen wird.»
Patric Schädeli, Abteilungsleiter Betrieb+Unterhalt, Stadt Bern
«In den letzten Jahren haben wir unsere Massnahmen gegen Littering stetig ausgebaut. Die
Mehrweggeschirrpflicht bei Veranstaltungen, der Start der Sauberkeitscharta und das neue
Mehrwegbechersystem kooky für den Kaffee unterwegs sind diesbezüglich wichtige Schritte. Die
Corona-Pandemie hat unsere Reinigung auf die Probe gestellt: Aufenthalt und Konsumation im
öffentlichen Raum waren stark im Trend, entsprechend blieb viel Abfall liegen. Auch Littering an der
Aare im Sommer ist eine Herausforderung. Beim Thema Littering ist die Wichtigkeit von Information
und Sensibilisierung unbestritten.»
Markus Brönnimann, Abteilung Urbane Räume, Stadt
Lugano
«Das Littering scheint nicht nachzulassen. Deshalb haben wir dieses Jahr die
Zahl der Recyclingstationen im öffentlichen Raum erhöht, insbesondere an den am stärksten
frequentierten Orten, wie dem Seeufer, den öffentlichen Plätzen und Veranstaltungsbereichen. Das
hat mittlerweile zumindest optisch für einen Rückgang des Litterings geführt.»
Niels
Michel, Spezialist Dialog und Präsenz bei der Stadtreinigung von ERZ Entsorgung + Recycling
Zürich, Stadt Zürich
«In Zürich befindet sich die Sauberkeit im öffentlichen Raum
weiterhin auf einem hohen Niveau. Aufgrund der kontinuierlichen Messung der Sauberkeit passen wir
unsere Reinigungskonzepte an, wodurch wir den öffentlichen Raum effizienter reinigen können.
Einen positiven Effekt auf eine Reduktion von Littering versprechen wir uns von der in diesem Jahr
neu lancierten Anti-Littering-Kampagne. Diese umfasst verschiedene Massnahmenpakete wie
beispielsweise das Stellen gut sichtbarer Abfallbehälter in ausreichender Anzahl, das Fördern von
Mehrweggeschirr, zielgruppenspezifische Kommunikation und die Förderung von
Raumpatenschaften.»
Laurent Verguet, Leiter der Strassenverwaltung, Stadt
Neuchâtel
«Nach einem komplizierten Jahr 2020 hat die Stadt Neuenburg ihre Initiativen
zur Eindämmung des Litterings vervielfacht, und diese Bemühungen haben sich gelohnt: Unsere Ufer
blieben in den letzten beiden Sommern relativ sauber. Wir haben Grossraumcontainer in der Nähe
von Parks aufgestellt und Aschenbecher zum Mitnehmen verteilt, Aschenbecher an allen Haltestellen
befestigt und Beschilderungen und Markierungen zur Sensibilisierung angebracht. Zudem können wir
auf die aktive Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Jugendgruppen und Geschäftsleute
zählen. Es wurden bereits sehr gute Ergebnisse erzielt, doch wir dürfen in unseren Bemühungen
nicht nachlassen!»
Medienkontakt
- Nora Steimer, IGSU-
Geschäftsleiterin, 043 500 19 91 / 076 406 13 86, medien@igsu.ch
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