Der Comparis-Konsumentenpreisindex in
Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH misst die gefühlte Inflation der
Konsumentinnen und Konsumenten. Dazu wird ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig
konsumierten Gütern wie zum Beispiel Lebensmitteln, Medikamenten oder Kleidung betrachtet. Die
Teuerungsrate wird um inflationsdämpfende Faktoren wie Mieten oder andere dauerhafte Güter
bereinigt.
Laut dem Comparis-Konsumentenpreisindex sind im Oktober 2022 die Preise für
Alltagsgüter in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent gestiegen. Der
Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) nahm um 3 Prozent zu.
Nach Rückgang verharrt
Teuerung auf hohem Niveau
«Nach zwei Monaten mit einem leichten Rückgang der Inflation
hat sich die Teuerung im Oktober bei über 3 Prozent eingependelt», beobachtet Comparis-
Finanzexperte Michael Kuhn. «Dennoch sind die finanziellen Sorgen in der Bevölkerung weit
verbreitet, vor allem wegen der durchschnittlich um 6,6 Prozent deutlich steigenden
Krankenkassenprämien 2023.» Das zeigte eine repräsentative Comparis-Umfrage**. Jede dritte
Person in der Schweiz rechnete im Oktober 2022 mit einer Verschlechterung der eigenen finanziellen
Situation im Vergleich zum Vorjahr.
Im Vergleich zur Eurozone ist die Teuerung in der
Schweiz deutlich tiefer. Hier betrug die Inflationsrate im September 10,6 Prozent und war damit so
hoch wie nie seit der Einführung des Euros 1999.
Gegenüber September 2022 sind die
Preise im Schweizer Warenkorb stabil geblieben (LIK ebenfalls ohne Veränderung). Von August bis
September dieses Jahres waren die Kosten für Alltagsgüter 0,5 Prozent gesunken (LIK: minus 0,2
Prozent).
Steigende Preise für Frühstückszutaten
Überdurchschnittlich gestiegen sind
allerdings die Kosten für das Frühstück. Im Vorjahresmonats-Vergleich wurden neun typische
Zmorgen-Zutaten um durchschnittlich 5,5 Prozent teurer. Deutlich mehr ausgeben müssen
Schweizerinnen und Schweizer für Butter (plus 10,7 Prozent), Margarine, Speisefette und -öle (plus
8,9 Prozent), Kaffee (plus 7 Prozent), Milch, Käse, Eier (plus 5,9 Prozent) sowie Tee (plus 3,4
Prozent).
Seit dem Jahr 2000 wurde das Frühstück sogar um durchschnittlich 11,1 Prozent
teurer. Im Langzeitvergleich stiegen die Kosten insbesondere für Butter (plus 35,6 Prozent), Konfitüre
und Bienenhonig (18,7 Prozent), Margarine, Speisefette und -öle (plus 11,7 Prozent), Tee (plus 10
Prozent), Kaffee (plus 7,2 Prozent) sowie Brot, Mehl und Getreideprodukte (plus 6,9 Prozent). «Die
Kosten für typische Zmorgen-Zutaten steigen seit Jahren stärker als die Preise für den
Gesamtwarenkorb. Das Zmorgen frisst damit gerade bei tiefen Einkommen ein Loch ins
Portemonnaie», stellt Kuhn fest.
Stärkster Preisanstieg gegenüber Vormonat
Neben den Zmorgen-Zutaten haben sich weitere Güter deutlich verteuert: Am stärksten gestiegen
– mit 8,8 Prozent (Vormonat: minus 2,7 Prozent) – sind zwischen September und Oktober 2022 die
Preise für Energie zum Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme). Im Vergleich zum
Vorjahresmonat betrug der Preisanstieg 56 Prozent und seit Mai 2000 sogar 203 Prozent.
«Insbesondere das Heizöl hat sich im Oktober massiv verteuert und damit die leichte Entspannung
im September wieder zunichtegemacht», sagt Kuhn. Tatsächlich machten die Ausgaben für Energie
vor den massiven Preissteigerungen 2022 im Durchschnitt und je nach Quelle bzw.
Berechnungsgrundlage 1,4 bis 5 Prozent der Haushaltsausgaben aus.
An zweiter Stelle
folgen sonstige Druckprodukte mit einem Plus von 6,9 Prozent (Vormonat: plus 0,1 Prozent).
«Produkte wie Kalender unterliegen vor allem saisonalen Preissteigerungen», sagt Kuhn.
Auf
Platz 3 folgen mit einem Plus von 6,4 Prozent Frucht- und Gemüsesäfte (Vormonat: minus 3,4
Prozent). Das hat verschiedene Gründe: «Teilweise schlechte Ernten und eine hohe Nachfrage
treiben die Preise in die Höhe – wohl auch in den kommenden Monaten», sagt Kuhn. Mit einem Plus
von 5,7 Prozent ist der Preisanstieg bei Herrenschuhen ebenfalls deutlich (Vormonat: plus 1,5
Prozent).
Ebenfalls unter den Top 5 der am stärksten verteuerten Güter sind die Preise für
Damenschuhe mit einer Zunahme von 3,1 Prozent (Vormonat: plus 1,7 Prozent). Kuhn: «Die Preise
für Schuhe haben sich wie schon im September im Vergleich zum Vormonat erhöht. Trotzdem sind
Schuhe für Erwachsene wie für Kinder in der Langzeitbetrachtung nach wie vor günstig.»
Die
Preise für Elektrizität blieben seit September stabil. Gegenüber dem Vorjahresmonat hat sich der
Strom um 2,4 Prozent verteuert, seit Mai 2000 um 15,5 Prozent.
Am teuersten blieb das
Leben im letzten Jahr für Paare ab 65 Jahren ohne Kinder
Die höchste Teuerung erlebten in
den letzten 12 Monaten kinderlose Paare ab 65 Jahren. Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von 3,6
Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings stagnierte auch für sie die Teuerung im Oktober. Nach
Einkommen betrachtet war die Teuerung bei Paaren ab 65 Jahren ohne Kinder in der tiefsten
Einkommensklasse mit 3,9 Prozent deutlich am höchsten.
Rein rechnerisch spüren nach
Haushaltstyp Einelternhaushalte mit Kindern die Teuerung prozentual am wenigsten. Mit einem
Indexstand von 104,5 hat die gefühlte Teuerung bei ihnen in den letzten 12 Monaten 2,9 Prozent
betragen. Verglichen mit dem September sanken die Kosten jedoch um 0,6 Prozent. «Während
Paare ohne Kinder in der Regel mehr Geld zur Verfügung haben, um in grösseren Wohnungen zu
leben sowie um shoppen zu gehen und zu reisen, fehlt Alleinerziehenden dieses Geld oft. Sie spüren
die Teuerung weniger, da sie sich die vom Preisanstieg betroffenen Güter und Dienstleistungen
ohnehin nicht leisten können», so Kuhn.
Von September auf Oktober waren die Rentnerinnen
und Rentner als einzige Gruppe von einer leichten Teuerung betroffen.
Aufgesplittet nach
Einkommen erleben die mittlere sowie die tiefste Einkommensklasse mit 3,2 bzw. 3,3 Prozent die
deutlichste Teuerung in den letzten 12 Monaten. Allerdings hat auch hier die Teuerung im Vergleich
zum September abgenommen (minus 0,5 bzw. minus 0,4 Prozent).
Die tiefste Teuerung nach
Haushaltstyp und Einkommensklasse verzeichneten Einpersonenhaushalte unter 65 Jahren in der
tiefsten bis mittleren Einkommensklasse. Bei ihnen stiegen die Preise um 2,9 Prozent.
«Einpersonenhaushalte sind wegen durchschnittlich kleinerer Wohnungen im Vergleich weniger von
steigenden Energiekosten betroffen. Zudem konsumieren Menschen mit tiefen bis mittleren
Einkommen weniger der Produkte und Dienstleistungen, deren Kosten stark angestiegen sind», sagt
Kuhn.
Inflation in den Sprachregionen nähert sich an
Nach Regionen unterteilt, spürt
die italienische Schweiz die Teuerung nach wie vor am stärksten. Das Tessin hat den höchsten
Indexstand mit 105,3 – also die gefühlt grösste Last im Land (Deutschschweiz und französische
Schweiz jeweils 105). Der Inflationsgraben zwischen den Sprachregionen wurde im Oktober jedoch
deutlich kleiner: Prozentual verteuerten sich die Alltagsgüter zwischen Oktober 2021 und Oktober
2022 im Tessin um 3,2 Prozent und damit nur noch wenig mehr als in der Romandie (plus 3,1
Prozent) und in der Deutschschweiz (plus 3,1 Prozent).
Stärkste Zunahme seit dem Jahr
2000
Seit Mai 2000 haben die Preise für Heizenergie um 203 Prozent zugenommen.
Zigaretten sind 96 Prozent teurer geworden. Die Kosten für finanzielle Dienstleistungen haben um 95
Prozent zugelegt. Andere Tabakwaren kosten heute 76 Prozent mehr. Und Zeitungen und
Zeitschriften haben sich um 75 Prozent verteuert.
Manches wurde viel billiger
Obwohl
es den Anschein macht, dass aktuell das Leben teurer wird, täuscht der Eindruck teilweise.
Verschiedene Dinge des alltäglichen Gebrauchs wurden zwischen Mai 2000 und Oktober 2022 sogar
massiv billiger. Allen voran sind es Medikamente mit einer durchschnittlichen Verbilligung von 43
Prozent.
Auch Speichermedien und Inhalte wurden 40 Prozent günstiger. Kleine elektrische
Haushaltsgeräte bekommen Konsumentinnen und Konsumenten heute 35 Prozent billiger (bis
Vormonat: minus 36 Prozent). Elektrische Geräte für die Körperpflege wurden 31 Prozent billiger (bis
Vormonat: minus 29 Prozent). Und Telekommunikation wurde 31 Prozent günstiger (bis Vormonat: 29
Prozent).
Die Preise für die Güter des täglichen Gebrauchs haben sich im Langzeitvergleich
unterschiedlich entwickelt: Brot, Mehl und Getreideprodukte wurden seit dem Jahr 2000 rund 7
Prozent teurer (bis Vormonat: plus 6 Prozent); Früchte, Gemüse, Kartoffeln und Pilze 8 Prozent. Die
Preise für Fleisch und Fleischwaren stiegen um 19 Prozent.
Toilettenartikel dagegen wurden
14 Prozent günstiger (bis Vormonat: 15 Prozent). Spitalleistungen kosten heute 7 Prozent mehr. Für
Elektrizität bezahlen Konsumentinnen und Konsumenten hierzulande 16 Prozent mehr als noch im
Jahr 2000.
*Comparis-Konsumentenpreisindex
Der Landesindex der
Konsumentenpreise (LIK) misst Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von
rund 1'050 Waren und Dienstleistungen. Eine anhaltende Abnahme des Geldwertes bzw. eine
Erhöhung des durchschnittlichen Preisniveaus bezeichnet dabei die Inflation. Der LIK umfasst 12
Hauptkategorien, darunter auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten. Grosse
Ausgabenposten, wie etwa die Prämien für die Sozialversicherungen oder die direkten Steuern, sind
demgegenüber nicht erfasst. Der LIK widerspiegelt somit nicht die tatsächlich gefühlte Teuerung der
Konsumentinnen und Konsumenten.
Der Comparis-Konsumentenpreisindex in
Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH bildet die gefühlte Inflation ab,
indem er die LIK-Daten um Mieten und dauerhafte Güter wie Personenwagen und Möbel bereinigt.
Zudem werden explizit einzelne Haushaltsgruppen, Einkommensklassen und Sprachregionen
berücksichtigt.
Die Datengrundlage besteht aus dem Landesindex der Konsumentenpreise
(LIK) sowie der Haushaltsbudgeterhebung (HABE). Die Gewichtungen für die neuen Preisindizes
werden aus der HABE konstruiert. Danach werden verkettete Laspeyres-Indizes mit den Preisreihen
des LIK berechnet. Die Indexbasis ist Dezember 2017 (entspricht 100 Prozent).
**Comparis-
Analyse: Steigende Krankenkassenprämien dämpfen finanzielle
Zuversicht
Weitere Informationen:
Michael Kuhn, Consumer-Finance-
Experte, Telefon: 044 360 53 91, E-Mail: media@comparis.ch, comparis.ch