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Stromsparen wird bestraft: Grundpreise gehören endlich abgeschafft!
Publikationsdatum:     18.10.2022
Druckdatum:     29.04.2024
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Stromsparen wird bestraft: Grundpreise gehören endlich abgeschafft!

Ob «Grundtarif», «Fixkosten» oder «Netznutzung»: Über 80% der Stromanbieter in der Schweiz berechnen einen Grundpreis von bis zu 180 Franken pro Jahr. Diese «Kopfsteuern» spülen Millionen in die Kassen der Stromunternehmen, übermässig bezahlt von kleinen und sparsamen Haushalten. Im Anbetracht der aktuellen Spar-Appelle ist es völlig kontraproduktiv, dass diese Grundpreise nun gesetzlich legitimiert steigen sollen. Als sinnvolle Alternative zu den teilweise horrend hohen Grundtarifen fordert der Konsumentenschutz die Einführung des «Basistarif 500».

Zwei vom Konsumentenschutz durchgeführte Umfragen zeigen auf, wo und wie hoch Energiepauschalen die Konsumentinnen zu stehen kommen: 80% der Stromunternehmen verrechnen einen Grundpreis, wobei die Dunkelziffer noch weit höher liegt. Einzig die Elektrizitätswerke der grossen Städte verzichten auf Pauschalen. Die anderen Stromanbieter verrechnen bis zu 180 Franken pro Jahr und Haushalt. Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, stellt fest: «Bei einem kleinen Haushalt kann der Grundpreis durchaus 50% der Stromkosten ausmachen. Die grossen Preisunterschiede auf engstem Raum sind nicht nachvollziehbar.»

Konsumenten-Schutzschirm: «Basistarif 500» statt Grundpreise
Der Konsumentenschutz forderte den Bundesrat daher auf, einen Strom-Basistarif für alle zu lancieren: Jede Person soll 500 kWh Strom pro Jahr beziehen können, dessen Preis sich an den Gestehungskosten der Schweizer Stromproduktion orientiert. Stalder zeigt sich überzeugt: «Statt eine Kopfsteuer brauchen die Haushalte der Schweiz eine verlässliche Grundversorgung. Damit alle Menschen die Möglichkeit haben regelmässig zu kochen, Vorräte an der Kühle zu lagern oder Kommunikationskanäle zu nutzen, ohne gleich in finanzielle Schieflage zu kommen.»

Stromsparen wird zu Farce: Profiteure sind grosse Haushalte und Stromunternehmen
Grundpreise benachteiligen kleinere, sparsame Haushalte. Ihnen entsteht damit ein grosser Teil der Stromkosten. Dies verhindert nicht nur Verursachergerechtigkeit, sondern torpediert auch alle Anstrengungen zum Stromsparen, denn Sparbemühungen ändern mit diesem Verrechnungssystem an der Stromrechnung wenig. Stalder kommentiert: «Faktisch subventionieren die sparsamen Haushalte die Vielverbraucher. Profiteure vom ganzen System sind die Stromunternehmen, welche die Haushalte mit Pauschalpreisen schröpfen.»

Stromunternehmen sollen bald noch höhere Grundpreise verlangen dürfen
Zwar sind die Grundpreise tatsächlich reguliert: Laut der StromVV dürfen die pauschalen Grundpreise nicht 30% der Kosten für die Netznutzung überschreiten – gerechnet über die ganze gefangene Kundengruppe der «Basiskunden». Dies reicht offenbar für die hohen Grundpreise. Nun schwebt dem Bundesrat in der Revision des Stromversorgungsgesetzes vor, dass diese Sockelbeiträge von den Stromunternehmen sogar noch erhöht werden können. Stalder zeigt sich besorgt: «Der Bundesrat nimmt offensichtlich in Kauf, dass die Konsumentinnen mit sparsamem Strombezug einen Grundpreis von einigen hundert Franken zahlen müssen. Dabei beweisen Stromunternehmen seit vielen Jahren, dass es auch anders geht!»

Was sind Grundpreise?
Theoretisch gibt es unterschiedliche Grundpreise: Einerseits werden sie auf die Energie, andererseits für die Netznutzung oder manchmal für beides erhoben. Praktisch ist aber kaum klar, was sich dahinter verbirgt: Jedes Stromunternehmen rechtfertigt auf eigene Weise, wieso Pauschalgebühren erhoben werden. Die Argumentationen reichen von «Netznutzung», «Servicepauschalen» bis zu «allgemeinen Beratungen». Deshalb sind die Grundpreise bisher kaum schweizweit vergleichbar: Im vielgenutzten Strompreisrechner der Elektrizitätskommission (ElCom) werden die Grundpreise sogar in den Strompreis pro kWh miteingerechnet. Allen Grundpreisen ist jedoch gemein, dass sie wie Kopfsteuern funktionieren: Jeder Haushalt zahlt unabhängig vom effektiven Verbrauch einen Sockelbeitrag.


Kontakt:
Sara Stalder, Geschäftsleiterin: 078 710 27 13
Marius Wiher, Leiter Nachhaltigkeit & Energie, 031 370 24 30


Über Stiftung für Konsumentenschutz:
Der Konsumentenschutz vertritt unabhängig, kompetent und engagiert die Interessen der Konsumentinnen und Konsumenten. Er ist in der Information und Beratung tätig, verhandelt mit Anbietern und Behörden und vertritt die Konsumenteninteressen auf politischer Ebene.

Die Stiftung mit Sitz in Bern kann auf eine breit abgestützte Finanzierung zählen und agiert parteipolitisch unabhängig. Präsidentin: Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo, Geschäftsleiterin: Sara Stalder.
 
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