Vernier (ots) - In modernen Fahrzeugen werden immer mehr Funktionen über einen zentralen Touchscreen oder eine Controller-Steuerung bedient. Dies kann zu Hand-Augen-Koordinationen führen, die den Fahrer im Strassenverkehr
gefährlich ablenken können. In Zusammenarbeit mit dem deutschen ADAC hat der TCS das Risiko, abgelenkt zu werden, bei sechs Fahrzeugen der Kompaktklasse untersucht. Das Bedienungskonzept erhielt bei vier Fahrzeugen das
Prädikat "sehr empfehlenswert", eines schnitt mit "empfehlenswert" ab und eines erhielt nur die Note "bedingt empfehlenswert".
In den letzten Jahrzehnten haben sich Autos enorm weiterentwickelt, vor allem im Bereich der Sicherheit.
Mittlerweile sind sie zu wahren Hightech-Geräten auf Rädern geworden, mit unzähligen Einstellungsmöglichkeiten und technischen Zusatzfunktionen. Um die Fahrzeugbedienung so ergonomisch und übersichtlich wie möglich zu
gestalten, damit sie intuitiv bedienbar ist, haben die Automobilentwickler neue Bedienkonzepte entwickelt: Entweder bündeln sie alle Bedienelemente auf einen zentralen Touchscreen im Armaturenbrett und/oder sie verwenden einen
Controller in der Mittelkonsole, der als drehbares Drucktablett oder als Touchpad konzipiert ist. Die Herausforderung für die Entwickler besteht darin, den Fahrer während der Fahrt so wenig wie möglich abzulenken. Messung
der Ablenkung durch Blickerfassung Angesichts dieser Gefahr, wollte der TCS das Ausmass des Ablenkungspotentials in mehreren Fahrzeugen testen. Insgesamt wurden sechs Fahrzeuge getestet, drei Modelle mit
Touchscreen und drei mit Controller-Steuerung. Die Sprach- oder Gestensteuerung, die einige Modelle zusätzlich anbieten, wurde hingegen nicht getestet. Die Bewertung konzentrierte sich daher ausschliesslich auf die
Benutzerfreundlichkeit der Schalter und Hauptbedienelemente über den Touchscreen oder den Controller bzw. Touchpad. Die Ablenkung wurde durch Videobeobachtung mit Blickerfassung erfasst. Intuitive Bedienung mit dem
"Controller" Am besten kamen die Probanden mit dem Mazda 3 und dem BMW 1er zurecht - zwei Fahrzeuge, die mit einem auf einem Controller basierten Bediensystem ausgestattet sind. Die Bewertung
"sehr empfehlenswert" resultiert in erster Linie aus der intuitiven Bedienung der Sicherheitsfunktionen (Licht und Scheibenwischer) und der Tatsache, dass beide Modelle über eine separate Steuereinheit für die Klimaanlage verfügen, die
die Einstellung häufig verwendeter Funktionen erleichtert. Auch der VW Golf und der Dacia Sandero, die für Infotainment-Funktionen hauptsächlich den Touchscreen nutzen, erhielten ebenfalls das Prädikat "sehr
empfehlenswert". Die Eingabe eines Zielortes im Navigationssystem und die Befehle für das Telefonieren über die Freisprechanlage erfordern mit dem Touchscreen deutlich weniger Zeit als mit dem Controller. Die Sicherheitsfunktionen
wiesen hingegen keine ausgeprägten Schwächen auf. Der kritische Punkt war die Steuerung der Klimaanlage des VW Golf, die grösstenteils über den Touchscreen erfolgen muss. Weniger präzise Steuerung mit dem
"Touchpad" Die Probanden fanden, dass das Touchpad der Mercedes A-Klasse, mit dem man dem Infotainmentsystem durch Wischen und Drücken einer berührungsempfindlichen Oberfläche Befehle erteilen kann,
weniger präzise war als die Drehsteuerung. Die Ablenkungszeiten für das Auffinden des Bedienelements für die Scheibenwischer waren überdurchschnittlich lang, obwohl dieses bei Mercedes fast schon traditionell im Blinkerhebel links
vom Lenkrad untergebracht ist. Das Bedienkonzept der A-Klasse erhielt die Bewertung "empfehlenswert", da die Testpersonen selbst für die häufig genutzten Funktionen der Klimaanlage aufgrund der recht weit unten platzierten und mit
sehr kleinen Symbolen versehenen Klimabedieneinheit deutlich länger brauchten als bei Mazda, BWW und Dacia. Tesla weist bei Neulingen das grösste Ablenkungspotential auf Bei Fahrern, die mit dem Fahrzeug
nicht vertraut sind, schnitt das mit einem grossen Touchscreen untergebrachte Bedienkonzept des Tesla Model 3 mit der Bewertung "bedingt empfehlenswert" am schlechtesten ab. Die Bedienung von sicherheitsrelevanten
Funktionen wie Beleuchtung oder Änderung der Scheibenwischstufe ist nur über den Touchscreen möglich, was zu langen Bedien- und Suchzeiten und damit zu Ablenkungspotenzial führt. Auch die Taste für die Warnblinkanlage, die in
der gleichen Farbe wie der Dachhimmel gehalten ist, wurde mit einer Ausnahme von keiner Testperson ohne vorherige Angabe gefunden. Sicherheitsrelevante Funktionen erfordern besondere Aufmerksamkeit
Eine weitgehend standardisierte Bedienung von sicherheitsrelevanten Funktionen, wie die Scheibenwischer rechts vom Lenkrad, eine gut sichtbare, rot markierte Warnblinklichttaste sowie eine separate, gut platzierte Bedieneinheit für
Heizung, Lüftung, Klimaanlage mit grossen Tasten und Symbolen haben den Vorteil, dass sich die Benutzer auch in wenig vertrauten Fahrzeugen schnell zurechtfinden. Für Kommunikations-, Navigations- und Infotainmentfunktionen
hingegen erweist sich ein Touchscreen als das Medium mit den kürzeren Ablenkungszeiten als die anderen Steuergeräte. Testmethodik Für den Test rekrutierte ein Marktforschungsunternehmen 24 Personen, die
nicht in der Autobranche tätig sind und mindestens 6000 km pro Jahr zurücklegen. Da sie nach ihren Privatfahrzeugen befragt wurden, konnten markenspezifische Vorkenntnisse ausgeschlossen werden. Nach einer Eingewöhnungsphase
mussten die Personen jeweils zwei Testautos auf einem abgesperrten Gelände mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 bis 50 km/h durch einen Parcours fahren und dabei alltägliche, sicherheitsrelevante sowie häufig genutzte
Bedienaufgaben ausführen. Empfehlungen des TCS - Testen Sie das Fahrzeug auf einer Probefahrt, bevor Sie es kaufen: Sitzposition, Lenkradhöhe, Rundumsicht, Kopfstützen, Bedienbarkeit,
Anzeigen und vergleichen Sie mit ihren Präferenzen.
- Nehmen Sie sich vor der ersten Fahrt mit einem Leih- oder Mietwagen Zeit, um sich mit den sicherheitsrelevanten und häufig gebrauchten Funktionen vertraut zu machen.
- Nehmen Sie Bedienaufgaben mit Ablenkungspotenzial, wie Zieleingaben im Navigationssystem bei stehendem Fahrzeug vor oder beauftragen Sie damit den Beifahrer
- Wenn mehrere Familienmitglieder ein Auto nutzen, richten
Sie Anzeigen und einen Teil der Favoritentasten vor der Fahrt nach Ihrem Geschmack ein.
- Verlassen Sie sich nicht auf Abstands- und Spurhalteassistenten. Diese können das Verkehrsgeschehen nicht einschätzen, in einem
entscheidenden Moment versagen und deshalb vorausschauendes Fahren nicht ersetzen.
Pressekontakt: Daniel Graf, Mediensprecher TCS, 058 827 34 41, daniel.graf@tcs.ch, www.pressetcs.ch
Über Touring Club Suisse (TCS):
Als bedeutender Ansprechpartner der Kantons- und Bundesbehörden in mobilitätsbelangen setzen wir uns für die freie Wahl der Verkehrsmittel ein und engagieren wir uns seit mehr als einem Jahrhundert mit Sensibilisierungskampagnen und Studien zur Qualität der Verkehrsinfrastruktur für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.
Unsere Mitarbeitenden befassen sich mit der Weiterentwicklung des Dienstleistungsangebots unseres Clubs.
Die Direktion unseres Clubs ist in unserem Hauptsitz in Vernier basiert. Weitere Abteilungen wie der Mediendienst, die IT, die Verkehrssicherheit oder der Politikdienst arbeiten ebenfalls in diesen Räumlichkeiten.
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