Für Gefängnisse stellt der illegale Gebrauch von Mobiltelefonen ein grosses Sicherheitsrisiko dar.
Denn sie ermöglichen den Häftlingen unbemerkten Kontakt mit der Aussenwelt, wodurch sie weitere
Straftaten koordinieren, Beweismaterial beseitigen oder gar eine Flucht planen können. «Dieses
Problem wollen wir mit dem System InPercept lösen. Es erlaubt, Mobiltelefone auf die Zelle genau
durchgehend und automatisch zu lokalisieren», erklärt Armin Schmidt, Projektleiter und
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Optimierung und Datenanalyse IODA der Berner
Fachhochschule BFH. Den Prototypen haben die Forschenden in Zusammenarbeit mit dem
Gefängnis Bellechasse im Kanton Fribourg entwickelt. Das Potenzial von InPercept haben auch die
Betreiber der Justizvollzugsanstalt Thorberg erkannt: Dort wurden im letzten Jahr zwei Gebäude mit
drei respektive vier Stockwerken mit dem Überwachungssystem ausgerüstet.
Lokalisierung
durch elektromagnetische Fingerabdrücke
Das Lokalisierungssystem entdeckt die
Mobiltelefone anhand elektromagnetischer Signale. Diese werden von rund um das Gebäude
installierten Antennen erfasst und kontinuierlich in einer zentralen Einheit verarbeitet und
ausgewertet. Aufgrund der elektromagnetischen Topologie eines Gebäudes unterscheiden sich die
empfangenen Signalleistungen an jeder Antenne, abhängig von der Position des Mobiltelefons im
Gebäude. Somit kann jeder Position im Gebäude eine Art elektromagnetischer Fingerabdruck
zugeordnet werden. In einer einmaligen «Lernphase» werden solche Fingerabdrücke an
verschiedenen Orten im Gebäude aufgenommen, zum Beispiel in jeder Zelle. Sie dienen dazu, den
Lokalisierungsalgorithmus auf die spezifische Gebäudetopologie zu trainieren. Im anschliessenden
Normalbetrieb wird ein illegal benutztes Mobiltelefon durch den Vergleich der kontinuierlich
empfangenen Fingerabdrücke mit den vorgängig aufgenommenen Referenzfingerabdrücken
lokalisiert. «Bei 90 Prozent der Messungen lag unsere Lokalisierung maximal 2,5 Meter daneben. Bei
70 Prozent der Messungen gar nur 1,2 Meter», sagt Schmidt und ergänzt: «Diese Werte erreichen wir
bereits mit einer geringen Anzahl an Sensoren.» Im Thorberg beispielsweise decken 16 Antennen ein
Gebäudevolumen von 11’800 m3 ab. Das macht InPercept vergleichsweise günstig.
Weitere
Zielmärkte für InPercept
Mit dem Einsatz in Gefängnissen sei das Potenzial für mögliche
Anwendungsbereiche aber noch nicht ausgeschöpft, sagt Schmidt: «Auch sensible Gebäude des
Bundes wie Server-Center oder Gebäude des Nachrichtendienstes könnten mit unserem System
ausgerüstet werden. Ebenso Forschungseinrichtungen, die vor Werkspionage geschützt werden
sollen, oder Gefahrengebiete in Fabriken, damit Mitarbeitende in einem Notfall möglichst schnell
geortet und evakuiert werden können.»
Kontakte
Armin Schmidt
Projektleiter und
wissenschaftlicher Mitarbeiter
Institut für Optimierung und Datenanalyse IODA
Berner
Fachhochschule
armin.schmidt@bfh.ch
Tel. +41 34 426 69 21
Anna-Sophie Herbst
Kommunikationsspezialistin
Berner Fachhochschule
Technik
und Informatik
anna-sophie.herbst@bfh.ch
Tel. +41 31 848 50
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Berner FachhochschuleMediendienst TI
Seevorstadt 103b
CH 2502 Biel
mediendienst.ti@bfh.ch
bfh.ch/ti