Die Corona-Pandemie hat dem Kaufen via Internet mächtig Schub verliehen: Auf 15 Milliarden
Franken dürfte der Onlinehandel in der Schweiz 2021 gewachsen sein. 2020 betrug der
Onlineshopping-Umsatz der Schweiz noch 13,1 Milliarden Franken. Alleine Digitec Galaxus steigerte
2021 den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 2,1 Milliarden Franken.
«Starke
Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs»
Auch die Online-Käuferschaft hat sich von
Anfang 2019 bis Ende 2021 stark verändert. Das zeigt die Analyse des Online-Vergleichsportals
Comparis in Kooperation mit der Wirtschaftsauskunftei CRIF. So wurde die Altersstruktur von der
Pandemie durchgeschüttelt: Der Anteil der 55- bis 65-Jährigen beim Online-Shopping wuchs von 14,1
vor der Pandemie auf 15,1 Prozent Ende 2021. Der Anteil der übers Internet kaufenden Rentnerinnen
und Rentner (ab 65 Jahren) stieg im selben Zeitraum von 13,3 auf 14,1 Prozent. Bei den Jüngeren
legten einzig die 30- bis 40-Jährigen um 0,9 Prozentpunkte auf 21,3 Prozent zu.
Relativ
gesunken ist hingegen der Onlineshopping-Anteil bei den jungen Erwachsenen von 20 bis 24 Jahren
(-0,9 Prozentpunkte). Das heisst: Die älteren Generationen haben überproportional zum
Marktwachstum in der Pandemie beigetragen.
«Ein Grund für diese Verschiebung zwischen
den Generationen ist die starke Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs», erklärt Comparis-
Finanzexperte Michael Kuhn. Das zeige sich bei Digitec Galaxus: Der Onlinehändler verzeichnete
das stärkste Umsatzwachstum in den Bereichen Supermarkt, Do it + Garten, Wohnen, Baby und
Spielwaren. Auch Coop Online legte 2021 um 13,4 Prozent zu.
Deutschschweizer und
Ausländer sorgten für Schub
Das starke Wachstum beim Online-Shopping wurde
massgeblich von Ausländern und Ausländerinnen sowie von Personen in der Deutschschweiz
getrieben. Entsprechend sank der Anteil der übrigen Sprachregionen und der Personen mit
Schweizer Pass insgesamt. Vor der Pandemie haben deutlich weniger Ausländerinnen und Ausländer
online eingekauft als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung (25 Prozent); nämlich nur 21 Prozent. Im
zweiten Halbjahr 2021 stieg der Anteil auf 23 Prozent.
Die Deutschschweizer Bevölkerung
legte kräftig zu: Ende 2021 lag ihr Anteil aller Online-Einkäufe bei rund 79 Prozent – und damit
deutlich höher als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung (74 Prozent).
Erster Lockdown:
Massive Zunahme bei den Pensionierten am Online-Shopping
Der Wandel im Online-
Shopping zeigt sich im Zeitraum des ersten Lockdowns (16. März bis 26. April 2020) am deutlichsten:
Je älter die Leute, desto stärker stieg ihr Anteil an den Internet-Einkäufen. Bei den Pensionierten
betrug der Anteil an der gesamten Internet-Käuferschaft im zweiten Halbjahr 2019 13,5 Prozent.
Dieser Anteil kletterte im ersten Halbjahr 2020 auf 14,4 Prozent (plus 0,9 Prozentpunkte). Der Anteil
der 55- bis 65-Jährigen am Onlineshopping-Kuchen nahm um 0,6 Prozentpunkte zu und stieg auf
14,9 Prozent. Der Anteil der 40- bis 50-Jährigen wuchs um 0,4 Prozentpunkte (29 Prozent). Die 30-
bis 40-Jährigen legten relativ um 0,3 Prozentpunkte zu (auf 20,7 Prozent).
Der Anteil der
Jungen nahm dagegen proportional ab. In der Gruppe der 25- bis 30-Jährigen sank er im ersten
Lockdown um 0,5 Prozentpunkte (9,2 Prozent). Die Altersklasse der 20- bis 24-Jährigen nahm um 1
Prozentpunkt ab (7,4 Prozent).
«Ältere Menschen blieben während des ersten Lockdowns
häufiger zuhause und mieden den Gang in die Geschäfte. Teils halfen Kinder, Enkelkinder und
jüngere Nachbarn bei den Online-Einkäufen», erklärt Kuhn.
Frauen haben Shoppingboom im
ersten Lockdown getrieben
Der Frauenanteil der Online-Shoppenden war schon vor der
Pandemie deutlich höher als der Männeranteil (55,1 Prozent gegenüber 44,5 Prozent). Im
Onlineshopping-Boom während des ersten Lockdowns im Frühling kletterte er nochmals auf 56,1
Prozent. Damit sind Frauen unter den Bestellenden deutlich überrepräsentiert, denn der Anteil
Frauen an der Gesamtbevölkerung beträgt gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) 50,4 Prozent.
«Durch die Schliessung aller nicht essenziellen Geschäfte, die Angst vor einer Ansteckung und
generell durch die Mobilitätseinschränkungen wurden viele Güter des täglichen Bedarfs wie etwa
Lebensmittel statt im Laden im Internet gekauft. Diese Aufgabe haben in der Mehrzahl Frauen
übernommen», sagt der Comparis-Experte.
Aufgesplittet nach Sprachregionen hat die
Deutsch sprechende Bevölkerung im ersten Lockdown das Marktwachstum getrieben. Bei Personen
mit ausländischem Pass gab es ebenfalls eine deutliche Zunahme an Interneteinkäufen: So stieg vor
allem der Onlinehandel-Anteil der in der Schweiz lebenden Deutschen von 17,5 auf 18,4 Prozent aller
Ausländer.
Zweiter Lockdown: Ausländer mit deutlichem Zugewinn
Im zweiten
Lockdown (11. Januar bis 1. März 2021) haben erneut die älteren Generationen das Onlineshopping-
Wachstum angetrieben. Allerdings war der Effekt kleiner als im ersten Lockdown. Der Anteil der über
65-Jährigen und der 55- bis 60-Jährigen nahm nochmals um 0,5 respektive 0,3 Prozentpunkte zu.
Die Gruppe der 20- bis 24-Jährigen verlor anteilig 0,2 Prozentpunkte.
Deutlich ausgeprägter
als während des ersten Lockdowns war der Zugewinn der Ausländerinnen und Ausländer am
Onlineshopping-Markt während des zweiten Lockdowns. Ihr Anteil wuchs von 22 auf 23 Prozent. Die
Schweizerinnen und Schweizer büssten entsprechend 1,1 Prozentpunkte von 78 auf 76,9 Prozent
ein.
Pensionäre haben weiter Potenzial
«Da immer mehr Ältere und Menschen mit
ausländischem Pass online shoppen, schliessen sich hier Gräben zwischen der Aufteilung in der
Bevölkerung und dem Einkaufen per Mausklick», beobachtet Kuhn. Weil immer mehr der über 65-
Jährigen im Vergleich zu 2019 am Bildschirm einkauften, liegt ihr Anteil mit 14,1 Prozent schon
deutlich näher an ihrem Potenzial von 18,8 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung.
Am
anderen Ende des Spektrums stehen die 40- bis 55-Jährigen. Sie waren Ende 2021 im Verhältnis zur
Alterspyramide in der Schweiz am stärksten überrepräsentiert. Ihr Anteil betrug im zweiten Halbjahr
2021 28,7 Prozent aller Online-Shoppenden. Dabei stellen sie nur 21,4 Prozent der Bevölkerung.
Methodik
Daten des Comparis-Bonitätspartners CRIF, Erhebung
per 07.1.2022, sowie des Bundesamts für Statistik . Der Fokus der Analyse liegt auf den Halbjahren
zwischen
2019 und 2022. Wo immer möglich wurden die analysierten Daten mit den offiziellen Statistiken der
gesamten Schweizer Bevölkerung verglichen. Jede Person wurde einmal gezählt pro Halbjahr,
unabhängig davon, wie viele Einkäufe sie getätigt hat.
Weitere Informationen
Michael
Kuhn
Consumer-Finance-Experte
Telefon: 044 360 53 91
E-Mail: media@comparis.ch