Insgesamt rund 160 interessierte CSI-Unterstützer fanden sich dieses Wochenende unter
Einhaltung der geltenden COVID-19-Regeln in Zürich und in Lausanne ein, um dem CSI-Tag
beizuwohnen. "Ihre Anwesenheit ermutigt uns", begrüsste Geschäftsführer Dr. John Eibner die
Besucherinnen und Besucher. Eibner erklärte ferner, dass der Einsatz von CSI in einer Welt
zunehmender religiöser Intoleranz und drohenden Genoziden mehr denn je nötig sei. "Unsere
Hilfe kommt allen Menschen zugute, unabhängig ihrer Religion."
CSI-
Stiftungsratspräsident Peter Märki rückte die Hoffnung ins Zentrum. "Wir alle brauchen Hoffnung."
Es gäbe Stimmen, welche den Menschen diese Hoffnung nehmen wollten. Die Welt sei böse,
man solle doch Realist sein. "Mit Gottvertrauen können wir aber auch unter widrigsten
Umständen an der Hoffnung festhalten." Gerade bedrängte Christen seien Hoffnungsträger und
könnten andere mit ihrem starken Glauben anstecken, so Märki.
Syrien: Menschen im
Würgegriff des Wirtschaftsembargos
Der syrische Christ Nabil Antaki reiste aus Aleppo
an, der zweitgrössten Stadt Syriens. Antaki betonte, dass seine Heimat ein Land der
Gastfreundschaft sei. Wir haben in der Vergangenheit Armenier, Assyrer oder auch Palästinenser
aufgenommen."
Ferner erinnerte Antaki daran, dass Syrien ein säkularer Staat sei, in
dem alle Religionen respektiert würden, und in dem bis vor dem Krieg Stabilität herrschte. Doch
nach zehn Jahren Krieg sei das Leiden der einheimischen Bevölkerung unermesslich: "Der Krieg
hat mehr als 450'000 Menschenleben gefordert und insgesamt 13 Millionen Bewohner entwurzelt.
Die Zahl der Christen in Syrien schrumpfte von zwei Millionen auf etwa 500'000."
"48
Stunden warten für 20 Liter Benzin"
Zwar herrsche seit März 2020 ein Waffenstillstand.
Doch die Syrer leiden unter der "katastrophalen Wirtschaftslage". "82,5 Prozent der Familien
leben unter der Armutsgrenze", betont Antaki. Es schmerzt ihn sehr, dass die vom Krieg
gebeutelten Syrer nun unter der Last des vom Westen verhängten Wirtschaftsembargos ächzen.
Diese Sanktionen verschlimmern den Hunger in der Bevölkerung und führen auch zu mehr
Analphabetismus, weil kein Geld für den Wiederaufbau von zerstörten Schulen vorhanden sei.
"Zudem beeinträchtigen sie die Beschaffung von lebenswichtigen Arzneimitteln wie
Krebsmedikamente", fügte Antaki an. Beklemmend sei auch die mangelnde Energieversorgung,
eine weitere Folge der Sanktionen: "Um 20 Liter Benzin tanken zu können, müssen wir
durchschnittlich 48 Stunden warten.Ausserdem würden die USA und Europa durch die
Sanktionen das Gegenteil bewirken von dem, was sie sich erhoffen: "Die Sanktionen stärken die
Regime, die sie schwächen sollten, indem sie sie zum alleinigen Versorger einer verzweifelten
Bevölkerung machen, die nur an ihr tägliches Auskommen denken kann." Zu guter Letzt fördert
das Embargo die Migration aus Syrien. "Ihr Europäer wollt nicht noch mehr syrische Flüchtlinge?
Dann setzen Sie sich dafür ein, dass die Sanktionen aufgehoben werden", so sein flammender
Appell.
Nabil Antaki und seine Frau Leyla gründeten 2012 den Verein "Die Blauen
Maristen". Zusammen mit etwa 100 Freiwilligen setzen sie sich dafür ein, durch humanitäre Hilfe
das Leiden ihrer Landsleute zu lindern und durch nachhaltige Projekte Menschen eine
Zukunftsperspektive zu geben. Obwohl Nabil und Leyla jederzeit ins Ausland emigrieren könnten
(beide besitzen auch die kanadische Staatsbürgerschaft), wollen sie in Syrien bleiben, um ihren
Landsleuten beizustehen.
Nigeria/ Subsahara-Afrika: Hoffnungsvolle Christen trotz
zunehmender Verfolgung
Dr. Franklyne Ogbunwezeh leitet bei CSI die Genozid-
Prävention für Afrika südlich der Sahara. Der gebürtige Nigerianer erklärte, dass das Christentum
in Afrika sehr lebendig sei: "Während das Christentum im Westen zurückgeht, wächst es in
Afrika.". Doch wegen der Terrororganisationen Boko Haram, ISWAP (Islamic State West African
Province) und den Fulani-Islamisten, welche zusammenspannen würden, seien die Christen
starker Verfolgung ausgesetzt. Bei seinem diesjährigen Aufenthalt in Nigeria musste
Ogbunwezeh zudem eine neue Erfahrung machen. "Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich
mich in meinem Heimatland unsicher. Es herrscht ein Klima der Angst." Die angespannte
Sicherheitslage habe sich in den letzten Jahren nochmals verschlechtert. Die unzähligen
tödlichen Übergriffe der Fulani-Extremisten auf Christen sowie die Regierung, welche die Täter
nicht bestraft, würden die Christen in die Verzweiflung stürzen. "Es gibt einen Plan, Nigeria von
den Christen zu säubern", mahnt Ogbunwezeh, der diesbezüglich mit einem persönlichen
Schicksal fertig werden muss: Seine Schwester starb bei einem Terror-Anschlag von Boko
Haram. Doch der Islamismus breite sich auch in anderen afrikanischen Ländern aus, besonders
im Norden von Mosambik.
Bei all den düsteren Aussichten betont Ogbunwezeh, dass in
Nigeria die Hoffnung weiterleben würde. "Auch CSI hat vielen Menschen Hoffnung gegeben, die
keine mehr hatten", ergänzt er.
Dringende Hilfe für die christliche Karen-Ethnie in
Myanmar
Aufgrund von Quarantänebestimmungen in ihrem Land musste die
eingeladene Projektpartnerin aus Myanmar, Kakreh Moo (Name geändert) die geplante Reise in
die Schweiz absagen. An ihrer Stelle informierte die zuständige CSI-Projektleiterin über die Arbeit
vor Ort. Kurz vor Ausbruch der Corona-Krise hatte sie im Januar 2020 ein Vertriebenenlager
mit rund 2400 mehrheitlich christlichen Flüchtlingen der Karen-Minderheit in Myanmar an der
Grenze zu Thailand besucht. Die prekären Zustände dort hatten sie sehr mitgenommen,
insbesondere der Umstand, dass die Insassen ständig mit einem Angriff des Militärs rechnen
müssen. "Wir sind dankbar, für Menschen aus diesem Lager medizinische Nothilfe leisten zu
können." Die Projektleiterin erwähnte dabei das Beispiel einer hochschwangeren Frau, die sich
hilflos vor Schmerzen krümmte und dank der Intervention von CSI ins grenznahe Thailand
gebracht werden konnte, wodurch sie die Geburt ihres Kindes überlebte.
Ferner
unterstützt CSI 20 Kinder aus dem Lager, damit sie in Thailand eine Internatsschule
besuchen können. So können wir ihnen eine Zukunft ausserhalb dieses Lagers ermöglichen",
erklärte die Projektleiterin. Schliesslich würde die einheimische CSI-Partnerin Kakreh Moo grosse
Gefahren in Kauf nehmen, um das Binnenlager regelmässig zu besuchen und den
Menschen dort humanitäre hilfe zu bringen.
Seit dem Militärputsch Anfang 2021 hat sich
die Lage für die christliche Minderheiten in Myanmar noch einmal verschlimmert, obwohl dieser
vor allem politisch motiviert sei. Weit über 10'000 Karen-Christen mussten vor Angriffen der
Armee fliehen. Die CSI-Partner vor Ort versorgen über 100 Karen-Flüchtlinge an der östlichen
Grenze mit Nahrungsmitteln und Hilfsgütern.
Zugleich habe der Militärputsch dazu
geführt, dass sich die buddhistische Mehrheit und Christen nähergekommen seien, vor allem in
den Städten, wo sowohl Christen als auch Buddhisten für mehr Demokratie protestiert hätten.
Überdies könnten Christen in den urbanen Zentren ihren Glauben ohne Angst ausüben.
Personal und Finanzen von CSI: 17 Mitarbeitende, Lohngleichheit, stabile
Spendeneingänge
Der CSI-Finanzverantwortliche Markus Weber gewährte den
Besuchern einen Einblick in den Umgang von CSI mit den Spenden. 2020 habe es trotz der
Corona-Krise keinen Spendeneinbruch gegeben. Auch dieses Jahr sei man gut unterwegs. Als
Personalverantwortlicher gab Weber auch einen Überblick über die CSI-Mitarbeitenden. Aktuell
beschäftige CSI acht Frauen und neun Männer mit insgesamt 1470 Stellenprozenten. Es
herrsche Lohngleichheit und das Verhältnis zwischen dem tiefsten und dem höchsten Lohn
betrage 1:1,8.
Beeindruckte Besucher
Das Publikum zeigten sich vom Gehörten
beeindruckt. Gertrud und Ernst Hofer aus Dietikon kommen immer wieder gerne an den CSI-Tag.
"Das Schicksal von verfolgten Christen beschäftigt uns sehr. Die Referate wurden lebendig
vorgetragen. Vor allem auch bei der Projektleiterin für Myanmar spürten wir, dass sie immer
wieder in direktem Kontakt zu verfolgten Christen steht. Interessant, wenn auch betrüblich, war
zudem der Beitrag über Nigeria. In den Medien hören und lesen wir selten etwas über das Leiden
der nigerianischen Christen."
Benedikt Riegger aus Fribourg kam aufgrund eines
Berichts über die Christen im Nahen Osten mit CSI in Berührung. "Der CSI-Tag war bestens
organisiert. Die spannenden Referate haben mich sehr angesprochen. Sie erweitern meinen
Blick für Menschen, die wegen ihres Glaubens derart leiden müssen. Die Beiträge über
Verfolgung, Not und Elend relativieren meine eigenen Probleme. Besonders berührt hat mich
auch die Offenheit von Franklyne Ogbunwezeh, als er mit dem Publikum teilte, dass seine
Schwester in Nigeria bei einem Anschlag ums Leben kam. Eine solche persönliche Betroffenheit
gibt dem Leiden der Christen ein Gesicht.
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