Einige Stunden vor der Tagung des Welternährungsgipfels «UN Food System Summit» in
New York, diskutierten Expert:innen aus Wissenschaft und Industrie während den «Tagen der
Technik» am 23.09.2021 in Dübendorf nicht nur über Innovationen und technische Lösungen für
ein ausgeglichenes, gesundes und nachhaltiges Ernährungssystem weltweit. Es brauche ein
Umdenken der Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, verarbeiten und konsumieren.
Für Erich Windhab, Professor für Lebensmittelverfahrenstechnik an der ETH Zürich,
liegt die Herausforderung in den einzelnen Prozessschritten der Wertschöpfungskette: Von der
agrarischen Produktion bis zur ernährungsbiologischen Umsetzung im Körper. Ein wichtiger
Schritt ist die Verarbeitung der Rohstoffe. So reinigt die Bühler AG beispielsweise den Weizen
mechanisch. Zur Reduktion von Schimmelpilzgiften (Mykotoxin) setzt der international tätige
Schweizer Technologiekonzern die dafür entwickelten optischen Sortier-Geräte «Sortex» ein. Dr.
Beatrice Conde-Petit, Leiterin der Food Safety bei Bühler, ist über die weltweit schlechte
Ernährung besorgt. Bis 2050 würden wir zwar 35% weniger Agrarland zur Verfügung haben,
dafür umso mehr für eine sogenannte «ökologische Restaurierung». Dank neuer Technologie
gelänge es, die Rohstoffe nicht nur schonender, sondern umweltfreundlicher zu mahlen. Mit einer
Einsparung von bis zu 40% der Energie. Auf erneuerbare und umweltschonende
Energiegewinnung setzt auch Otmar Hofer mit dem nachhaltigen Geschäftsmodell in Ghana und
der Elfenbeinküste, wo die Rohstoffe am Ort des Ursprungs verarbeitet und abgepackt werden.
Damit leistet HPW genauso einen wichtigen Beitrag zum globalen Klima wie zur Förderung der
Landwirtschaft in Westafrika. Der Lebensmittelingenieur und Geschäftsführer von HPW steht vor
etlichen Herausforderungen. Die Fabrik an der Elfenbeinküste wurde unter erschwerten
Bedingungen im 2020 aufgebaut. Instruktionen für die Installation und Aufbau eines
Wärmeaustauschers und etwa die Trinkwasseraufbereitung an die Techniker wären in der
Corona-Zeit mit Tutorials übermittelt worden, so Otmar Hofer.
Innovationen im
Foodwaste-Bereich
Ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion würde
weggeschmissen, was viermal soviel ist, als für die Ernährung der Hungerleidenden verwendet
werden könnte, so ein Paradoxon von Erich Windhab. Wir würden heute von mehr als einem, im
Jahr 2050 von drei Planeten zerren. Um diesem Trend entgegenzuwirken und künftig
vorzubeugen, hat der Forscher Thijs Defraye mit seinem Team «digitale Zwillinge» entwickelt.
Gestartet hat das Forscherteam bei der Empa mit der computerbasierten Modellierung einer
Mango und dabei alle Details von der Konsistenz über die Eigenschaften und dem
Stoffwechselprozess der Frucht abgebildet. Dies macht nun möglich, die Veränderungen der
digitalen Frucht unter den Rahmenbedingungen des Transports bis hin zur Lagerung zu messen
und die Auswirkungen auf die Qualität aufzuzeigen. Damit kann der Transport optimiert werden,
künftig auch die Lagerung zu Hause.
Mit Technik die Welt ernähren?
Immer
noch steht die Frage im Raum, wie 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 global gesund ernährt
werden können. Mit Technik? Mit pflanzenbasierten Produkten oder der Nahrung aus dem Labor?
Neue Technologien und die Erschliessung weiterer Ernährungsquellen und Proteine sind in
einigen Ländern im Trend. Wann wir in der Schweiz dafür bereit sind, ist ungewiss. Was klar ist:
Das Ernährungsverhalten wird sich ändern müssen mit und ohne Technik.
Über die Tage
der Technik
Die jährliche Veranstaltungsreihe „Tage der Technik“ wird seit 2005 von den
Initianten und Partnern Swiss Engineering STV, SATW, Empa und Swissmem organisiert. Sie
greift aktuelle Themenbereiche aus der Welt der Technik auf und stellt diese im Zusammenhang
von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft zur Diskussion. Dabei stehen der interdisziplinäre
Austausch von Fachleuten ebenso im Vordergrund wie spannende Vorträge und Präsentationen
zur Schwerpunktthematik. Des Weiteren soll das Verständnis für die Technik, technische Berufe
sowie den Industrie- und Innovationsstandort Schweiz gefördert werden.Es wird jeweils eine
Hauptveranstaltung in Dübendorf durchgeführt sowie eine Veranstaltung in der «Suisse
romande». Zudem gibt es Partnerveranstaltungen, welche im selben Zeitraum zu einem
ähnlichen Thema stattfinden.
Medienkontakt:
Uschi Roth
Mediensprecherin
von Swiss Engineering STV
comm@myswissengineering.ch