Der Online-Vergleichsdienst Comparis hat die Kosten für Administration und
Vermögensverwaltung von 73 Pensionskassen mit insgesamt 450 Milliarden Franken verwaltetem
Vermögen verglichen und dabei erhebliche Unterschiede gefunden. Der Vergleich deckt einen Drittel aller
in der 2. Säule Versicherten und Pensionskassenrentnerinnen und -rentner ab.
Verwaltungskosten
in einer Spannbreite von 59 bis 900 Franken pro Person
Die tiefsten Verwaltungskosten pro Kopf
wies im Jahr 2020 die Luzerner Pensionskasse mit 59 Franken pro Versicherten auf. Fünfzehnmal mehr
forderte im vergangenen Jahr die Alvoso LLB Pensionskasse: 900 Franken pro Person. Alvoso LLB
begründet diesen Betrag als einmaligen Ausreisser, verursacht durch Reorganisationskosten. Aber auch
ohne diesen Sonderfall sind die Administrationskosten der Alvoso LLB im Vergleich hoch. 2019, vor der
Reorganisation, beliefen sie sich auf 547 Franken.
Vermögensverwaltung kostet zwischen 0,07
und 0,98 Prozent
Den zweiten Kostenblock der Pensionskasse bildet der Aufwand für die
Vermögensverwaltung. Am günstigsten war er bei der Bernischen Pensionskasse (BPK) mit 0,07 Prozent
des verwalteten Vermögens. Am teuersten war die Pensionskasse der Stadt Zürich mit jährlich 0,98
Prozent. Das sind 14-mal mehr als bei der BPK.
Sind hohe Vermögensverwaltungskosten der
Preis für eine bessere Performance? Comparis hat auch die Vermögensverwaltungskosten mit der
Performance verglichen. Die durchschnittliche Jahresperformance aller untersuchten Pensionskassen
belief sich 2019 und 2020 auf 7,1 Prozent. Dabei besteht keine Korrelation zwischen
Vermögensverwaltungskosten und Performance.
Im Schnitt zahlen Versicherte 55’000 Franken
Gebühren über ihr Berufsleben hinweg
Die mittleren Verwaltungskosten der untersuchten
Pensionskassen beliefen sich im vergangenen Jahr auf 220 Franken pro Kopf. Die
Vermögensverwaltungskosten (VV-Kosten) der untersuchten Kassen beliefen sich im Durchschnitt auf
0,41 Prozent der verwalteten Guthaben. Was heisst das nun für die Versicherten konkret?
Die
Versicherten bezahlen die Administrations- sowie die Vermögensverwaltungskosten. Hohe Kosten
schlagen sich in einem tieferen persönlichen Vorsorgevermögen nieder. Allein für die
Vermögensverwaltung bezahlt eine versicherte Person (Aktive und Pensionierte) im Durchschnitt
schätzungsweise 960 Franken pro Jahr. Hinzu kommen durchschnittlich 220 Franken
Administrationskosten. Das macht im Schnitt insgesamt also 1’180 Franken jährlich.
Beispiel: Eine
50-jährige Person mit 100’000 Franken Jahreseinkommen zahlt zusammen mit dem Arbeitgeber 14’128
Franken in die Pensionskasse ein. Somit gibt die Person durchschnittlich 8,4 Prozent der Jahresbeiträge
an Pensionskassenverwaltungen und an die Finanzbranche ab. Hochgerechnet auf eine 35-jährige
Berufskarriere mit jährlich 100’000 Franken Einkommen und einer durchschnittlichen Verzinsung des
Pensionskassenkapitals von knapp 3 Prozent kommen 55’000 Franken Gebühren zusammen.
«Hinweis auf das Fehlen echter Marktmechanismen»
Die Schweizer Pensionskassen
bewirtschaften über eine Billion Franken zwangsersparte Gelder. «Sie agieren in einer staatlich regulierten
und abgeschotteten Blase von Fachpersonen. Die zum Sparen gezwungene Kundschaft hat in diesem
Umfeld wenig zu sagen. Die hohen Kostenunterschiede für grundsätzlich dieselbe Dienstleistung sind ein
Hinweis für schlechtes Wirtschaften oder aber für das Fehlen echter Marktmechanismen. Leidtragende
sind letztlich die Versicherten», sagt Comparis-Vorsorgeexperte Leo Hug.
Diese Ineffizienzen in
der Verwaltung von Vorsorgevermögen würden seines Erachtens wegschmelzen durch die Einführung der
freien Wahl der Pensionskasse durch die Angestellten – selbst wenn durch den Wettbewerb zusätzliche
Akquisekosten entstehen sollten.
Der gesamte Report «Comparis-Report für Pensionskassen- und
Vermögensverwaltung von Vorsorgegeldern» ist downloadbar hier.
Die verglichenen Daten wurden den
veröffentlichten Jahresberichten 2020 von insgesamt 73 Pensionskassen entnommen.
Weitere
Informationen:
Leo Hug
Vorsorge-Experte
Telefon: 079 687 83 93
E-Mail: media@comparis.ch
comparis.ch