Der 14. Swissmem-Industrietag fand unter dem Titel "Chance Freihandel - Motor für Wohlstand und
Nachhaltigkeit" im Palazzo dei Congressi in Lugano statt. Mehr als 500 Personen aus Wirtschaft,
Politik, Verwaltung und Forschung nahmen daran teil. Der Industrietag war eine vom Kanton Tessin
bewilligte Pilotveranstaltung für Grossanlässe. Swissmem erarbeitete für diesen Event ein umfassendes
Schutzkonzept. Zugelassen waren nur geimpfte und getestete Personen. Unterstützt wurde Swissmem
durch die Firma BioStarks EU (ehemals Coremedica EU). Jedem Teilnehmenden wurde vor dem
Anlass ein PCR-Spucktest nach Hause geschickt. Die Spuckprobe musste frühestens 72 Stunden vor dem
Industrietag ausgeführt und dem Labor zurückgesandt werden.
Neben Bundespräsident
Guy Parmelin äusserten sich Philipp Hildebrand (Vice Chairman BlackRock), Sigmar Gabriel
(Bundesaussenminister a.D. der Bundesrepublik Deutschland) und Swissmem-Präsident Martin Hirzel zu
den
Zusammenhängen zwischen Freihandel, Wohlstand und Nachhaltigkeit. Zudem erläuterten Walter Sayer
(General Manager Mikron SA Agno) und Christiane Leister (Inhaberin und VRP Leister Gruppe) die
Bedeutung von Freihandelsverträgen für ihre Unternehmen.
Warum das Thema
Freihandel?
Nach dem zweiten Weltkrieg bauten immer mehr Staaten ihre
Handelsbarrieren ab. Das erleichterte es den Unternehmen, ihre Wertschöpfungsketten über die
nationalen Grenzen hinaus auszudehnen. Produktivität und Einkommen stiegen in der Folge massiv.
Davon
haben nicht nur die Industrieländer, sondern vor allem auch die Schwellenländer profitiert. Das bestätigt
der "World Development Report"[1] der Weltbank von 2020. Die absolute Armut hat sich dadurch seit
1990 weltweit um zwei Drittel reduziert. Leider hat sich diese positive Dynamik in den letzten Jahren
verlangsamt. Protektionismus sowie Populismus führten zu Handelskonflikten und beeinträchtigten den
Welthandel. Das stellt gerade in Schwellenländer die Wohlstandsgewinne der letzten Jahrzehnte wieder in
Frage. Swissmem-Präsident Martin Hirzel sagt deshalb: "Es braucht eine Renaissance des
Freihandels."
Bedeutung des Freihandels für die Schweiz und die MEM-
Industrie
Die Schweiz gehört als kleine, offene Volkswirtschaft zu den grössten
Nutzniessern von Freihandel und Globalisierung. Heute verdient sie jeden zweiten Franken im Ausland.
Bundespräsident Parmelin betonte in diesem Zusammenhang: "Wir dürfen niemals unsere Trümpfe
aus der Hand geben, die unsere Stärken ausmachen, namentlich in der Ausbildung, Arbeit, Innovation und
in der internationalen Präsenz." Für die Schweizer MEM-Industrie ist die Bedeutung des
Aussenhandels noch viel ausgeprägter. Sie exportiert rund 80 Prozent ihrer Güter und Dienstleistungen.
Der einzige Weg, um den Werkplatz Schweiz und seine Arbeitsplätze zu erhalten, ist konstanter
Erfolg auf den Weltmärkten. Dafür braucht es einen guten Zugang zu den globalen Absatz- und
Beschaffungsmärkten. Voraussetzung dafür ist Freihandel.
Eine wichtige Stütze bilden
Freihandelsabkommen (FHA). Eine Studie[2] von BAK Economics belegt den Nutzen von FHA: Die
Schweizer MEM-Exporte sind in den vier Jahren nach Inkrafttreten von FHA kumuliert um 19 Prozent
angestiegen. Dabei ist das Potenzial für FHA noch lange nicht ausgeschöpft. Bundespräsident Parmelin
sagte: "Es ist unsere Pflicht, immer nach kreativen Lösungen zu suchen, die zeigen, dass die von
uns abgeschlossenen Freihandelsabkommen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, sowohl in der
Schweiz als auch bei unseren ausländischen Partnern." Die grössten Vorteile versprechen die
Märkte in Südostasien, Indien und den USA. "Es braucht einen Sondereffort des Bundes, damit neue
Vertragsabschlüsse baldmöglichst in Reichweite kommen", fordert Martin Hirzel. Ergänzend betont der
Swissmem-Präsident: "Ich bedauere das Scheitern des Rahmenabkommens mit der EU sehr. Nun droht
sich der Zugang zum EU-Binnenmarkt schleichend zu verschlechtern. Unmittelbar ist eine
Negativspirale im Verhältnis zur EU zu verhindern. Mittelfristig braucht es neue Lösungen zur Sicherung
des Bilateralen Wegs."
Freihandel, Nachhaltigkeit und die MEM-
Industrie
Die Bekämpfung des Klimawandels ist eine zentrale Herausforderung der
nächsten Jahrzehnte. Dafür muss der CO2-Ausstoss weltweit massiv reduziert werden. Der Weg zum
Ziel führt nicht über Verzicht und damit Wohlstandverlusten in allen Ländern, sondern über neue,
klimafreundliche Technologien. Die Schweizer MEM-Industrie produziert nicht nur immer
energieeffizientere
und ressourcenschonendere Fertigungstechnologien. Sie entwickelt zudem, Lösungen für die Wasserstoff-
und E-Mobilität, Technologien für die Produktion von erneuerbaren Energien, energieeffiziente
Gebäudetechnik, CO2-Abscheidmethoden sowie klimafreundliche Produkte für den täglichen Bedarf. Mit
diesem Produktemix bietet die Schweizer Industrie einen enormen Hebel für weniger CO2-
Ausstosses. Mit dem Export dieser klimafreundlichen
Technologien kann die Schweizer Industrie weltweit einen substanziellen Beitrag zur Verringerung des
CO2-Ausstosses leisten. Dank Freihandelsabkommen können die Kunden im Ausland diese
Spitzentechnologie zollbefreit importieren. Es ist also auch aus ökologischer Perspektive sehr wichtig,
dass die
Weltmärkte für die Industrie offen bleiben.
Der Freihandel stützt somit auch die globalen
Klimaziele. Swissmem-Präsident Martin Hirzel ist überzeugt: "Innovationen aus der Industrie schaffen
ökonomische, ökologische und soziale Entwicklungsperspektiven. Freihandel eliminiert dabei unnötige
Hürden. Auf diesem Weg können wir den Klimawandel bekämpfen sowie gleichzeitig global die Ziele
bei der Armutsbekämpfung und der Förderung des weltweiten Wohlstandes weiterverfolgen."
[1]
https://www.worldbank.org/en/pu
blication/wdr2020
[2] https://ots.ch/9Af1OO
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