Thomas Stocker ist ein weltweit anerkannter, führender Klimaforscher und Professor für Klima- und
Umweltphysik an der Universität Bern. Er engagierte sich als Experte und Mitglied im Weltklimarat und hat
die Arbeitsgruppe 1 des "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC) während sieben Jahren
geleitet. In dieser Funktion verantwortete er den 5. Klimabericht, der die wissenschaftliche Grundlage des
Pariser Klimaabkommens von 2015 bildet. Im Synthesebericht, der daraus resultierte, wurde erstmals der
Fokus auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Armut gerichtet.
Der Klimawandel
beschäftigt Thomas Stocker bereits seit 30 Jahren. Zuerst untersuchte er die Rolle der Ozeane mit Hilfe
von Klimamodellen und wandte sich dann den Auswirkungen des menschenverursachten Klimawandels
zu. Heute rücken auch die Folgen für die armen Länder im globalen Süden und die Verknappung unserer
Ressourcen ins Zentrum.
Die Klimaveränderung verstärkt die Armut im
globalen Süden
Eine Zunahme von Klimakatastrophen führt zu einer Verknappung der
lebenswichtigen Ressourcen für Mensch und Natur. Die Schadenskosten sind immens. Die ärmsten
Länder in tropischen und subtropischen Regionen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen
haben, trifft es am meisten. "Ihre Öko- und Sozialsysteme sind bereits ohne die extremen
Klimaauswirkungen am Limit, die Menschen sind sehr verletzlich", erklärt Thomas Stocker. Schon bei
einem weltweiten Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius verringere sich die Produktion von
Nahrungsmitteln, die Preise stiegen. "Im Sahel wird der Zugang zur Ressource 'Wasser' immer
schwieriger, an anderen Orten wird die Ressource 'Land' knapp oder verschwindet", führt er aus und hält
gleichzeitig fest: "Es ist keine Frage: Die Klimaveränderung verstärkt die Armut".
Hans Stöckli,
Ständerat und Ständeratspräsident 2020, würdigte in seiner Laudatio das Insistieren von Thomas Stocker
auf den armutspolitischen und sozialen Aspekten der Klimakrise: "Sie halten uns als Naturwissenschaftler
und Experte die Fakten zur Klimakrise vor Augen. Darüber hinaus erinnern Sie uns auch eindringlich an
die ethisch-moralischen Dimensionen dieser Krise. Nämlich daran, dass die Klimakrise die soziale
Ungleichheit zulasten der benachteiligten Bevölkerung in den ärmsten Ländern des globalen Südens
vergrössert und dass die Hauptverantwortung für die Klimakrise bei den Industrieländern liegt".
Klimagerechtigkeit: Auch die Schweiz steht in der Pflicht
Nur die
Kombination von konsequentem Klimaschutz, die Dekarbonisierung, also der Ersatz der fossilen
Energieträger, und die Anpassung an den Klimawandel kann die negative Entwicklung und die grössten
Schäden vermeiden. Für Thomas Stocker liegt dies klar in der Verantwortung der Industrieländer. "Wir
müssen Lösungen anstossen und umsetzen. Riesige Investitionen in erneuerbare Energien und
Energieeffizienz sind unabdingbar. Ebenso zentral ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen und das
Schliessen der Kreisläufe der Materie und des Konsums. Nur so können wir die Risiken für die Menschen
und die Natur mindern."
Der Treibhausgas-Fussabdruck der Schweiz liegt mit rund 14 Tonnen
CO2-Äquivalent pro Person und Jahr deutlich über dem europäischen und beträgt mehr als das Doppelte
des weltweiten Durchschnitts. Die Menschen in Afrika produzieren pro Kopf und Jahr weniger als eine
Tonne Treibhausgas. "Die Schweiz steht also in der Pflicht, massgeblich zur Klimagerechtigkeit
beizutragen", stellt Thomas Stocker fest. "Sie hat die Kraft, einen technologischen Entwicklungsschub
auszulösen. Wir dürfen diese Chance nicht verpassen. Statt alte Technologien zu verteidigen, müssen wir
die Chancen packen und in neue investieren. Die Schweiz als dynamischer Innovationsstandort hat die
Möglichkeit, hier Führung zu übernehmen."
Zurzeit arbeitet Thomas Stocker zusammen mit
Kolleginnen und Kollegen an einem Grossprojekt für die kommenden zehn Jahre: An vier Hotspots auf der
Erde untersuchen sie die Wirkung von Klimaveränderung, Landnutzung und Biodiversität auf Mensch und
Natur. Damit leistet er einen Beitrag zur besseren Anpassung an den Klimawandel und zur Erhaltung der
Ökosysteme.
Thomas Stocker wird mit dem Prix Caritas ausgezeichnet, weil er Armutsaspekte
und entwicklungspolitische Folgen der Klimaveränderung in die Forschung miteinbezieht. Er leistet einen
Beitrag dazu, dass sich exponierte Gesellschaften an die Klimaveränderung anpassen können.
Der Prix Caritas geht alljährlich an Personen, die sich durch hohe Fachkompetenz und Menschlichkeit
sowie durch nachhaltiges und innovatives Engagement auszeichnen. Die Preissumme von 10'000
Franken kommt einem Projekt des Preisträgers zugute.
Pressekontakt:
Für weitere Auskünfte steht Ihnen Stefan Gribi, Leiter Abteilung
Kommunikation, Tel. 041 419 22 37
E-Mail sgribi@caritas.ch zur Verfügung.
Hinweis an die Redaktionen: Die Preisverleihung
findet am Mittwoch, 16. Juni um 18.15 Uhr im Kultur- und Kongresszentrum Luzern statt und wird online in
einem Live-Stream übertragen. Bilder des Preisträgers können direkt von unserer Website
heruntergeladen werden: www.caritas.ch/fotos. Im Verlauf des Abends stehen auch Fotos von der
Veranstaltung zur Verfügung.
Weitere Informationen zum Prix Caritas 2021: www.caritas.ch/prixcaritas