Natürliche Farbstoffe werden seit Jahrtausenden zur Textilfärbung verwendet. Im industriellen
Massstab wurden Pflanzenfarbstoffe für
das Färben von Textilien jedoch komplett durch synthetische ersetzt. Nun gelang es einer
Forschungsgruppe am Institut für Chemie und
Biotechnologie der ZHAW in Wädenswil, ein auf erneuerbaren Rohstoffen basierendes Verfahren zu
entwickeln, das auch in einem
industriellen Massstab umgesetzt werden kann. Im Rahmen einer von Innosuisse geförderten
Machbarkeitsstudie entwickelten Achim Ecker,
Leiter der Fachgruppe Industrielle Chemie, und sein Team das «Local Colours»-Verfahren, das maximalen
Ansprüchen in puncto
Nachhaltigkeit genügen soll. Dabei werden pflanzliche Abfälle aus der lokalen Lebensmittelbranche
aufbereitet und deren Inhaltsstoffe als
Farbstoffe verwendet.
Aus Abfällen der lokalen Lebensmittelindustrie werden
nachhaltige Textilfärbemittel
Initiiert wurde das Projekt 2015 von Caroline Fourré. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der ZHdK
stellte sie handgefärbte
Seidenschals her. Dabei verwendete sie ausschliesslich aus pflanzlichen Abfallprodukten der regionalen
Lebensmittelindustrie gewonnene
Farbstoffe. Das Forschungsteam der ZHAW knüpfte hier an, um das handwerkliche Verfahren auch in
einem industriellen Kontext nutzbar zu
machen. Dazu wurde im Labor zunächst die Farbe aus den verwendeten Sekundärrohstoffen, zum
Beispiel Zwiebelschalen, extrahiert und
der Extrakt analysiert. Der Färbeprozess wurde so weit perfektioniert, bis auch in einem grösseren
Massstab mit zufriedenstellendem
Ergebnis produziert werden konnte. Dabei wurde insbesondere auf die Kompatibilität des «Local Colours»-
Verfahrens mit den existierenden
Apparaturen geachtet. Zugunsten einer nachhaltigen Produktion wurde jedoch auf einen reproduzierbaren
Farbort, also ein immer exakt
gleiches Farbergebnis, verzichtet. So wird die Farbpalette durch die saisonalen, pflanzlichen Rohstoffe
definiert.
Erste Textilien-Kollektion in Kleinserie mit lokalen Unternehmen umgesetzt
Im
Rahmen eines vom Bundesamt für
Umwelt geförderten Folgeprojekts wurde nun eine erste Textilien-Kleinserie industriell hergestellt. Sie
besteht aus Leinentextilien, darunter
Pullover, Schals, Küchen- und Badetücher sowie Decken, die mit Zwiebelschalen gefärbt wurden. Um
strenge Kriterien hinsichtlich
Umweltschutz und Arbeitsrecht sicherzustellen, nutzten Achim Ecker und sein Team nicht nur lokale
Rohstoffe, sondern arbeiteten auch mit
erfahrenen Schweizer Betrieben zusammen. So konnten der Leinengarnhersteller SwissFlax, der Walliser
Pflanzenextraktionsspezialist
Mediplant und zwei Aargauer Unternehmen, die Färberei Johann Müller AG und die Strickerei Urs Landis
Strickwaren, für eine Kooperation
gewonnen werden.
Crowdfunding für die Weiterentwicklung der nachhaltigen
Textilfarbpalette
Ab
sofort können die daraus entstandenen Textilien im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne erworben
werden. Den Erlös möchte das
Forschungsteam nutzen, um das ambitionierte Projekt fortzuführen. Mit dem angestrebten Betrag von CHF
15‘000 sollen die weiterführende
Produktion sowie die noch notwendige Forschung und Entwicklung an der ZHAW finanziert werden. «Wir
hoffen, das Finanzierungsziel der
Crowdfunding-Kampagne zu erreichen. Denn so können wir die «Local Colours»-Farbpalette für eine
nachhaltige industrielle Textilfärbung
bald mit weiteren lokalen und pflanzlichen Farbstoffen aus Lebensmittelabfällen erweitern», so Achim
Ecker.
Crowdfundingprojekt:
https://wemakeit.com/projects/local-colours-ii
Kontakt
Achim Ecker, Leiter Fachgruppe Industrielle Chemie
Institut für Chemie und
Biotechnologie
ZHAW Departement Life Sciences und Facility Management
Telefon: 058 934 55
22, Email: achim.ecker@zhaw.ch
Cornelia Sidler, Media Relations
ZHAW Departement Life Sciences und Facility Management
Telefon: 058 934 53 66,
Email: cornelia.sidler@zhaw.ch
ZHAW Zürcher Hochschule
für Angewandte Wissenschaften
Corporate Communications
Gertrudstrasse
15
Postfach
CH-8401 Winterthur
Tel. +41 58
934 75 75
medien@zhaw.ch
www.zhaw.ch/medien