Karlheinz Böhm war einer der bekanntesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Das Publikum
liebte die "Sissy"-Filme der Fünfzigerjahre, in denen er den Kaiser Franz gegeben
hatte. Die Kritiker überzeugte Böhm mit den Rollen in den Fassbinder-Filmen der Siebzigerjahre. Als
Showmaster Frank Elstner ihn in die dritte Ausgabe von "Wetten, dass ..?" am 16. Mai
1981 einlud, fasste Böhm einen Entschluss. Zum Ende der Sendung sprach er direkt zum Publikum: Er
wette, dass nicht einmal ein Drittel der rund sieben Millionen Zuschauer in allen
deutschsprachigen Ländern einen Franken oder eine Mark spenden würde, damit in der Sahelzone kein
Kind mehr verhungern müsse. "Und ich wünsche mir jetzt, dass ich diese Wette gegen
Sie alle verliere!"
Karlheinz Böhm gewann die Wette, doch es kam die Summe von 1,2 Millionen
Franken zusammen. Mit den Spenden aus der Wette versorgte er zunächst
äthiopische Hirtenfamilien mit Nahrung und siedelte 3200 Menschen im fruchtbaren Erer-Tal an. Die Hirten
hatten in einer langen Dürre ihre Weiden und ihr Vieh eingebüsst und vegetierten in
einem Flüchtlingslager "in einem Schwebezustand zwischen Leben und Tod", erinnerte sich Böhm in
seiner Autobiographie. Er beendete seine Karriere als Schauspieler und gründete
Menschen für Menschen.
Seitdem hat sich Äthiopien in vielerlei Weise entwickelt. Flächendeckende regionale
Hungersnöte wie in den Achtzigerjahren vermochten Regierung und Nichtregierungsorganisationen durch
Koordination und frühzeitige Hilfen in den vergangenen Jahren zu verhindern. Der
Anteil der unterernährten Kinder unter fünf Jahren halbierte sich in den vergangenen 30 Jahren auf jetzt 21
Prozent. 1981 starben 13 Prozent aller Babys vor ihrem ersten Geburtstag, nun
sind es noch vier Prozent. Als Karlheinz Böhm in Äthiopien ankam, konnte nur jeder 20. Einwohner lesen
und schreiben, heute sind es jeder zweite.
Trotzdem gibt es weiterhin
extreme Armut. Dies ist vor allem auch der Überbevölkerung geschuldet. 1981 gab es 36 Millionen
Äthiopier. Aktuell hat das Land 117 Millionen Einwohner. Doch in keinem anderen Land
südlich der Sahara ist die Zahl der Kinder pro Frau seit Mitte der Neunzigerjahre stärker gesunken als in
Äthiopien. Heute schon verhüten vier von zehn Frauen in Äthiopien, Tendenz
steigend. Im Jahr 1981 bekam jede Frau in Äthiopien im Durchschnitt 7,3 Kinder, aktuell liegt die Zahl bei
4,0. Laut Prognosen wird die Geburtenrate weiter sinken, in den kommenden zehn
Jahren auf 3,2 Kinder pro Frau.
"Ohne Bildung keine Entwicklung"
"Dies liegt daran, dass die Mädchen besser gebildet sind und an einer besseren
Aufklärung über Familienplanung, wie auch Menschen für Menschen sie betreibt", betont
Kelsang Kone. "Ohne Bildung keine Entwicklung, sagte Karlheinz Böhm. Deshalb
werden wir uns weiter in diesem Bereich engagieren." Armen Familien hilft Menschen für Menschen mit Schulbedarf und
Schuluniformen, damit die Kinder den
Unterricht besuchen können. Mütter bringt die Äthiopienhilfe in Selbsthilfegruppen zusammen, wo sie
Schulungen erhalten und Startkapital für ein Kleingewerbe.
"Leider werden
unsere Erfolge durch neue Not überschattet", bedauert Kelsang Kone. "Seit gut einem Jahr sind wir
teilweise zurückgeworfen auf Aufgaben, mit denen Karlheinz Böhm seine Arbeit begann,
nämlich auf Lebensmittel-
Nothilfe." In der Corona-Krise bekommen viele Tagelöhner keine Arbeit mehr. Die
Preise von Grundnahrungsmitteln sind gestiegen. Die Corona-Pandemie ist in Afrika noch lange nicht
überstanden, weil sich die reichen Länder die Impfstoffe sichern. Im Projektgebiet Fogera
mussten Bauern mit Saaten versorgt werden, weil ihr Felder überflutet wurden - Hochwasser, Dürren und
Heuschreckenschwärme nehmen aufgrund des Klimawandels in Äthiopien zu. Und in
Tigray liefern sich regionale Kämpfer und die nationale Armee Gefechte, unter der die Zivilbevölkerung
leidet: "In der Kleinstadt Wukro bringen wir Lebensmittel zu 3000 bedürftigen Familien."
https://www.menschenfuermenschen.ch/nothilfe-fuer-kriegsopfer-in-aethiopien/
Trotz dieser
akuten Rückschläge zeigten aber die statistisch nachweisbaren längerfristigen
Entwicklungen in Äthiopien, dass Karlheinz Böhm recht hatte, sagt Kelsang Kone: "Eine gerechte Welt ist
möglich - wenn wir uns dafür engagieren. Wir danken unseren zahlreichen
Spendern, dass die uns dabei teilweise schon seit Jahrzehnten unterstützen."
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Michael Kesselring
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