Repräsentative Comparis-Umfrage zu persönlichen Finanzen
Trotz Impfung und Lockerung: Die Corona-Sorgen nehmen zu
Ein Jahr nach dem Ende des ersten Lockdowns bereitet die Corona-Krise einem Drittel der
Bevölkerung Sorgen – das sind 9 Prozent mehr als im Mai 2020. Dabei hat sich die finanzielle Lage für die
meisten entspannt: Die Mehrheit erachtet ihre finanzielle Situation als mindestens gleich gut bis deutlich
besser als im Mai 2020. Und fast doppelt so viele Personen wie vor einem Jahr wollen in Aktien und Fonds
investieren. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von comparis.ch. «Es gibt noch keinen Aufbruch, aber
eine Verbesserung der finanziellen Perspektiven bei Menschen mit mittlerem und hohem Einkommen»,
sagt Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn.
Auf der psychischen Ebene hat die Krise
tiefe Spuren hinterlassen. Heute geben 32 Prozent der Erwachsenen an, die anhaltende Corona-Krise
bereite ihnen Sorgen. Im Mai 2020 waren es 9 Prozentpunkte weniger gewesen. «Trotz Stützmassnahmen
des Bundes und Impfungen schlägt die Krise weiter aufs Gemüt. Und die Angst vor einem Jobverlust bleibt
hoch», sagt Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn.
Besonders Romands und
Wenigverdienenden bereitet Corona Sorgen
Der Anteil der Besorgten ist in der Romandie
mit 41 Prozent deutlich höher als in der Deutschschweiz (29 Prozent). Auch sorgen sich in den älteren
Generationen ab 36 Jahren (35 Prozent) deutlich mehr als bei den Jungen (26 Prozent).
Zudem
ist die Sorge bei Personen mit einem Brutto-Haushaltseinkommen von bis zu 4’000 Franken monatlich
deutlich stärker verbreitet als bei höheren Einkommen; nämlich 49 Prozent gegenüber 21 Prozent bei
Personen mit über 8’000 Franken (33 Prozent bei Einkommen zwischen 4’000 und 8’000 Franken). Vor
einem Jahr hatte die Pandemie vor allem in der mittleren Einkommensklasse Sorgen bereitet.
Für die meisten ist die finanzielle Situation gleich oder besser als vor einem Jahr
Finanziell zeichnet sich dagegen eine Entspannung ab. 73 Prozent können mit ihrem Einkommen
gut bis sehr gut leben (72 Prozent im Mai 2020). Im Vergleich zur Vorjahresperiode erachtet ein Fünftel der
Befragten ihre finanzielle Situation im Mai 2021 als besser. Bei immerhin 58 Prozent ist die finanzielle
Situation etwa gleich geblieben wie im Mai 2020. Und bei 22 Prozent hat sich die Lage verschlechtert.
«Der direkt spürbare Wirtschaftseinbruch war dank Kurzarbeit und Härtefallentschädigung bei der
Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer bisher gering», begründet Kuhn.
Die Lust an Börsenanlagen ist zurückgekehrt
Die für die Mehrheit trotz einem
Jahr Pandemie solide Finanzlage schlägt sich auch im Verhalten nieder: Fast doppelt so viele Personen
wie im Mai vor einem Jahr wollen wieder verstärkt in Aktien und Fonds investieren; nämlich 11 Prozent
gegenüber 6 Prozent. Das betrifft vor allem die Männer mit 17 Prozent der Nennungen gegenüber 6
Prozent bei den Frauen und die Generation der Erwerbstätigen bis 55 Jahre. «Die rasche Erholung an den
Börsen hat Perspektiven eröffnet und bei vielen Investoren Zuversicht verbreitet», begründet Kuhn.
Mit 3 Prozent wollen auch signifikant mehr Personen einen Konsumkredit aufnehmen als noch vor
einem Jahr (1 Prozent).
Besser bezahlter Job als Hauptgrund für
Optimismus
Meistgenannter Grund für eine Verbesserung der finanziellen Situation war
die Aussicht auf den Antritt einer besser bezahlten Stelle entweder der befragten Person selbst oder von
deren Partner (27 Prozent der Nennungen). Als weitere gewichtige Gründe wurden Lohnerhöhungen/Boni
sowie die Aussicht auf eine Wertsteigerung der Kapitalanlagen angegeben.
Es verwundert denn
nicht, dass der Anteil der Profiteure in der Pandemie bei den Personen mit einem
Bruttohaushaltseinkommen von über 8’000 Franken monatlich mit 29 Prozent signifikant höher ist als beim
Rest der Befragten (14 Prozent bei Einkommen bis zu 4’000 Franken, 21 Prozent bei Einkommen
zwischen 4’000 und 8’000 Franken). «Viele hochqualifizierte Jobs waren nicht oder nur kaum von den
Corona-Massnahmen betroffen. Zudem gab es auch Profiteure im Bereich Digitalisierung», so Kuhn.
Schere zwischen Arm und Reich geht auf
Bei dem Fünftel der
Befragten mit einer finanziellen Verschlechterung waren Kurzarbeit (24 Prozent der Nennungen) bzw. der
Jobverlust (22 Prozent) der befragten Person oder von deren Partner die meistgenannten Gründe. 16
Prozent nannten zudem einen erwarteten Umsatzeinbruch im Rahmen der selbständigen Erwerbstätigkeit
als Grund.
In der Einkommensklasse von bis zu 4’000 Franken monatlich ist der Anteil der
Personen, die eine Verschlechterung der Finanzlage erleben, mit 40 Prozent besonders hoch (12 Prozent
bei Einkommen über 8’000 Franken).«Es ist zu kurz gegriffen, das einzig auf die Schliessung der Hotel-
und Gastrobranche zurückzuführen. Vor allem Angestellte im für die Wertschöpfung viel bedeutenderen
verarbeitenden Gewerbe sowie im Handel sind davon betroffen. Die Menschen mit tiefen Löhnen
benötigen dringend eine Perspektive und dürfen von der Politik nicht vergessen werden», findet der
Comparis-Experte.
Methodik
Die
repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut innofact im Auftrag von comparis.ch im
April 2021 unter 1’031 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.
Weitere Informationen
Michael Kuhn, Consumer-Finance-Experte, Telefon: 044
360 53 91, E-Mail: media@comparis.ch, comparis.ch