Im weltweiten Vergleich und besonders in Bezug auf Entwicklungsländer verursacht die Schweiz sehr
viel Treibhausgas. Der Treibhausgas-Fussabdruck der Schweiz ist laut dem Bundesamt für Umwelt mit
rund 14 Tonnen CO2-Äquivalente pro Person mehr als doppelt so gross wie der weltweite Durchschnitt
von knapp 6 Tonnen. Verschwindend klein ist dagegen der Pro-Kopf-Ausstoss in afrikanischen Ländern.
Während die inländischen Treibhausgase leicht zurückgehen, wächst unser Klima-Fussabdruck
im Ausland umso mehr. Dies, weil die Schweiz rohstoff- und energieintensive Industrien ausgelagert hat
und der schweizerische Finanzmarkt nach wie vor auf Kohleabbau und die Erdölindustrie setzt. Und weil
unser Lebensstandard in grossem Umfang auf günstigen Importen aus ärmeren Ländern beruht, wir
vergleichsweise häufig fliegen und unser Fleischkonsum einen klimaschädlichen Futteranbau in
Entwicklungsländern mit sich bringt.
Die Klimafrage ist eine Frage der
Gerechtigkeit
Die Klimaveränderung bedroht uns alle. Besonders stark betroffen sind
jedoch Entwicklungsländer. Ausgerechnet jene Länder, welche nur einen Bruchteil des globalen
Klimawandels zu verantworten haben, werden von ihm besonders geschädigt. Weil wir über unsere
Treibhausgasemissionen massgeblich zur Erderhitzung beitragen, verursachen wir in den Ländern des
Südens zusätzlich Armut und Hunger.
Die Ärmsten trifft es zuerst und macht sie noch
verwundbarer - gerade Frauen und Kinder, Kleinbäuerinnen und -bauern, indigene Völker sowie Menschen
in Slums. Die Klimakrise verschärft bestehende Entwicklungshemmnisse, bringt zusätzlich Millionen von
Menschen weltweit in Not, entzieht ihnen die Existenzgrundlage und treibt sie in die Flucht.
Caritas Schweiz unterstützt Klimamassnahmen in Entwicklungsländern
Afrika
leidet besonders unter den negativen Auswirkungen des Klimawandels: Menschen und Ökosysteme sind
akut bedroht, weil Hitzewellen, Dürren und Buschbrände, Überschwemmungen und heftige Regenfälle
immer stärker zunehmen und der Meeresspiegel steigt. In vielen Ländern Afrikas arbeiten 80 Prozent der
Bevölkerung in der Landwirtschaft, die beinahe vollständig ohne Bewässerung auskommt und deshalb auf
verlässliche Niederschläge angewiesen ist. Diese Ausgangslage macht die Bevölkerung sehr verwundbar
gegenüber klimatischen Veränderungen. So müssen im Sahel Viehzüchter und Bauern mit viel mehr
Monaten Trockenheit auskommen als früher. Dies bringt in Ländern wie Mali, Niger, Tschad und Burkina
Faso immer weniger Ertrag, die Ernten bleiben aus, Vieh und Besitz gehen zugrunde, das Einkommen der
Menschen wird massiv bedroht.
Das oberste Ziel der Caritas ist es, Armut zu bekämpfen und
den betroffenen Menschen beizustehen. Das hat viel mit dem Klimawandel zu tun. Mit ihren
Klimaprojekten unterstützt Caritas Schweiz betroffene Menschen, damit sie sich besser an lokale
Veränderungen durch die Erderhitzung anpassen können und dadurch neue Lebensperspektiven erhalten.
Die grosse Klima-Verantwortung der Schweiz
Die Schweiz
trägt mit ihren hohen Treibhausgas-Emissionen pro Person eine grosse Mitverantwortung, wirksame
Massnahmen zur Begrenzung der Klimaveränderung und zur Bewältigung der verheerenden
Auswirkungen durch die Erderhitzung zu ergreifen. Mit der Unterzeichnung des Pariser
Klimaübereinkommens hat sich die Schweiz verpflichtet, entschieden zu handeln.
Im Rahmen
internationaler Klimaabkommen und um Klimagerechtigkeit gegenüber ärmeren Ländern herzustellen,
muss die Schweiz ihren eigenen CO2-Ausstoss drastisch senken und gleichzeitig ärmere Länder im
Klimaschutz und bei der Anpassung stärker unterstützen.
Die Schweiz muss sich in den
kommenden Jahren von fossilen Treib- und Brennstoffen verabschieden, sozial- und umweltverträgliche
Wertschöpfungsketten und eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft vorantreiben sowie
klimaschonendes Konsum- und Mobilitätsverhalten, eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungsweise
fördern. Das revidierte CO2-Gesetz ist ein erster und wichtiger Schritt in diese Richtung.
Angesichts der grossen Klima-Verantwortung der Schweiz muss der Bund die Klima-Mittel für
Entwicklungsländer - zusätzlich zu den Geldern der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit - auf
mindestens 1 Milliarde Franken im Jahr verdoppeln. Nebst der Internationalen Klimafinanzierung müssen
vermehrt Entschädigungsbeiträge an Entwicklungsländer geleistet werden - für klimabedingte
Ernteausfälle und Hungersnöte, für zerstörte Gebäude und Infrastruktur nach Überschwemmungen und
Wirbelstürmen sowie für klimaverursachte Landverluste wie Wüstenbildung, Bodenerosion oder
Vegetationseinbussen. Entwicklungsländer haben einen legitimen Anspruch auf Unterstützung aus reichen
Ländern, die für die Klimakrise verantwortlich sind.
Das Caritas-Positionspapier
"Klimagerechtigkeit schaffen" ist verfügbar auf
www.caritas.ch/positionspapiere.
Pressekontakt:
Für
weitere Auskünfte und Interviews steht Ihnen Peter Marbet, Direktor der Caritas Schweiz unter Tel. 041
419 22 18 oder E-Mail: pmarbet@caritas.ch zur Verfügung.