- Diamantenverkäufe geben 2020 weltweit um 15 Prozent nach, die Produktion geht um 20 Prozent
zurück
- Preise für rohe und geschliffene Steine sinken im Zuge der Pandemie um 11
beziehungsweise 3 Prozent
- Anziehendes Jahresendgeschäft 2020 und wieder steigende Preise im
Januar 2021 sorgen für eine leichte Erholung
- Onlineumsatz erreicht neuen Höchststand, doch die
meisten Kunden bevorzugen weiterhin das traditionelle Einkaufen vor Ort
Geschlossene
Geschäfte, Reisebeschränkungen und wirtschaftliche Unsicherheit haben auch in der Diamantenindustrie
Spuren hinterlassen. Die Verkäufe der edlen Steine sind 2020 weltweit um 15 Prozent auf 64 Milliarden
US-Dollar zurückgegangen. Zudem sanken die Preise - um 11 Prozent bei Rohdiamanten und um 3
Prozent bei geschliffenen Steinen. Doch mittlerweile zeichnet sich ein Wiedererstarken der Branche ab. Zu
diesen Ergebnissen kommt der Branchenreport "The Global Diamond Industry 2020-21", den die
internationale Unternehmensberatung Bain & Company zum zehnten Mal gemeinsam mit dem Antwerp
World Diamond Center (AWDC) erstellt hat.
Tatsächlich erlebte die globale Diamantenindustrie
nach den Rückschlägen insbesondere im ersten Halbjahr 2020 zuletzt einen überraschend dynamischen
Aufschwung. Die Verkäufe stiegen im vierten Quartal 2020 in den beiden wichtigsten Märkten USA und
China bis zu 10 beziehungsweise 20 Prozent. Positiv verlief zudem der Start ins Jahr 2021. Die meisten
Minenbetreiber meldeten für Januar um 5 bis 8 Prozent höhere Preise und Umsätze. "Die
Widerstandskraft des Diamantenmarkts ist erstaunlich", stellt Marie-Therese Marek, Associate Partner bei
Bain und Luxusmarktexpertin, fest. "Tatsächlich gaben viele Kundinnen und Kunden, die wegen der
weltweiten Lockdown-Beschränkungen weniger reisen und einkaufen konnten, nicht zuletzt für die edlen
Steine mehr Geld aus."
Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Rund um den Globus gelten Diamanten unverändert als wertvolles Präsent. So gehört entsprechender
Schmuck nach von Bain 2020 durchgeführten Erhebungen in den USA zu den vier begehrtesten
Geschenkartikeln - in China und Indien rangiert dieser sogar auf einem der ersten beiden Plätze. Dort sind
Diamanten für 60 bis 70 Prozent der Befragten beispielsweise essenzieller Bestandteil von Hochzeiten
und Verlobungen.
"Rund drei Viertel der Kundinnen und Kunden wollen nach der Pandemie
ähnlich viel Geld für die edlen Steine ausgeben wie vorher", so Marek. "Die Faszination Diamant scheint
damit ungebrochen." Allerdings gewinnen Nachhaltigkeitsaspekte an Bedeutung. Diese fließen in den USA
und noch mehr in China und Indien in die Kaufentscheidungen gerade der Jüngeren ein. Die Unternehmen
reagieren bereits darauf und gehen Themen wie die Herkunft der Steine oder Emissionen und
Umweltschutz bei Abbau und Verarbeitung an.
Bewegung ist auch in den Onlineverkauf
gekommen. 2020 haben die Umsätze im Internet bereits rund 20 Prozent des gesamten
Diamantenabsatzes ausgemacht, 2019 waren es erst 13 Prozent gewesen. Zudem informieren sich 70
Prozent der Kundinnen und Kunden zuerst online und gehen dann ins Ladengeschäft. Insgesamt
bevorzugen jedoch 95 Prozent den stationären Handel für den Diamantenkauf. Ausschlaggebend dafür ist,
dass die Schmuckstücke vor Ort betrachtet werden können. Hinzu kommt die persönliche Beratung.
Flexibilität ist Trumpf
Die Corona-Krise und der damit verbundene
Umsatzeinbruch haben die großen Minenbetreiber in der ersten Jahreshälfte 2020 veranlasst, ihre
Produktion zu drosseln. Auch ermöglichten sie es Abnehmern, Käufe zu verschieben. Die Lagerbestände
an Rohdiamanten stiegen dadurch zwischenzeitlich auf 65 Millionen Karat an, gingen dann aber aufgrund
des anziehenden Jahresendgeschäfts auf 52 Millionen Karat zurück.
In der Diamantenbranche
dürfte es zu weiteren strukturellen Anpassungen kommen. Denn nur so wird es möglich sein, die Folgen
der coronabedingten Rezession zu überwinden. "Hersteller und Händler werden noch enger
zusammenarbeiten", ist sich Branchenkennerin Marek sicher. "Dabei geht es insbesondere um
transparentere, digitalisierte Lieferketten für rohe und geschliffene Diamanten, aber auch um gemeinsame
Marketingstrategien."
Auf dem Weg zu neuer Stärke
Eine
nachhaltige Erholung der Diamantenindustrie hängt zum einen vom weiteren Verlauf der Pandemie ab,
zum anderen von staatlichen Unterstützungsmaßnahmen sowie der Kundennachfrage. Laut des Bain-
Reports wird China bereits in diesem Jahr wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Die anderen großen
Diamantenmärkte folgen voraussichtlich 2022 beziehungsweise 2023. Eine Rückkehr zu früheren hohen
Wachstumsraten dürfte je nach Region jedoch erst 2024 gelingen.
"Die Branche hat in den
vergangenen Monaten eine bemerkenswerte Agilität gezeigt. Sowohl die Hersteller als auch der Handel
haben sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette schnell angepasst", betont Marek. "Und die
Käuferinnen und Käufer haben unter Beweis gestellt, welche Bedeutung sie den edlen Steinen nach wie
vor beimessen. Die Diamantenindustrie dürfte daher durchaus gestärkt aus der aktuellen Krise
hervorgehen."
Erfahren Sie mehr unter: www.bain.de, www.bain-
company.ch
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Pressekontakt:
Patrick Pelster
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