Zürich – Zuchtfarmen mit tausenden Tigern, Tiger-Streichelzoos und Schmuck sowie traditionelle Medizin
aus deren Körperteilen: Die neue Dokumentation «The Tiger Mafia» des Schweizers Karl Ammann bringt
erschreckende Entdeckungen aus zehn Jahren Recherchen zum Tigerhandel in Asien ans Licht. Die
globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN komplettiert Ammanns Recherchen mit ihren
Investigationen in Europa, wo geschätzt 1'600 Tiger in Gefangenschaft leben. Die Untersuchungen von
VIER PFOTEN zeigen einen regen Handel zwischen EU-Ländern und China, Vietnam und Thailand.
VIER PFOTEN veröffentlicht neue Dokumentation von Wildtierkriminalitätsermittler Karl Ammann
Allein zwischen 2014 und 2018 wurden laut dem Washingtoner
Artenschutzübereinkommen (CITES) 120 Import- und Exportgeschäfte mit lebenden Tigern und ihren
Körperteilen zwischen EU-Staaten und Asien legal abgeschlossen. Die Dunkelziffer des illegalen Handels
liegt vermutlich weitaus höher. Um wilde, aber auch in Gefangenschaft lebende Tiger vor grausamen
Ausbeutungen zu schützen, fordert VIER PFOTEN die EU-Kommission auf, den kommerziellen Handel mit
den vom Aussterben bedrohten Tigern und ihren Körperteilen endgültig zu verbieten. Für
die Dokumentation «The Tiger Mafia», die ihre virtuelle Weltpremiere am 12. November feiert, hat sich Karl Ammann ein
Jahrzehnt lang mit den mafiösen Strukturen des Tigerhandels, vor allem in China und Südostasien,
befasst. Dort werden Tiger im grossen Stil legal gezüchtet, wie Ammanns Entdeckung von über 200
chinesischen Tigerfarmen mit insgesamt rund 6'000 Grosskatzen – missbraucht für die
Unterhaltungsindustrie und um die Nachfrage nach Tigerteilen zu befriedigen – zeigt. Darunter befinden
sich auch Massentierhaltungsbetriebe, die jeweils geschätzt 1'000 Tiger in tierquälerischen Zuständen
halten. Zum Vergleich: Nur noch rund 3'900 Tiger leben in freier Wildbahn. Zur Gewinnmaximierung
betreiben viele der Tigerfarmen Streichelzoos, in denen sie Jungtiere für Interaktionen mit Besuchern
anbieten. Wenn die Tiger zwei Jahre alt sind, werden sie gefährlich und die Zoobetreiber können sie nicht
mehr als Touristenattraktion einsetzen. In der Regel werden die Grosskatzen dann getötet und entweder
für die traditionelle Medizin oder für Luxusartikel, wie Schmuck und Teppiche, verarbeitet. «Die
gefangenen Tiger leiden an psychischen und physischen Schäden. In der Wildnis bleiben Tiger bis zu zwei
Jahre lang bei ihren Müttern. In den meisten Einrichtungen werden sie aber schon mit zwei Monaten von
ihren Müttern entrissen, um Touristen zu bespassen und für Fotos zu posieren. Jegliches natürliche
Verhalten bleibt ihnen auf den Tigerfarmen und in den Streichelzoos verwehrt. In China lässt man die in
Gefangenschaft lebenden Tiger oft bewusst verhungern, denn nur wenn sie eines natürlichen Todes
sterben, ist es legal, ihre Körperteile zu nutzen», sagt Kieran Harkin, Internationaler Kampagnenleiter für
Wildtierhandel bei VIER PFOTEN. Lukratives Geschäft mit einer vom
Aussterben bedrohten Art Ein lebender Tiger, gezüchtet in Europa, bringt zwar laut VIER
PFOTEN Recherchen bis zu €22.000, aber auch tot sind die Tiere sehr wertvoll. Ein kleiner Tigerzahn
kostet rund €800, ein Fläschchen Tigerwein – eine angeblich heilende Tinktur hergestellt aus
Tigerknochen – etwa €220. Auch Krallen, Augäpfel, Hirn, Schwanz, Innereien und Fell werden laut
Ammanns Investigationen verarbeitet, allen voran für die traditionelle Medizin und als Schmuck. Als
besonderes Luxusgut gelten rosafarbene Tigerknochen. In Ammanns Dokumentation berichtet eine
Schmuckverkäuferin in Laos, dass die grausame Gewinnung der Knochen für die speziellen Färbung
massgeblich sein soll. So sollen Tiger sediert und ihnen die Knochen, während sie schlafen, entfernt
werden. Produkte hergestellt aus Tigern sind nicht nur in Asien begehrt, auch europäische Behörden
melden immer wieder Beschlagnahmungen. VIER PFOTEN Recherchen belegen, dass in der EU
zwischen 1998 und 2017 über 8'000 illegale Tigerprodukte, wie zum Beispiel Tigerwein, konfisziert
wurden. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen – unterzeichnet von 183 Ländern, darunter auch
China, Thailand, Vietnam und Laos – verbietet eigentlich den Handel mit Tigerteilen. Dieses Verbot hat
jedoch bisher kaum dazu beigetragen, die Anzahl der in Gefangenschaft gezüchteten Tiger, die für den
kommerziellen Handel mit ihren Körperteilen getötet werden, zu reduzieren. Ähnliche Entwicklungen auch in Europa Ammanns Dokumentation sowie
Recherchen von VIER PFOTEN zeigen, dass die Tigermafia mit einem weitreichenden Netzwerk arbeitet,
das auch mitten in Europa zu finden ist. «Es ist in der EU legal, Tiger für den kommerziellen Handel zu
züchten. In etlichen EU-Ländern gibt es fragwürdige Streichelzoos, die Interaktionen mit Grosskatzen
anbieten. Was mit den Tigern passiert, wenn sie zu alt sind, weiss niemand genau», sagt Harkin. Die
meisten EU-Mitgliedsstaaten haben keine zentralen Register, Tigerzüchter können offizielle Papiere
problemlos fälschen oder zeichnen Jungtiere teilweise erst gar nicht auf. «Auch in Europa werden Tiger
als Ware angesehen. Sie werden für Zucht, Handel und Ausbeutung herumgereicht. Einige Tiger werden
auch nach Asien exportiert, denn die dortigen Käufer glauben, dass europäische Grosskatzen grösser und
stärker sind. Damit sind sie besonders beliebt bei Züchtern. Nur wenn wir den kommerziellen Tigerhandel
in Europa verbieten, können wir der global agierenden Tigermafia einen ersten Dämpfer versetzen», so
Harkin. Fotos und Videos hier. (© Karl Ammann)Filmmaterial / rough cut ist hier zu finden. (©
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Über VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz:
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen.
Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.
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