Arosa – Nachdem sich der Gesundheitszustand von Napa weiter verschlechterte, die Medikamente nicht
mehr die erwartete Wirkung zeigten und die Lebensqualität von Napa nicht mehr in zufriedenstellendem
Mass gegeben war, wurde Napa heute Mittwochmorgen von seinem schweren Leiden erlöst.
Bei Bär Napa, dem ersten Bewohner vom Arosa Bärenland, wurde im Juni 2020
eine Epilepsie diagnostiziert. Der Bestandstierarzt Dr. med. vet. Wolfgang Zenker, ein erfahrener
Wildtierspezialist, begann eine gezielte Behandlung, um weiteren epileptischen Anfällen vorzubeugen. Das
gesamte Team vom Arosa Bärenland umsorgte Napa respektvoll und vorerst zeigte der Bär keine Anfälle
mehr. Nach einer kurzen Besserungsphase, erlitt er aber wieder vermehrt Zitteranfälle und musste deshalb
zwecks besserer Beobachtung im Innengehege bleiben. Eine veterinärmedizinische Untersuchung in
Narkose gab keine verlässlichen Hinweise auf die Ursache der Epilepsie. Ab September erholte
sich Napa erfreulich gut. Er teilte die Anlage wieder gemeinsam mit Amelia und Meimo und setzte sich wie
vorher gegenüber beiden Artgenossen meistens durch. Am 20. Oktober hatte er leider wieder einen
epileptischen Anfall und die Dosierung der Medikamente wurde unverzüglich erhöht. Die Wirkung war
jedoch geringer als zuvor und Napas Wohlbefinden stark eingeschränkt. Die Analyse der verantwortlichen
Tierärzt*innen ergab, dass weitere Behandlungen mit geringsten Chancen auf Erfolg beschieden sind und
dass Napa offensichtlich leidet. Diese Schlussfolgerung führte die Leitung von VIER PFOTEN in enger
Absprache mit den Verantwortlichen und Tierpfleger*innen vom Arosa Bärenland schweren Herzens zum
Entscheid, Napa im Alter von erst 14 Jahren von seinem Leiden zu erlösen. «Wir sind alle bestürzt
und unendlich traurig über diesen grossen Verlust», sagt Pascal Jenny, Präsident der Stiftung Arosa
Bären. «Mit Napa haben wir den ersten Aroser Bär mit grosser Ausstrahlungskraft verloren. Napas
Geschichte und seine Verhaltensentwicklung bewegte die Herzen aller Bärenfreundinnen und
Bärenfreunde. Wir werden Napa pathologisch untersuchen lassen mit dem Ziel, die Ursache seines
gesundheitlichen Problems herausfinden zu können. Einen Teil der sterblichen Überreste werden wir in
Form von Asche zu gegebenem Zeitpunkt in Arosa verstreuen. Wir planen, nächstes Jahr im Arosa
Bärenland einen Gedenktag zu veranstalten.» Alexandra Mandoki, Länderchefin von VIER
PFOTEN Schweiz ergänzt traurig: «Napa hatte mit seinem freundlichen Wesen eine grosse
Fangemeinschaft. Im Hinblick auf seine frühere Leidensgeschichte, ist es für mich schön zu wissen, dass
er noch eine wunderbare Zeit im schönen Arosa Bärenland verbringen durfte. Auch wenn ich mir natürlich
gewünscht hätte, dass diese länger gewesen wäre. Wir alle werden ihn sehr vermissen und er bleibt für
uns stets ein Symbol für alle Tiere, denen wir helfen dürfen.» Zwei artgemässe
und erlebnisreiche letzte Jahre im Arosa Bärenland Napa war der erste Bär, welchen
VIER PFOTEN aus einer misslichen Haltung befreite und nach Arosa brachte. Bis zu seiner Rettung Ende
Oktober 2016 lebte Napa unter schrecklichen Verhältnissen im heute geschlossenen serbischen Zirkus
Corona in der Stadt Srbobran. Das Rettungsteam fand ihn damals in einem winzigen, verrosteten und
vermüllten Metallkäfig vor, der keinerlei Schutz vor Regen und Sonne bot. Der grossgewachsene Bär
konnte sich in seinem Käfig nicht einmal aufrichten – und das vermutlich jahrelang. Denn da es in Serbien
bereits seit 2009 ein Wildtierverbot in Zirkussen gibt, ist anzunehmen, dass er über Jahre nicht aufgetreten
ist und seinen Käfig kaum verlassen konnte. Im Sommer 2018 durfte er im neuen Bärenschutzzentrum in
Arosa einziehen. Auf knapp 3 Hektaren artgemässem Naturgehege mit zahlreichen
Beschäftigungsmöglichkeiten, mehreren Teichen, Sträuchern, Bäumen und Weiden, durfte Napa die
letzten zwei Jahre ein bärengerechtes Leben führen. Eindrücklich war, wie er in regelmässigen
Lernschritten zunehmend das natürliche Verhalten von Bären annahm. Er lernte was Gras, Erde und
Bäume sind, wie er ein Gefälle herunterlaufen kann, was Nahrungssuche bedeutet und wie sich Schnee
anfühlt. Mit dem erstmaligen Antreten einer Winterruhe hat Napa dem Arosa Bärenland schlussendlich das
grösste aller Komplimente gemacht. Die Winterruhe, wird von Bären nur dann gehalten, wenn sie sich
wohl fühlen und ist damit ein Ausdruck der artgemässen Haltung im Arosa Bärenland. Im Frühjahr 2019
bekam Napa dann zwei «Gspänli». Amelia und Meimo, zwei der letzten albanischen Restaurantbären,
wurden von der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN aus einer nicht tiergerechten Haltung befreit und
fanden mittels Wintertransport ihren Weg in ihr neues Zuhause im idyllischen Bergdorf Arosa. Nach
mehreren Monaten beobachtungsintensiver Eingewöhnungszeit war es dann soweit und Napa durfte
seinen ersten direkten Kontakt mit anderen Bären erfahren. Die Vergesellschaftung von Amelia, Meimo
und Napa war geglückt und so lebte Bär Napa sein letztes Jahr in Gesellschaft mit den beiden Bären. So
entfaltete er sein natürliches Sozialverhalten, wobei er sich als dominantes Männchen behauptete. Er trug
viel dazu bei, den Besucher*innen vom Arosa Bärenland auf erlebnisreiche Art, Wissen über den
Tierschutz sowie die Biologie der Bären zu vermitteln. Medienkontakt:
Chantal Häberling, Kommunikation Schweiz VIER PFOTEN Schweiz, Enzianweg 4, 8048 Zürich, Tel. +41
43 311 80 90, chantal.haeberling@vier-pfoten.org, www.vier-pfoten.ch
Über VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz:
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen.
Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.
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