Comparis-Analyse zu Krankenkassenprämien 2021
Rund eine Million Versicherte können 2021 ihre Prämienbelastung um 40 Prozent und mehr
senken
Die Grundversicherungsprämien steigen per 2021
durchschnittlich nur um 0,5 Prozent. Die Bandbreite von den tiefsten zu den höchsten Prämien ist in den
einzelnen Kantonen bzw. Prämienregionen allerdings nach wie vor sehr gross. Das zeigt eine Analyse des
Online-Vergleichsportals comparis.ch. «Da über 1 Million Versicherte im Zuge der Corona-Krise
vorübergehende Lohneinbussen von bis zu 30 Prozent erlitten haben, bedeutet die Prämienerhöhung
trotzdem eine massive Belastung», warnt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly. Tatsächlich
könnten rund 1 Million Versicherte nächstes Jahr 40 Prozent und mehr bei der Krankenkasse sparen.
Grosse Prämienbandbreite wegen unterschiedlicher Reservesituation
Die Zahlen der von den Krankenkassen in diesem Jahr abgerechneten medizinischen Leistungen
zeigen: Zwar gab es teils hohe Umsatzeinbussen während des Lockdowns je nach Leistungserbringer.
Über das ganze Jahr hinweg betrachtet konnte Corona jedoch das Kostenwachstum nicht spürbar
bremsen.
«Die Prämien können nur dann weniger stark steigen als die Kosten, wenn die
Krankenversicherer Reserven abbauen», so der Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly. Das
ist heuer der Fall. Im Schnitt steigen die Grundversicherungsprämien 2021 um 0,5 Prozent. Das hat heute
der Bundesrat bekannt gegeben.
Die meisten Kassen können sich einen Reserveabbau leisten.
Sie verfügen 2020 insgesamt über 11 Milliarden Franken Reserven. «Da aber nicht alle Kassen in der
gleich komfortablen finanziellen Lage sind, ist die Bandbreite zwischen den höchsten und tiefsten Prämien
in den einzelnen Kantonen und Prämienregionen sehr gross», beobachtet Schneuwly. Entsprechend gross
sei deshalb das Sparpotenzial bei der obligatorischen Krankenversicherung.
Maximales Sparpotenzial von 55 Prozent
Rund 1 Million erwachsene
Versicherte könnten ihre Prämienlast im nächsten Jahr um 40 Prozent und mehr reduzieren. Das zeigt die
Comparis-Analyse der vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) genehmigten Prämien. Das Sparpotenzial
lässt sich realisieren durch einen Wechsel zu einer der fünf günstigsten Krankenkassen in der eigenen
Prämienregion und / oder die Erhöhung der Franchise und / oder einen Modellwechsel bei der eigenen
Kasse.
Bei Betrachtung der jeweils fünf Marktführer pro Prämienregion (rund 60 Prozent der
Versicherten haben hier ihre Grundversicherungspolice abgeschlossen) ergibt sich ein maximal
realisierbares Sparpotenzial von 55 Prozent bzw. 2’553.60 Franken für 2021. Dieses Potenzial könnten
128 Standardversicherte CSS (ohne Unfall) im Kanton Obwalden mit einem Wechsel zum Hausarzt-Modell
bei Kasse Helsana nutzen.
Mit einer Franchise von 300 Franken sind bis zu 35
Prozent tiefere Prämien möglich
Personen mit Gesundheitsproblemen und voraussehbar
hohen Behandlungskosten im nächsten Jahr werden ihre Franchise kaum erhöhen wollen. Doch auch
über 114’000 Erwachsene mit der minimalen Franchise von 300 Franken könnten 2021 durch einen
Wechsel der Versicherung (zu einer der fünf günstigsten Kassen) und / oder des Modells ein Sparpotenzial
von 20 bis 30 Prozent realisieren.
Am meisten sparen Versicherte mit einer 300-Franken-
Franchise bei einem Krankenkassenwechsel im Kanton Waadt (BAG-Region VD2), nämlich 378
Versicherte in einem Standard-Modell bei der Versicherung Visana (mit Unfall): Sie zahlen 35 Prozent bzw.
2’575.20 Franken pro Jahr weniger Prämien mit einem Wechsel zu Kasse Assura mit dem HMO-Modell.
«Viele Versicherte beklagen bei Umfragen die zu hohen Krankenkassenprämien. Kurzarbeit oder
Arbeitslosigkeit verschärft bei manchen das Problem. Oft haben sie aber keine Ahnung, wie viel sie sparen
könnten, oder überschätzen den Vergleichs- und Wechselaufwand», beobachtet Comparis-
Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Auch bei einer Maximalfranchise
können Versicherte noch 27,1 Prozent sparen
Selbst wer bereits eine Maximalfranchise
von 2’500 Franken hat, hat noch Sparpotenzial. So könnten 3’418 Versicherte mit einer Maximalfranchise
nächstes Jahr mit einem Kassenwechsel bei gleichbleibendem Modell ihre Prämienlast um 20 bis 30
Prozent senken (bei einem Wechsel zu einer der fünf günstigsten Kassen).
Maximal könnten
Versicherte der EGK-Gesundheitskasse im Kanton Waadt (BAG-Region VD1) mit dem Hausarzt-Modell
(ohne Unfall) sparen, wenn sie zur Kasse Assura wechseln würden; nämlich 1’856.40 Franken pro Jahr
bzw. 34 Prozent.
Grosses Sparpotenzial für alternativ Versicherte
Auch wer schon ein anderes alternatives Versicherungsmodell und die höchste Franchise gewählt hat,
kann 2021 trotz der tiefen Prämienrunde viel Geld sparen. Telmed-Versicherte der Kasse Visana (ohne
Unfall) in der Region Wallis (BAG-Region VS1) mit einer Franchise von 2’500 Franken sparen am meisten;
nämlich 1’584 Franken pro Jahr bzw. 41 Prozent mit einem Wechsel zu Kasse Atupri mit demselben
Modell.
Interessant ist auch das Sparpotenzial bei den HMO-Versicherten. Maximal können hier
die Versicherten der Kasse Sanitas im Kanton Waadt (BAG-Region VD2) (ohne Unfall) sparen mit einem
Wechsel zur Kasse Assura mit demselben Versicherungsmodell, nämlich 1’280.40 Franken im Jahr bzw.
29 Prozent.
Standardversicherte können bis zu 27 Prozent sparen ohne
Modellwechsel
Standardversicherte mit einer Maximalfranchise sparen ebenfalls ein
wenig ohne Modellwechsel. Nämlich am meisten die Standardversicherten bei Sanitas in der Region
Waadt (BAG-Region VD2) (mit Unfall) mit einem Wechsel zur Standardversicherung der Kasse Assura,
nämlich 1’531.20 Franken bzw. 27 Prozent.
Nicht nur der Preis zählt
Günstig heisst allerdings nicht immer gut im Sinne einer perfekten Servicequalität. So bieten die
Krankenkassen zwar in der Grundversicherung alle dieselben Leistungen an. Doch unterscheidet sich die
Dienstleistungsqualität gegenüber den Kunden. So lassen vor allem viele günstige Kassen ihre
Versicherten die Rechnungen für medizinische Behandlungen vorschiessen (Prinzip des «tiers garant»).
«Wer knapp bei Kasse ist und hohe medizinische Kosten hat, sollte sich deshalb unbedingt vor einem
Kassenwechsel bezüglich der Abrechnungsmodalitäten erkundigen», empfiehlt Schneuwly. Ein guter
Anhaltspunkt für die Beurteilung der Qualität einer (neuen/anderen) Krankenkasse seien die
Kundenzufriedenheitsnoten.
Methodik
Comparis hat anhand der Versicherungsprämiendaten 2021 des Bundesamtes für Gesundheit
das Sparpotenzial für Erwachsene in der ganzen Schweiz untersucht. Analysiert wurden für die
Maximalsparpotenziale die Daten der günstigsten Anbieter (mindestens 100 Versicherte) und der
teuersten Anbieter (mindestens 100 Versicherte).
*KOF-Gesundheitsprognose: https://www.comparis.ch/comparis/press/medienmitteilungen/artikel/2019/krankenkasse/prognose-
gesundheitsausgaben-kof/2020-2021
Weitere Informationen: Felix Schneuwly,
Krankenkassenexperte, Telefon: +41 79 600 19 12, E-Mail: media@comparis.ch, comparis.ch