"Wir erwarten Vorbildrolle der Schweiz" -
Hilfswerke nennen
vier 4 konkrete Massnahmen.
Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement
z.H.
Justizministerin
Frau Karin Keller-Sutter
Bundeshaus West
3003 Bern
Bern, Dübendorf, Trogen,
Zürich, 15.
September 2020
Nach Brand in Moria: Kinderhilfswerke erwarten Vorbildrolle der Schweiz
Sehr
geehrte Frau Bundesrätin Karin Keller-Sutter
Nach dem Brand im griechischen Flüchtlingslager
Moria auf
Lesbos sind derzeit über 12’000 Menschen obdachlos. Rund 4’000 davon sind Minderjährige. Sie sind
bereits von
ihren Fluchterfahrungen und den unmenschlichen Zuständen im Lager traumatisiert und müssen nun
einen erneuten
Schock verarbeiten.
Wir – eine Koalition führender Schweizer Kinderhilfswerke, bestehend aus
SOS-
Kinderdorf Schweiz, Save the Children Schweiz, Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, World Vision Schweiz –
appellieren an
die Schweizer Regierung, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um diesen Kindern den Schutz
und die
Betreuung zukommen zu lassen, die ihnen gemäss der UNO-Kinderrechtskonvention auch zustehen.
«Kinder
und ihre Familien in Moria haben schon vor dem Feuer viel Traumatisches erlebt. Nun sind sie erneut
verzweifelt und
haben ihr Hab und Gut verloren – und das mitten in Europa. Wir müssen diesen Kindern jetzt eine
Zukunftsperspektive
ermöglichen und ihnen in einem geschützten Umfeld die Möglichkeit geben, sich vom Erlebten zu
erholen», findet
Adrian Förster, Geschäftsführer von Save the Children Schweiz
Wir begrüssen die Bereitschaft
der Schweiz,
vereinzelt minderjährige Flüchtlinge aufzunehmen, doch das allein reicht nicht. «Die Schweiz als
Depositarstaat der
Genfer Konvention kann in der Bewältigung dieser humanitären Krise eine Vorbildrolle einnehmen und
ganz im Geiste
ihrer humanitären Tradition, insbesondere zum Schutz der Verletzlichsten, ihre Hilfe weiter ausbauen»,
meint
Christoph von Toggenburg, CEO von World Vision Schweiz.
«Kinder, die ohne Sicherheit, ohne
Bildung und
ohne Zukunftsperspektive in Flüchtlingslagern aufwachsen, werden langfristig traumatisiert und in ihrer
gesunden
Entwicklung schwer beeinträchtigt. Das müssen wir unbedingt verhindern», betont Martin Bachofner,
Geschäftsführer
der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi.
«Der Brand in Moria war eine Katastrophe mit Ansage. Wenn
wir eine
Wiederholung dieser Situation verhindern wollen, braucht es jetzt langfristige Lösungen und Solidarität
unter den
europäischen Staaten», bekräftigt Alain Kappeler, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf Schweiz.
Daher wäre
es jetzt der richtige Zeitpunkt, dass die Schweizer Regierung als Vorbild für andere europäische Staaten
reagiert und
ihre Hilfe in folgenden Bereichen anbietet und verstärkt:
1. Das Programm der
Familienzusammenführung
weiterführen und den traumatisierten Kindern aus Moria dabei oberste Priorität einräumen. 2. Drei- bis
vierzehnjährige
Kinder vorläufig aufnehmen, um die Familienzusammenführung in anderen europäischen Ländern
förderlich
behandeln zu können. 3. Kinder und Jugendliche aufnehmen, die keine Perspektiven und keinen
familiären Bezug zur
Schweiz haben, damit sie in einem neuen Lebensraum in Sicherheit verlässliche Beziehungen und ihre
soziale wie
berufliche Zukunft aufbauen können. 4. Hilfsorganisationen und die griechischen Behörden vor Ort
logistisch und
materiell unterstützen.
Vielen Dank, dass Sie sich im Namen der Schweiz für Kinder in Not
einsetzen.
Mit freundlichen Grüssen
Christoph von Toggenburg - CEO World Vision Schweiz
Alain Kappeler -
Geschäftsführer SOS-Kinderdorf Schweiz
Martin Bachofner -
Vorsitzender der
Geschäftsleitung Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
Adrian Förster - Geschäftsführer Save the
Children
Schweiz
Medienstelle World Vision Schweiz:
Alexander Koch, Mediensprecher
alexander.koch@worldvision.ch, T
044 / 510 14
28, M 079 / 439 18 54