Am 28. Februar 2020 hatte die BLS informiert, dass sie Verkäufe von Halbtax-Abos
im Libero-Verbund über mehrere Jahre nicht budgetierte und dadurch zu hohe Abgeltungen von Bund und
Kantonen für den Regionalen Personenverkehr (RPV) erhielt. Der Sachverhalt sollte durch ein
unabhängiges Gutachten untersucht werden. Erste Ergebnisse der von der BLS in Auftrag gegebenen
Untersuchung der Firma PwC liegen vor. Ebenfalls haben die Finanzdelegation des Bundes und die
Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) gestern den Untersuchungsbericht zur Spartenrechnung in den
abgeltungsberechtigten Bereichen veröffentlicht. Es zeigt sich, dass die Gelder zweckbestimmt im ÖV
geblieben sind. Sämtliche Einnahmen waren in der Jahresrechnung jeweils korrekt enthalten, es wurden
keine Dividenden ausgeschüttet und es hat keine persönliche Bereicherung stattgefunden. Die
Rechnungen wurden vom Bund jeweils geprüft und ohne Beanstandung abgenommen.
Verbesserungsbedarf in den internen finanziellen Abläufen
Die BLS hat im
Sinne einer vorsichtigen Unternehmensführung die erwarteten Kosten eher zu hoch und die erwarteten
Erlöse zu niedrig geplant. Dies im Umfeld eines komplexen Finanzierungssystems im RPV, in welchem
mehrere Jahre zwischen Planung und Leistung liegen. Die PwC-Untersuchung hat in diesem
Zusammenhang ergeben, dass die BLS-Geschäftsleitung im Frühling 2017 in Kenntnis gesetzt wurde,
dass die genannten Halbtaxerlöse nicht budgetiert wurden. Die Geschäftsleitung hat dies als
betriebswirtschaftliche Risikominimierung akzeptiert, da Bund und Kantone die Finanzierung einzelner
abgeltungsberechtigter Posten ablehnten.
Zudem lag vonseiten des BLS-Verwaltungsrates von
2011 bis 2018 ein jährliches Gewinnziel von 25 bis 30 Mio. Franken für die BLS-Gruppe vor. Die BLS
erzielt den grössten Teil ihres Umsatzes im RPV. In diesem Geschäft können positive Ergebnisse
grundsätzlich nur durch Planabweichungen erzielt werden, das heisst durch höhere Erträge oder
niedrigere Kosten. Der VR und die Geschäftsleitung konzentrierten sich auf die Verbesserungen auf der
Kostenseite durch Effizienzsteigerungen und Sparmassnahmen. Der PWC-Bericht stellt zwischen den
Gewinnzielen des Verwaltungsrats und der Geschäftstätigkeit der BLS einen Zielkonflikt her.
Die
EFK hat Verbesserungsbedarf bei den internen finanziellen Abläufen der BLS identifiziert. Das
Rechnungswesen sei hochkomplex und dadurch nur zum Teil transparent. Dies deckt sich mit den
Erkenntnissen der BLS, deren Geschäftsleitung bereits vor der Untersuchung wichtige
Verbesserungsmassnahmen einleitete, welche in Umsetzung sind. Dazu gehören die komplette
Überarbeitung des RPV-Offertprozesses zusammen mit Bund und Kantonen, die Neugestaltung der
Kontrollprozesse sowie die Einführung adäquater IT-Systeme.
Bernard
Guillelmon und die Geschäftsleitung haben Klärung vorangetrieben
CEO Bernard
Guillelmon und sein Führungsteam haben die Aufarbeitung der Sachverhalte mit hoher Priorität eingeleitet
und damit massgeblich zur Klärung der offenen Fragen beigetragen. Für Bernard Guillelmon ist mit der
Veröffentlichung des EFK-Berichtes der richtige Zeitpunkt gekommen, um die Umsetzung der von ihm
vorangetriebenen Verbesserungsmassnahmen in neue Hände zu legen. Aus seiner Sicht braucht es für
diese Aufgabe jetzt ein anderes Profil für die Funktion des CEO.
Der Verwaltungsratspräsident der
BLS, Rudolf Stämpfli, dankt Bernard Guillelmon ausdrücklich für sein langjähriges und leidenschaftliches
Engagement: «Er hat die BLS während 12 Jahren in einem anspruchsvollen Umfeld mit
unterschiedlichsten Interessen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu einem starken und innovativen
Akteur im Schweizer ÖV gemacht. Dass er zurücktritt, zeigt seine Integrität und seine tiefe Verbundenheit
zur BLS.»
Dirk Stahl übernimmt interimistisch
Der
Verwaltungsrat der BLS hat entschieden, Dirk Stahl (54) ab November 2020 als CEO ad interim
einzusetzen. Stahl führt die BLS Cargo AG und ist seit 2010 stellvertretender CEO der BLS AG. Bernard
Guillelmon bleibt bis Ende Oktober, um einen reibungslosen Übergang zu garantieren. Gleichzeitig hat der
Verwaltungsrat eine Findungskommission für die Nachbesetzung des CEO-Postens bestimmt. Der
Verwaltungsrat bekräftigt sein Vertrauen in die Geschäftsleitung und wird diese während der
Übergangszeit eng begleiten und unterstützen.
Information für
Medienschaffende: Point de Presse heute
Die BLS lädt Medienschaffende heute, 4.
September, zu einem Point de Presse ein:
- 10.00 Uhr, Kursaal Bern, Kornhausstrasse 3, 3013
Bern- Raum «Szenario 1». Folgen Sie der Wegweisung «BLS Point de Presse»
Folgende
Personen halten ein kurzes Referat von je 5 Minuten:
- Bernard Guillelmon, CEO, BLS AG- Rudolf
Stämpfli, Verwaltungsratspräsident, BLS AG- Ueli Dietiker, Verwaltungsrat und Vorsitzender des
Ausschusses Finanzen und Revision, BLS AG
Danach besteht die Möglichkeit für Fragen im
Plenum und für Einzelinterviews. Interviews mit den Referenten sind nur im Rahmen der Veranstaltung
möglich. Dirk Stahl steht am heutigen Tag nicht für Interviews zur Verfügung.
Hinweis Coronavirus: Im Sitzungsraum nehmen Sie bitte alleine an einem Tisch Platz.
Falls Sie die nötigen Abstände nicht einhalten können, bitten wir Sie, eine Maske aufzusetzen.
Link: Untersuchung der Eidgenössischen Finanzkontrolle zur Spartenrechnung der BLS
Freundliche Grüsse: Stefan Dauner, Mediensprecher, BLS Medienstelle,
media@bls.ch, +41 58 327 29 55