Coronavirus gefährdet womöglich auch die letzten Menschenaffen
Zürich, 30. März
2020 - Die Coronavirus-Pandemie wird womöglich die letzten Populationen von Menschenaffen
auslöschen, warnen Experten. Den akut vom Aussterben bedrohten Menschenaffen könnte das
Virus den letzten Rest geben. Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen, die etwa 98% mit der
menschlichen DNA gemeinsam haben, sind Menschen so ähnlich, dass sie immer wieder in der
Pharmaforschung verwendet wurden. Diese Ähnlichkeit könnte ihnen nun erneut zum
Verhängnis werden. Die Tatsache, dass Covid-19 für den Menschen tödlich ausgehen kann,
lässt Wissenschaftler befürchten, dass sich die Lungenkrankheit auch für Menschenaffen als
tödlich erweisen könnte. Orang-Utans sind generell besonders anfällig für
Atemwegserkrankungen, daher besteht die Gefahr, dass Covid-19 sie sogar noch schlimmer
treffen könnte als uns Menschen. Acht der geschätzten 100’000 wilden Orang-Utans, die
noch in Borneo leben, sind derzeit Teil eines Rehabilitationsprogramms der globalen
Tierschutzorganisation VIER PFOTEN. Die Orang-Utan-Waisen werden in der VIER PFOTEN
WALDSCHULE im Osten Borneos aufgezogen und auf ein zukünftiges Leben in Freiheit
vorbereitet. Dr. Signe Preuschoft, Primatologin bei VIER PFOTEN, und ihr indonesisches Team
sind äusserst besorgt um ihre kleinen Schützlinge: «Nachdem sie in ihrem jungen Leben schon
so viel Leid erfahren haben, sollten unsere Orang-Utan-Waisen in Sicherheit aufwachsen, bis sie
alt genug sind, um wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Wir werden alles in unserer Macht
Stehende tun, um sie vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen.» Da die Zahl
der Coronavirus-Infektionen auch in Indonesien langsam zunimmt, besteht das Risiko, dass
infizierte Tierpfleger die Orang-Utan-Waisen anstecken könnten. «In der ORANG-UTAN
WALDSCHULE herrscht zwar ein generelles Kontaktverbot, so dass niemand die Waldschule
betritt, der nicht in die Pflege und Erziehung der Waisen involviert ist. Aber natürlich haben
unsere Orang-Utans gelegentlich Körperkontakt zu ihren menschlichen Ersatzmüttern. Wie oft,
hängt vom Alter der Orang-Utans ab. Die älteren Waisen sind schon relativ unabhängig,
sammeln ihr eigenes Futter und sitzen hoch oben in den Bäumen. Körperkontakt mit ihren
Pflegern kommt selten vor. Die jüngeren brauchen aber körperliche Zuneigung. Sie klammern
sich an ihre Ersatzmütter. Sie wollen kuscheln und getröstet werden, wenn sie Angst haben», so
Dr. Preuschoft. Das Team hat bereits Sicherheitsmassnahmen getroffen: Alle Tierpfleger
wechseln in ihre Arbeitskleidung, wenn sie in der Waldschule eintreffen und nehmen sie nicht mit
nach Hause. Die Arbeitskleidung wird vor Ort gewaschen und die Tierpfleger tragen
Schutzmasken. «Wir waschen das eingekaufte Futter zweimal: wenn es angeliefert wird und
bevor wir es den Orang-Utans geben. Ausserdem arbeiten dieselben Gruppen von zwei bis drei
Personen zusammen und vermeiden Kontakt mit den anderen. Wir halten unser Team auf
virtuellem Weg auf dem neusten Stand und teilen Informationen, damit sich auch zu Hause alle
an strenge Hygieneregeln halten und sich von sozialen Kontakten ausserhalb der Arbeit
isolieren», sagt Dr. Preuschoft. Das Team der Waldschule hat ausserdem Futter und
Reinigungsutensilien eingelagert. Manche Vorräte sind jedoch schwierig zu beschaffen. Sichere
Mundschutzmasken (N95), Infrarot-Thermometer und Desinfektionsmittel sind in Indonesien
praktisch nicht mehr zu bekommen. «Es gibt leider keinen hundertprozentigen Schutz.
Menschenkinder sind generell nicht besonders schlimm von Corona-Symptomen betroffen,
deshalb hoffen wir, dass das bei unseren Orang-Utan-Waisenkinder genauso ist», so Dr.
Preuschoft. Fotos und Videos: https://ftp.vier-
pfoten.org/?u=W7o3knh2&p=lQJjv4Y0 Copyright: gemäss Metadaten Fotos
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Über VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz:
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen.
Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.
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