Golfen auf der Klippe, der Laufurlaub mit Marathonlegende Viktor Röthlin oder die "Tour de
Suisse" für alle - Sporturlaub liegt im Trend. Für welche Trends sich Touristiker fit machen
sollten, das wurde vergangenen Freitag beim "Sport.Tourismus.Forum" in St. Gallen diskutiert.
Fakt ist: Noch bleiben viele Potentiale ungenützt.
Sport als strategischer Türöffner für
Tourismus
45 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, Österreich und der Schweiz
betreiben intensiv eine oder mehrere Sportarten. Studien belegen, dass die Sportausübung
zunehmend zum zentralen Kriterium für die Wahl der Urlaubsdestination wird. Und auch die
Jugend ist in Bewegung. "66 Prozent der Generation Z treibt ein Mal pro Woche bis täglich
Sport", sagt Andreas Knupfer von Nielsen Sports. Als Destination müsse man die Zielgruppe und
ihre Sportart genau verstehen, um sie als Gäste nachhaltig zu gewinnen. Sport als nettes
Nebengeräusch im Urlaub funktioniert auf Dauer nicht. Die Angebote müssen ausdifferenziert
und in die Tiefe gedacht werden.
Sport real und virtuell
"Heute stellt sich nicht
mehr die Frage, wo man seinen Sport ausüben kann, sondern wie man ihn ausübt", verdeutlicht
Marketingexperte Stefan Schiel von Marketmind. Warum ist das neue Wohin. Sport ist ein Teil
des Lifestyles, der in der Community geteilt wird. Gäste wollen individualisierbare Angebote.
"Was Snapchat für Jugendliche ist, ist Strava für Radsportler." Laut Schiel fangen
Tourismusregionen erst langsam an zu verstehen, wie sie solche Kooperationen und
Spezialisierungen für sich nutzen können. Ein positives Beispiel dafür ist die Neuausrichtung der
"Tour des Suisse". Künftig werden Touristen real und virtuell auf die Originalstrecke der Tour
geschickt.
Radsport neu gedacht - auf den Spuren der Profis
Neuerdings
erleben Gäste die "Tour de Suisse" auf dem eigenen Radsattel. "Wir schicken Hobbysportler mit
Begleitfahrzeugen und Guides auf die Originalstrecke. Man darf sich wie ein Profi fühlen - nur
ohne Rennen", erklärt Joko Vogel, Co Geschäftsleitender der Tour de Suisse, das Konzept.
Anders als bei vielen Radklassikern, wird hier die gesamte Strecke der Tour abgefahren. Das
macht das Angebot bisher weltweit einzigartig. Das Profirennen wird so zum Erlebnis für
jedermann. "Und wir sind schon fast ausverkauft", sagt Vogel. Aber auch virtuell soll das
Radrennen Touristen in die Schweiz locken. Zusammen mit dem Software-Anbieter Rouby
wurden die Stecken der Rundfahrt digitalisiert. "Während man auf dem Rollentrainer sitzt, zieht
das Schweizer Panorama an einem vorbei." Gäste können die Highlights der Strecken trainieren,
sich direkt mit den Profis vergleichen und auf ihren Radurlaub in der Schweiz virtuell vorbereiten.
Kooperationen mit Bundesligisten bringen Touristen
Wie man mit den richtigen
Partnern im Boot Gäste lockt, davon sprachen Vertreter der Fussballclubs Borussia
Mönchengladbach und Schalke 04. Die Bundesligisten haben bereits erfolgreiche Kooperationen
im Tourismus initiiert. Mit der Fohlen Fussballschule setzt der Bundesligist auf Imagebildung und
Nachwuchsförderung in der Schweiz. "Primär geht es uns um Marken und Imagebildung, wir
verdienen nicht viel damit", so Wolfgang Heilmann, Bereichsleiter int. Projekte von Borussia
Mönchengladbach. Die grosse Resonanz der FohlenCamps auf Sozialen Medien spricht für sich.
Der Ball rollt auch in Osttirol. Dort haben die Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern und der FC
Schlke 04 auf fünf Jahre einen Tourismuspartnervertrag abgeschlossen. Die Destination profitiert
von den Sponsoren- und Partnernetzwerken des Clubs. Die Bandenwerbung öffnet der
Ferienregion die Türen für Gäste aus Deutschland. "Schalke ist der Multiplikator für die Fans, um
bei uns Urlaub zu machen", sagt Roland Rauch, Geschäftsführer der Ferienregion Nationalpark
Hohe Tauern. Schalke 04 hat als fünft grösster Fussballverein der Welt knapp 150.000 Fans.
Das Potential für die Region ist enorm. "Unsere Fans sind von der Region begeistert", meinte
auch Peter Schwabe, Director Sales von FC Schalke 04.
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