Gesundheitsapps, Elektronisches Patientendossier und neue klinische Informationssysteme:
Es werden immer mehr Technologien entwickelt. Dadurch entsteht ein gewisser Handlungsdruck
für Arbeitsprozesse und Bildung, wie Prof. Dr. Ines Trede, Leiterin Observatorium am
Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung, in ihrem Referat am Careum Forum vom
29. August 2019 vor knapp 200 Teilnehmenden im Careum Auditorium in Zürich aufzeigte. Doch
nehmen Computer und Roboter den Gesundheitsprofis auch bald den Job weg? Nein. Das
Risiko für Jobverlust ist bei Gesundheitsberufen relativ gering, wie Ines Trede anhand von
Forschungsergebnissen zeigte.
Die Digitalisierung erfordert analytisches Denken und
Reflexionsfähigkeit. Laut Ines Trede ist es daher die Aufgabe der Bildung, Handlungskompetenz
zu vermitteln, um hilfreiche Technologien zu erkennen und eine differenzierte Haltung gegenüber
Chancen und Risiken neuer Technologien zu entwickeln.
Einen «Meilenstein» für die
Digitalisierung des Bildungsmanagements präsentierte Dr. Eva-Maria Panfil, Leiterin Bildung
Direktion Pflege und MTTB am Universitätsspital Zürich. Das Unispital hat ein Bildungsportal
entwickelt, in dem die Prozesse für alle Mitarbeitenden zugänglich, bildungsgangübergreifend
und interprofessionell dargestellt sind. Gleichzeitig ist es eine Wissensdatenbank, die aktuelle
Dokumente und Informationen enthält sowie eine Übersicht über die wichtigsten Rollen und
Funktionen bietet.
Tatsächlich konnten durch die Prozessdarstellungen überflüssige
Schritte identifiziert, Dokumente vereinheitlicht und vorhandene Schätze identifiziert werden. So
muss nicht jeder Bildungsgang oder Medizinbereich das Rad neu erfinden. Damit schafft
Digitalisierung auch wertvolle Ressourcen. Doch noch wichtiger: «Wir haben eine gemeinsame
Sprache gefunden», so Eva-Maria Panfil. Dies sei die Basis für eine interprofessionelle
Zusammenarbeit und die Entwicklung der Bildung in der Praxis.
Moderatorin Dr. Sylvia
Kaap-Fröhlich, Leiterin Careum Bildungsentwicklung, wollte es von ihrer Gesprächsrunde noch
einmal genauer wissen: Ist digitales Lernen nun genial oder fatal? «Es ist ganz einfach normal»,
erwiderte Daniel Ammann, Leiter Höhere Fachschule Pflege am Bildungszentrum Gesundheit
und Soziales in Chur. Wenn die Welt immer digitaler werde, könne die Bildung nicht
hintenanstehen. Auch Monika Wieland, Bildungskoordinatorin am Kantonsspital Baden, pflichtete
bei: «Die Digitalisierung ist im Spitalalltag angekommen.» Und Kerstin Schmölzer,
Bildungsverantwortliche der Spitex Zürich Limmat, hob die Chancen der Digitalisierung speziell
für dezentrale Organisationsformen wie etwa die Spitex hervor.
Allerdings kommt dies
alles beim Patienten offenbar noch nicht an. «Es besteht die Gefahr, dass die Patienten die
Gesundheitsprofis digital überholen», sagte Hansueli Trüeb, Patientenvertreter vom
Diabetesclub Schweiz. Betroffene von Diabetes seien sehr digital unterwegs, in Spitälern fehle
jedoch manchmal das Verständnis für die digitalen Möglichkeiten.
Das Schlusswort
oblag Fabio Feubli, Chief Digital Officer von Careum. Er betonte, dass es sowohl konkrete
Digitalisierungsprojekte als auch die Vogelperspektive auf den digitalen Wandel braucht. Er
plädierte für eine Digitalisierung in «kleinen Häppchen»: «Ein kleines Stück Software kann einen
grossen Wandel verursachen.»
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