Seit 2019 untersucht die Nagra den geologischen Untergrund in den Regionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost mit Tiefbohrungen. Jetzt liegen erste Ergebnisse aus allen drei Regionen vor. «Die Resultate bestätigen, dass sich in allen drei Gebieten ein sicheres Tiefenlager bauen lässt», erklärt Tim Vietor, Leiter Geologie und Sicherheit von der Nagra-Geschäftsleitung. In allen drei Regionen besteht auch genügend Platz für die Anordnung eines Kombilagers, das heisst für ein Lager, in dem alle Abfallsorten (schwach-, mittel- und hochaktiv) entsorgt werden können.
In allen drei Regionen weist der Untergrund die richtigen Eigenschaften auf: Jede Region verfügt über eine mehr als hundert Meter dicke, sehr dichte und ruhig gelagerte Opalinustonschicht. Der Opalinuston ist das Tongestein, in dem das Tiefenlager dereinst gebaut werden soll, und die wichtigste Sicherheitsbarriere, die den radioaktiven Abfall langfristig einschliesst.
Ähnliches Wirtsgestein, Unterschiede bei den Rahmengesteinen
Es gibt aber auch Unterschiede zwischen den Regionen. So liegt die Opalinustonschicht nicht überall gleich tief. Und auch die Gesteinsschichten oberhalb und unterhalb des Opalinustons unterscheiden sich. Diese sogenannten Rahmengesteine können einen zusätzlichen Beitrag zum Einschluss der Abfälle leisten.
In der Region Jura Ost wird zurzeit in der Gemeinde Bözberg an zwei Orten gebohrt. Die erste Bohrung wird in Kürze abgeschlossen, die zweite Bohrung bis Ende des Jahres. Mit diesen zwei Bohrungen dürfte sich das Bild des Untergrunds für die bevorstehende Standortwahl vervollständigen. «Was wir bis jetzt gesehen haben, hat unser bisheriges Bild der Region bestätigt. Der Opalinuston ist in Jura Ost 120 Meter dick und sehr dicht. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir in diesem Gebiet keine weitere Bohrung benötigen», so Vietor.
Mit den Bohrungen in Trüllikon, Marthalen und der früheren Bohrung Benken ist auch das Bild des Untergrunds in Zürich Nordost vollständig. Allenfalls führt die Nagra in Zürich Nordost noch eine weitere Bohrung durch, um Detailfragen zu klären.
Nördlich Lägern bautechnisch besser geeignet als erwartet
Mit den Resultaten der ersten Tiefbohrung in Nördlich Lägern ist die Nagra zufrieden: Der Opalinuston ist sehr dicht. Oberhalb des Opalinustons wurde ein Korallenriff durchbohrt, das aber ebenfalls dicht ist.
Der Opalinuston liegt in Bülach tiefer als in den anderen Gebieten: in etwa 900 Metern. Positiv zu werten ist aber ein weiteres Resultat aus Bülach: «Wir gingen ursprünglich davon aus, dass diese Tiefe den Bau eines Tiefenlagers mit den vielen Stollen erschweren könnte. Die Untersuchungen haben nun gezeigt, dass der Bau eines Tiefenlagers auch in dieser Tiefe, und damit in diesem Gebiet, machbar ist», so Vietor. Komplett ist das Bild in Nördlich Lägern noch nicht. In der Gemeinde Stadel finden Anfang nächstes Jahr zwei weitere Tiefbohrungen statt.
Zahlreiche Laboranalysen und mindestens zwei Bohrungen stehen noch aus. Voraussichtlich im Jahr 2022 wird die Nagra bekanntgeben, für welchen Standort sie das Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager einreichen will. Die Standortwahl wird vom Bund geführt.
Weitere Auskünfte: Patrick
Studer, Leiter Medienstelle Nagra: 076 579 36 50,
Nagra, Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, Hardstrasse 73, Postfach 280, 5430 Wettingen
Die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) ist das technische Kompetenzzentrum der Schweiz für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern.
Die Betreiber der Kernkraftwerke sowie die Schweizerische Eidgenossenschaft (zuständig für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung) haben für diese Aufgabe 1972 die Nagra gegründet.
Sie ist einem klaren Ziel verpflichtet: Die radioaktiven Abfälle der Schweiz sollen sicher gelagert werden, so dass Mensch und Umwelt langfristig geschützt sind.
Die Pressemitteilung Zwischenstand Nagra-Tiefbohrungen wurde publiziert von Nagra am 04.11.2020 (Vierter November). Die Meldung Zwischenstand Nagra-Tiefbohrungen hat die ID News-HLP-44-1802814.
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